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Standard "Pflege von Bewohnern mit Salmonellose"

Salmonellen haben viel Geduld. In einer Gefriertruhe können sie monatelang überleben, in Kotrückständen immerhin noch einige Wochen. Richtig munter werden die Keime erst, wenn sie es in einen menschlichen Körper schaffen. Schon nach wenigen Stunden kann die Krankheit ausbrechen. Sie finden bei uns alle Standards für die Infektionsprophylaxe sowie zur Pflege von betroffenen Senioren.


Standard "Pflege von Bewohnern mit Salmonellose"


Definition:

  • Salmonellen sind Stäbchenbakterien aus der Familie Enterobacteriaceae. Es gibt über 2000 verschiedene Varianten. Diese Einzeller sind relativ resistent gegenüber Umwelteinflüssen. Eine Infektion mit Salmonellen ("Salmonellose") führt zu Erbrechen und zu wässrigem Durchfall. Die Inkubationszeit beträgt 5 Stunden bis max. drei Tage. Für jüngere Menschen ist die Erkrankung zumeist ungefährlich, bei Senioren kommt es mitunter zu Komplikationen und zu ggf. tödlichen Verläufen.
  • Infektionsquellen sind zumeist kontaminierte Lebensmittel, vor allem Fleisch, Milch, Muscheln, Eier und die daraus hergestellten Produkte. Voraussetzung für eine Ansteckung sind oft hygienische Mängel bei der Zubereitung bzw. Verarbeitung. Dazu zählen Unterbrechungen der Kühlkette sowie Defizite hinsichtlich der Erhitzung der Speisen. Ein weiterer Übertragungsweg verläuft fäkal-oral, also durch Kontakt der Hände mit infiziertem Stuhl.
  • Auch nach völligem Verschwinden der Symptome kann ein ehemals Erkrankter noch Keime ausscheiden und somit andere Menschen infizieren. Dieses kann mehrere Wochen anhalten ("Dauerausscheider").

Grundsätze:

  • Salmonellose ist vermeidbar. Wir legen daher größten Wert auf eine lückenlose Lebensmittelhygiene.
  • Ein Dauerausscheider unter den Mitarbeitern - in der Küche ebenso wie in der Pflege - ist eine immense Gefahr für die Gesundheit. Eine Beschäftigung ist bis zur nachweislichen Gesundung ausgeschlossen.
  • Wir halten engen Kontakt zum Hausarzt und sprechen alle Maßnahmen mit diesem ab.
  • Alle Beobachtungen und Vitaldatenmessungen werden sorgfältig dokumentiert.
  • Im Zweifelsfall werden wir immer einen Notarzt rufen, um akut lebensbedrohlichen Gesundheitsrisiken zu begegnen.

Ziele:

  • Die Salmonellose heilt komplikationslos aus.
  • Mitbewohner, Angehörige und Pflegekräfte werden vor einer Ausbreitung der Infektion geschützt.
  • Der Bewohner erleidet möglichst wenig Schmerzen.
  • Die Stuhlausscheidung normalisiert sich.
  • Der Bewohner wird vor einer Dehydratation geschützt.
  • Ein Elektrolytmangel wird vermieden.

Vorbereitung:

Symptombeobachtung:

Wir achten auf Symptome, die für eine Salmonelleninfektion sprechen:

  • Erbrechen, Übelkeit
  • plötzliche wässrige Durchfälle, selten mit Blutbeimengung
  • krampfartige Bauchbeschwerden
  • Kreislaufinsuffizienz aufgrund des Verlustes von Flüssigkeit und Elektrolyten
  • subfebrile Körpertemperatur, ggf. Fieber

Durchführung:

Wenn ein Bewohner an Salmonellose erkrankt, wählen wir in Abhängigkeit vom Krankheitsbild unter folgenden Maßnahmen:


Ernährung

  • Die Versorgung mit Flüssigkeit und mit Elektrolyten wird erhöht.
  • Der Bewohner erhält frisch zubereiteten Tee, Bouillon und ggf. auch Schleimsuppe.
  • Wir bieten dem Bewohner ggf. trockene Salzkekse an.
  • Bei schweren Durchfällen bitten wir den Hausarzt um ein Rezept für Trinklösungen mit Elektrolytzusätzen.
  • Ggf. legen wir eine Flüssigkeitsbilanzierung an.
  • Wir prüfen die Notwendigkeit von (subkutanen) Infusionen, um die Flüssigkeitszufuhr zu erhöhen.
  • In den ersten beiden Tagen kann ggf. auf Nahrung (aber nicht auf Flüssigkeit!) verzichtet werden, danach sollte zunächst auf leicht verdauliche Speisen in kleinen Portionen zurückgegriffen werden. Etwa:
    • zerriebene Äpfel ohne Schale (Zufuhr von Vitaminen, Pektinen sowie von Kohlenhydraten)
    • zerdrückte Bananen (Zufuhr von Elektrolyten, von Vitaminen sowie von Kalorien)
  • Der Kostaufbau nach Abklingen der Symptome erfolgt Schritt für Schritt hin in Richtung Normalkost. Dabei wird stets überprüft, wie der Bewohner auf die Zufuhr reagiert.
  • Bei Brechdurchfall wird der Verdauungstrakt konsequent entlastet. Der Bewohner soll nur Tee und Zwieback zu sich nehmen.
  • Der Bewohner soll stuhlanregende Getränke wie etwa Kaffee, Apfelsaft oder Milch meiden.

Pflegemaßnahmen

  • Wenn der Kreislauf des Bewohners stark geschwächt ist, finden alle Pflegemaßnahmen, wie etwa das Waschen, im Bett statt.
  • Wenn der Bewohner unter starken Durchfällen leidet, wird die Inkontinenzversorgung angepasst.
  • Ggf. wird ein Toilettenstuhl neben dem Bett des Bewohners aufgestellt. Der Sitzring wird nach jeder Benutzung desinfiziert.
  • Bewohner mit Gang- oder mit Kreislaufschwierigkeiten werden stets auf die Toilette begleitet. Wir beachten, dass die Sturzgefährdung bei Erkrankten ggf. erhöht ist.
  • In den ersten Tagen der Erkrankung ist zumeist Bettruhe notwendig. Die entsprechenden Maßnahmen zur Dekubitus-, Pneumonie- und Thromboseprophylaxe werden entsprechend intensiviert.
  • Wir achten darauf, wie lange das Fieber anhält. Wenn der Betroffene länger als drei Tage an Fieber leidet, sollte ein septischer Verlauf ausgeschlossen werden.
  • Bei immobilen Bewohnern wird darauf geachtet, dass die Klingel leicht zu erreichen ist.
  • Die Analregion wird nach jedem Stuhlgang gründlich gesäubert und getrocknet. Dafür werden ggf. Feuchttücher verwendet. Alternativ kann Toilettenpapier mit Leitungswasser befeuchtet werden.
  • Mindestens dreimal pro Tag sollte der Analbereich mit Panthenolsalbe gepflegt werden. Häufiges Waschen sowie Schleimhautdesinfektionen sollten in diesem Bereich während der Krankheit vermieden werden.
  • Wenn der Bewohner unter Bauchschmerzen leidet, lindern wir die Beschwerden mit einer Wärmflasche oder mit feucht-warmen Bauchwickeln. Die Bauchdecke entspannen wir mittels einer Knierolle.

Kleidung

  • Wir raten dem Bewohner zu Kleidungsstücken (insbesondere zu Hosen), die sich schnell öffnen lassen.
  • Während einer Infektion empfehlen wir dem Bewohner das Tragen von pflegeleichter Kleidung, die sich zu einem möglichst hohen Anteil bei 60°C waschen lässt.
  • Kontaminierte Kleidung ist als solche zu kennzeichnen. Der Transport erfolgt in keimdichten Säcken.
  • Kleidung, die sich nur mit 40°C waschen lässt, wird mit einem desinfizierenden Waschmittel gereinigt. Über die Notwendigkeit dieser Maßnahme wird die Wäscherei informiert.

Hygienemaßnahmen

  • Für Erkrankte werden eigene Toiletten ausgewiesen, die nur von ihnen aufgesucht werden dürfen.
  • Pflegekräfte tragen bei jeder Pflegetätigkeit Einmalhandschuhe, Schutzkittel und Einmalschürzen.
  • Nach jedem Kontakt mit infizierten Bewohnern erfolgt eine hygienische Händedesinfektion.
  • Alle Flächen und Gegenstände, mit denen erkrankte Bewohner in Kontakt kommen, werden regelmäßig desinfiziert.
  • Wir bitten den Bewohner, verstärkt auf die eigene Hygiene zu achten. Insbesondere sollte sich der Bewohner nach jedem Stuhlgang und Urinlassen die Hände sorgfältig waschen und desinfizieren.
  • Mitarbeiter, die an Salmonellose erkrankt sind, dürfen erst dann wieder in der Pflege oder in der Hauswirtschaft eingesetzt werden, wenn eine Infektionsgefahr ärztlich ausgeschlossen wurde.

medizinische Maßnahmen

  • Auf einen Antibiotikaeinsatz kann zumeist verzichtet werden, sofern keine Komplikationen wie etwa eine Sepsis auftreten. Zudem begünstigen Antibiotika die Dauerausscheidung von Salmonellen.
  • Falls doch Antibiotika notwendig sind, kann als Folge eine Sprosspilzinfektion ("Soor") auftreten. Auf entsprechende Symptome wird verstärkt geachtet.
  • Der Erregernachweis gelingt nur über den Stuhl. Eine Probe muss nach der Entnahme unverzüglich ins Labor gebracht werden.
  • Die Darmperistaltik kann mit hemmenden Medikamenten wie etwa Imodium herabgesetzt werden.
  • Falls schwere Komplikationen auftreten, die unsere pflegerischen Fähigkeiten übersteigen, leiten wir die Überweisung ins Krankenhaus ein.
  • Nach Abklingen der Symptome klären wir, ob die Darmflora mit einem geeigneten Medikament saniert werden muss.

weitere Maßnahmen

  • Fälle oder Verdachtsfälle einer Salmonellose unterliegen der Meldepflicht. Voraussetzung ist, dass mindestens zwei Bewohner (mutmaßlich) erkrankt sind und diese beiden Fälle möglicherweise in einem Zusammenhang stehen. Bei Erkrankungen von Küchenpersonal ist bereits ein Fall meldepflichtig.

Nachbereitung:

Dokumentation

Wir ermitteln und dokumentieren den Gesundheitszustand. Wichtige Kriterien sind:

  • Flüssigkeitszufuhr / Flüssigkeitsbilanz
  • Körpertemperatur / Fieber
  • geblähter Bauch
  • mangelnder Appetit
  • allgemeine Schwäche
  • Puls und Blutdruck
  • Hautbeschaffenheit
  • Orientierungszustand und Bewusstseinslage
  • Schmerzempfinden
  • Anzahl der Stuhlgänge und ggf. geschätzte Stuhlmenge
  • Farbe des Stuhls und ggf. Blutbeimengungen
  • Gewicht des Bewohners

Prognose

  • Das Krankheitsbild lässt i.d.R. innerhalb von fünf bis sieben Tagen schrittweise nach.
  • Bei jedem 20. Betroffenen gelangen Salmonellen in die Blutbahn. Es kommt ggf. zu Komplikationen an Organen außerhalb des Darms. Betroffene erleiden dann ggf. Lungen-, Nieren- und Leberabszesse. Weitere Komplikationen sind Gelenks- und Knochenentzündungen. Bewohner haben hohes Fieber, Schüttelfrost und ggf. einen Kollaps.
  • Bei AIDS-Patienten kann es als Folge einer Salmonelleninfektion zu einer Pneumonie kommen. Diese gravierende Form der Salmonellen-Infektion verläuft oftmals tödlich.
  • In seltenen Fällen kann es zu neurologischen Erkrankungen, zu einer Perikarditis sowie zu einer Gelenkentzündung kommen.
  • Tödliche Verläufe treten i.d.R. nur bei sehr geschwächten Senioren mit weiteren Grunderkrankungen auf.
  • Eine durchgemachte Erkrankung führt i.d.R. zu keiner Immunität.

weitere Maßnahmen

  • Dem Bewohner wird die Gelegenheit gelassen, Schlaf nachzuholen.
  • Ggf. wird die Pflegeplanung aktualisiert.
  • Der Zeitpunkt für die Mobilisierung sollte sorgfältig gewählt werden. Der Bewohner darf erst dann körperlich belastet werden, wenn er wieder Kräfte gesammelt hat und insbesondere Flüssigkeitsverluste ausgeglichen sind.

Dokumente:

  • Berichtsblatt
  • Vitalzeichenkontrollblatt
  • ggf. Fieberkurve
  • Trinkprotokoll / Bilanzierungsbogen
  • Durchführungsnachweis
  • Leistungsnachweis medizinische Pflege
  • Fragen an den Arzt
  • Pflegeplanung

Verantwortlichkeit / Qualifikation:

  • alle Pflegekräfte