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Standard
"Nutzung eines Rollators"
Noch
vor 20 Jahren wurden Rollatoren als Raritäten bestaunt. Heute gehören
sie zum Straßenbild. Die fahrbaren Gehhilfen sichern vielen Betroffenen
die Mobilität. Allerdings ist die Nutzung nicht immer risikolos.
Standard "Nutzung eines
Rollators"
Definition:
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Ein Rollator (oder "Gehwagen") unterstützt
bewegungseingeschränkte Bewohner beim Gehen, etwa im Wohnbereich, beim
Einkaufen oder beim Spazieren im Freien.
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Ein Rollator besteht aus einem Rahmengestell
mit zwei Handgriffen, an denen sich der Betroffene festhalten kann.
Durch die vier Räder kann der Rollator geschoben werden. Mit je einer
Bremse an beiden Handgriffen kann der Rollator gestoppt werden.
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Viele Modelle verfügen darüber hinaus über
einen Korb, in dem z.B. kleinere Einkäufe transportiert werden.
Zusätzlich ist oftmals eine Sitzfläche angebracht, die der Bewohner
nutzen kann, wenn die Kräfte nachlassen.
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In unserer Einrichtung gibt es neben den
vierrädrigen Rollatoren auch sog. "Deltaräder". Diese haben lediglich
drei Räder und sind leichter zu steuern. Allerdings können Deltaräder
leichter umkippen als vierrädrige Modelle.
Grundsätze:
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Wir stehen der Nutzung eines Rollators positiv
gegenüber. Er verbessert die Lebensqualität des Bewohners. Zudem erhöht
ein Rollator die Mobilität des Bewohners und reduziert gleichzeitig das
Risiko eines Sturzes.
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Ein privat beschaffter Rollator ist für viele
Senioren immer auch ein Statussymbol; dieses insbesondere bei teureren
Modellen. Entsprechend vorsichtig gehen wir mit diesen Geräten um.
Ziele:
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Der Bewohner ist in der Lage, sich eigenständig
innerhalb und außerhalb der Einrichtung zu bewegen.
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Ein Sturz wird vermieden.
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Es ist immer sichergestellt, dass der Rollator
funktionsfähig ist.
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Die physischen Ressourcen des Bewohners werden
weder über- noch unterfordert.
Vorbereitung:
Indikation
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Für die Benutzung eines Rollators muss der
Bewohner über verschiedene Ressourcen verfügen. Eine sorgfältige
Prüfung ist insbesondere erforderlich, wenn der Bewohner erstmals einen
Rollator benutzt.
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Der Bewohner muss über ausreichende
Kraftreserven verfügen, um den Körper in der Vertikalen zu halten.
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Der Bewohner sollte eine ausreichende
Körperkontrolle, also vor allem "Gangsicherheit", besitzen.
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Die Sehkraft und das Hörvermögen des Bewohners
sollten ausreichend sein, um sich innerhalb oder außerhalb der
Einrichtung zu bewegen. Wir legen besonderen Wert auf die Fähigkeit,
sich ggf. im Straßenverkehr zu bewegen.
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Wir prüfen, ob der Bewohner in der Lage ist,
sich auf die Sitzfläche des Rollators zu setzen. Viele Senioren haben
Probleme, beim Absinken auf die Sitzfläche und später beim Aufstehen
das Gleichgewicht zu halten.
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Wir beachten, dass ein Rollator den
Mobilitätsradius von dementiell erkrankten Senioren steigert. Wir
prüfen, ob der Bewohner Weglauftendenzen zeigt. Wir passen ggf. unsere
Sicherungsmaßnahmen an.
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Für viele Betroffene sind die ersten Tage mit
einem Rollator sehr euphorisierend, da sich nach Wochen der Immobilität
schlagartig der Aktionsradius vergrößert. Es ist dann auch die Aufgabe
der Pflegekräfte, übermotivierte Senioren zu bremsen.
Organisation
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Wir stellen sicher, dass das ausliefernde
Sanitätshaus den Bewohner ausreichend in die Bedienung einweist.
(Problem: Immer mehr Rollatoren werden beim Discounter oder über das
Internet beschafft.)
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Wir stellen sicher, dass die Betriebsanleitung
so abgelegt wird, dass wir sie ggf. schnell finden können.
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Wir prüfen, ob der Rollator funktionsfähig ist.
Neben dem Zustand der Bereifung ist insbesondere die korrekte
Einstellung der Handbremsen sehr wichtig. Kleinere Korrekturen kann
ggf. unser Hausmeister durchführen. Bei komplexen Reparaturen wird der
Hersteller bzw. das ausliefernde Sanitätshaus kontaktiert.
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Die Höhe der Griffe des Rollators müssen
folgendermaßen eingestellt werden: Die Ellenbogen des Bewohners sollten
leicht angewinkelt sein, ca. 20 Grad, dann sollten sich die Oberkanten
der Griffe etwa 2 bis 3 cm höher als die Hohlhand befinden. Die Griffe
müssen auf jeden Fall unterhalb des Handgelenkes sein. Vorteilhaft ist
es ebenfalls sie etwas nach außen zu stellen.
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Vor jeder Benutzung werden die Schiebegriffe
und die Rahmenverriegelungsteile überprüft. Wir stellen sicher, dass
der Zustand und der Luftdruck der Reifen stimmen (bei Modellen mit
luftbereiften Rädern). Die einwandfreie Funktion der Bremsen wird
kontrolliert. Die Pflegekraft prüft die Gehhilfe auf offensichtliche
Beschädigungen.
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Einmal im Monat werden alle beweglichen Teile
gesäubert und evtl. leicht eingeölt. Die Kugellager der Räder sind
beidseitig verkapselt und brauchen i.d.R. nicht geschmiert zu werden.
Wir prüfen zudem alle Schraubverbindungen auf festen Sitz.
Durchführung:
Nutzung der
Sitzfläche
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Die Sitzfläche ist dafür konzipiert, einen
Bewohner aufzunehmen, wenn dessen Kräfte nachlassen und keine andere
Sitzmöglichkeit verfügbar ist. In keinem Fall wird ein Rollator als
"Ersatz-Rollstuhl" genutzt.
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Der Bewohner soll zuerst die Feststellbremsen
betätigen, damit der Rollator nicht wegrollen kann. Dann kann sich der
Bewohner mit dem Rücken zur Fahrtrichtung auf den Sitz setzen. Er sitzt
folglich "rückwärts".
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Der Sitz eines Rollators ist vergleichsweise
unbequem. Überdies steigt aufgrund der ungünstigen Druckverteilung das
Dekubitus-Risiko.
Überwinden von
Hindernissen
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Beim Überfahren von Hindernissen wie etwa
Rampen, Stufen o.Ä. muss der Bewohner sehr vorsichtig sein. Ggf. soll
er sich von einer Pflegekraft helfen lassen.
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Wir erläutern dem Bewohner, dass er Hindernisse
wie etwa Bordsteine oder Zugübergänge vermeiden sollte. Alternativ soll
er umstehende Passanten um Hilfe bitten.
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Wenn der Bewohner eine Türschwelle überwinden
muss, sollte er schräg an die Schwelle heranfahren. Er kann nun die
Vorderräder "einzeln" über die Schwelle heben.
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Wenn eine Bordsteinkante überquert werden soll,
fährt der Bewohner an die Bordsteinkante heran und betätigt dann die
Handbremsen. Er kann nun den Rollator ohne großen Kraftaufwand über die
hinteren Räder kippen und dann die vorderen Räder auf Höhe der Kante
anheben. Nun löst der Bewohner die Bremsen und schiebt den leicht
gekippten Rollator vollständig an die Kante des Bordsteins heran. Er
kann dann auch mit den hinteren Rädern das Hindernis überwinden. In
keinem Fall sollte der Bewohner einen Bordstein überwinden, indem er
rückwärts geht und den Rollator über die Kante zieht.
sichere Nutzung
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Der Rollator darf nicht als Tritthocker oder
als Transportmittel für schwere Lasten verwendet werden.
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Der Bewohner darf den Rollator nur auf ebenem
und horizontalem Untergrund verwenden.
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Das Zusammen- bzw. das Auseinanderfalten sollte
eine Pflegekraft oder ein Angehöriger übernehmen. Es besteht das
Risiko, dass sich der Bewohner die Finger oder andere Körperteile
einklemmt.
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Der Bewohner soll extreme Körperbewegungen
vermeiden. Er soll sich also nicht nach vorne, nach hinten oder zur
Seite über den Rollator hinaus beugen.
Reinigung und
Desinfektion
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Zur Reinigung der Rahmenteile nutzen wir warmes
Wasser mit etwas Seifenlösung. Alternativ kann ein handelsübliches
Reinigungsmittel verwendet werden.
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Die Kunststoffteile säubern wir mit
handelsüblichen Kunststoffpflegemitteln.
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Die Räder werden mit einer feuchten Bürste mit
Kunststoffborsten gereinigt. Es wird keine Drahtbürste verwendet.
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Wenn der Rollator einem anderen Bewohner
zugewiesen wird, erfolgt zuvor eine Desinfektion. Die Handgriffe sowie
die Sitzfläche werden dafür mit einem handelsüblichen
Flächendesinfektionsmittel behandelt.
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Die Rahmenteile können mit einem feuchten Tuch
abgewischt werden. Bei stärkeren Verunreinigungen nutzen wir ein mildes
Reinigungsmittel.
Nachbereitung:
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Die Pflegeplanung wird regelmäßig angepasst.
Wir berücksichtigen dabei die zahlreichen Ressourcen, die sich aus der
verbesserten Mobilität ergeben. Wir achten aber auch auf die Gefahren,
wie etwa das erhöhte Sturz- und Unfallrisiko.
Dokumente:
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Pflegeplanung.
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Betriebsanleitung des Rollators.
Verantwortlichkeit
/ Qualifikation:
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