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Musikbegleitung mit Rhythmusinstrumenten in der Tagespflege

Die erstaunliche Heilkraft von Musik zeigt sich vor allem bei der Betreuung von dementiell veränderten Tagesgästen. Selbst Senioren, die sich tief in die Innenwelt zurückgezogen haben, können mit einer vertrauten Melodie erreicht werden.


Musikbegleitung mit Rhythmusinstrumenten in der Tagespflege


Definition:

  • Musik ist ein unverzichtbarer Weg, um insbesondere dementiell veränderte Senioren anzusprechen. Parallel zum Hören von Musik ist es stets unser Bestreben, die Tagesgäste auch aktiv am Musizieren zu beteiligen.
  • Leider ist nur eine Minderheit unserer Besucher in der Lage, ein Musikinstrument zu spielen. Dieses etwa, weil in jüngeren Jahren die Zeit oder das Geld für Unterricht fehlten. Oftmals ist die Fähigkeit zum Spielen komplizierter Instrumente (wie etwa einem Klavier) als Folge des mentalen Abbaus sukzessive verloren gegangen.
  • Rhythmusinstrumente bieten den Vorteil, dass sie auch ohne musikalisches Vorwissen genutzt werden können; insbesondere sind keine Notenkenntnisse erforderlich.

Grundsätze:

  • Musikangebote sollten immer auf die Fähigkeiten der Teilnehmergruppe abgestimmt werden. Das Denkvermögen von dementiell veränderten Senioren ist reduziert. Die Reaktionsfähigkeiten sind verlangsamt, das Kurzzeitgedächtnis und die Koordinationsfähigkeiten sind sehr eingeschränkt. Was jedoch oft unvermindert erhalten bleibt, ist die Liebe zur Musik.
  • Der spielerische Faktor hat Vorrang vor therapeutischen oder musikalischen Zielen. Die Musikbegleitung soll unseren Tagesgästen Spaß machen und nicht zur Pflicht werden.
  • Die Teilnahme an der Musikbegleitung ist freiwillig.
  • Tagesgäste sollen für gute Leistungen gelobt werden.
  • Wir legen Wert auf einen freundschaftlichen Umgang unter den Senioren. Der Übungsleiter wird daher Tagesgäste mit geringen Fähigkeiten vor Spott der anderen Tagesgäste in Schutz nehmen.

Ziele:

  • Wir nutzen die Musik, um unsere Tagesgäste zu aktivieren.
  • Die Spontanität und die Kreativität unserer Besucher werden gefördert.
  • Wir vermitteln unseren Senioren Erfolgserlebnisse.
  • Tagesgäste werden durch Gemeinschaftserlebnisse aus einer inneren Isolation befreit.
  • Wir bieten unseren Senioren die Möglichkeit, Emotionen auszudrücken.
  • Die Koordinationsfähigkeiten werden verbessert.
  • Die Aufmerksamkeit des Tagesgastes wird gefördert.
  • Chronisch kranke Senioren werden von ihren Schmerzen abgelenkt.
  • Wir wecken positive Erinnerungen.
  • Aggressionen werden abgebaut.

Vorbereitung:

Organisation

  • Als Übungsleiter setzen wir erfahrene Pflegekräfte, Ergotherapeuten oder Sozialpädagogen ein. Qualifikationen:
    • Erfahrungen in Gruppenarbeit
    • Kommunikationsfähigkeit
    • musikalische Grundkenntnisse
    • Kenntnisse über Lehrmethoden in der Erwachsenenbildung
    • Kenntnisse über gerontopsychiatrische Krankheitsbilder
  • Da die Musikbegleitung hohe Konzentration und Aufmerksamkeit erfordert, ist der Vormittag als Termin die beste Wahl. Die Musikbegleitung findet einmal in der Woche statt. Die Planung wird mit dem Pflegeteam und der Hauswirtschaft abgestimmt.
  • Die genauen Termine für die Musikbegleitung werden regelmäßig am schwarzen Brett und in der Kundenzeitung bekannt gegeben. Terminverschiebungen werden allen teilnehmenden Tagesgästen rechtzeitig mitgeteilt. Die Teilnehmer werden aufgefordert, geeignete Kleidung, ihr Hörgerät mit geladenen Batterien und ihre Brille mitzubringen.
  • Ideal ist eine Teilnehmerzahl von 6 bis 12 Tagesgästen. Wenn diese Größe deutlich überschritten wird, teilen wir die Tagesgäste in zwei Gruppen auf, um eine individuelle Betreuung sicherzustellen. Eine Gruppenteilung ist ebenfalls notwendig, wenn das Leistungsniveau innerhalb der Gruppe stark variiert.
  • Der Gruppenraum wird reserviert.
  • Ggf. kann ein Praktikant oder ein Zivildienstleistender bei der Durchführung des Sitztanzes mithelfen.
  • Ggf. können die Rhythmusinstrumente selbst von den Tagesgästen hergestellt werden.
  • Der Übungsleiter wählt die passenden Musikstücke aus. Ideal sind bekannte Melodien, insbesondere Tänze, Volksmusik oder Märsche.

Vorbereitung des Raumes:

  • Der Übungsleiter lüftet den Raum durch und stellt ggf. die Heizung an.
  • Ausreichend Stühle werden im Halbkreis aufgestellt. Ggf. werden in der Mitte Tische positioniert.
  • Der Raum wird mittels Tischdekoration freundlich gestaltet.

Material:

  • geeignete Rhythmusinstrumente, etwa
    • Cabasa
    • Tamburine
    • Schellenbäume
    • Schlagstäbe
    • Holzblocktrommel
    • Röhrentrommel
    • Kastagnetten
    • Guiro / Doppelguiro
    • Rasseln
    • Vibraslap
  • Falls nötig werden Griffvergrößerungen an den Instrumenten angebracht. Dieses ist vor allem bei Tagesgästen mit rheumatischen Erkrankungen u.Ä. erforderlich.
  • geeignete Getränke, auch für Diabetiker

Durchführung:

versammeln der Tagesgäste und Vorbereitungen treffen:  

  • Jeder Tagesgast wird von dem Übungsleiter begrüßt.
  • Der Übungsleiter legt eine Teilnehmerliste an.
  • Es wird sichergestellt, dass alle Tagesgäste ihr Hörgerät angeschaltet haben.
  • Das Telefon wird umgeleitet.
  • Neu hinzugekommene, seh- und hörgeschädigte Tagesgäste sollten in der Nähe des Übungsleiters sitzen.
  • Tagesgäste mit gleichen oder ähnlichen Instrumenten sollten in Gruppen zusammengesetzt werden. Die Tagesgäste können sich dann aneinander orientieren. Zudem fällt es dem Übungsleiter leichter, die Senioren zu instruieren.

Kriterien für die Zuteilung der Instrumente

Die Instrumente werden so verteilt, dass der jeweilige Tagesgast mit der Bedienung weder über- noch unterfordert wird.

  • Bei Hemiplegie-Patienten sollten Instrumente eingesetzt werden, die von der mehr betroffenen Hand gehalten werden müssen, während die weniger betroffene Hand darauf spielt. Ideal sind deshalb Tamburine oder kleine Trommeln. Rasseln oder Schellenbäume, die sich einhändig nutzen lassen, sollten nicht für diese Patientengruppe genutzt werden.
  • Sehr laute Instrumente, die andere Instrumente übertönen können, müssen sehr präzise gespielt werden. Sie sind daher vor allem für mental wenig beeinträchtigte Senioren geeignet.
  • Dementiell deutlich erkrankte Senioren sollten vor allem Holz- und Geräuschinstrumente erhalten, etwa Rasseln. Sie stören die Melodie nicht, haben eine moderate Lautstärke und erfordern kein präzises Timing.
  • Senioren mit Hörbehinderungen sollten Instrumente mit tiefer Tonlage erhalten, insbesondere also Holzinstrumente oder Handtrommeln. Sie können diese zumeist besser hören.

Musik hören und begleiten

  • Zunächst geben wir den Tagesgästen die Möglichkeit, sich mit dem Instrument vertraut zu machen. Wir achten insbesondere darauf, dass auch zurückhaltende Tagesgäste ihr Instrument einmal testweise spielen.
  • Bei einem neuen Musikstück gibt der Übungsleiter Informationen etwa über den Interpreten, das Erscheinungsjahr und die Entstehungsumstände.
  • Ein neues Musikstück kann zunächst einmal komplett angehört werden. Erst im nächsten Durchgang werden die Tagesgäste dann aufgefordert, ihre Instrumente zu spielen.
  • Bei der Form der Begleitung gibt es zwei Optionen:
    • Die Tagesgäste können improvisieren und die rhythmische Begleitung eigenständig gestalten.
    • Der Übungsleiter gibt den Einsatz vor und steuert wie ein Dirigent die Teilnehmer.
  • Wenn einzelne Tagesgäste mit ihren (lauten) Instrumenten andere Senioren übertönen, bittet der Übungsleiter um etwas Zurückhaltung.

Spiele mit Instrumenten

Zusätzlich zur rhythmischen Begleitung spielen wir auch verschiedene Spiele. Etwa:

  • Instrumentenraten: Der Übungsleiter versteckt ein Instrument unter einem dünnen Stofftuch und spielt es. Die Tagesgäste müssen nun erraten, um welches Instrument es sich handelt. Der Senior, dessen Antwort richtig ist, erhält das Instrument und darf es in der Übungsstunde spielen.
  • Instrumentenpantomime. Der Übungsleiter stellt pantomimisch das Spielen auf verschiedenen Instrumenten dar. Die Tagesgäste müssen nun erraten, um welches Instrument es sich handelt. Wenn ein Senior richtig antwortet, erhält er das Instrument.

weitere Maßnahmen

  • Den Tagesgästen wird regelmäßig etwas zu Trinken angeboten.
  • Der Übungsleiter baut immer wieder Bewegungsübungen in den Ablauf ein.
  • Der Schwierigkeitsgrad wird so gewählt, dass die Tagesgäste weder unter- noch überfordert werden.
  • Der Übungsleiter hält Blickkontakt zu allen Tagesgästen.
  • Der Übungsleiter macht immer wieder darauf aufmerksam, dass nicht die perfekte Umsetzung entscheidend ist, sondern das Maß, mit dem sich jeder einbringt.
  • Es werden regelmäßig Pausen gemacht und Platz für Diskussionen gelassen. Alternativ kann ein Gedicht vorgetragen oder Witze erzählt werden.

Nachbereitung:

  • Der Übungsleiter vermerkt, welche Musikstücke auf positive oder auf negative Resonanz stießen. Dieses wird bei der Auswahl für die nächste Stunde berücksichtigt.
  • Der Raum wird gelüftet und aufgeräumt.
  • Relevante Beobachtungen werden an die Angehörigen weitergegeben.
  • Die Übungsstunde wird protokolliert.

Dokumente:

  • Dokumentationsbogen für Beschäftigungsangebote in der Tagespflege

Verantwortlichkeit / Qualifikation:

  • Übungsleiter