Diese Seiten wurden für Smartphones optimiert.
Für die PC-Version
klicken Sie bitte hier.
Standard
"Vermeidung, Erkennung und Pflege von septischen Wunden"
Selbst ohne Komplikationen erfordert die
Wundversorgung bei Senioren viel Fachwissen und Geduld. Eine
Wundinfektion kann diesen Heilungsprozess erheblich verzögern
und den alten Menschen sogar in ernste Gefahr bringen. Unser
Standard beleuchtet besonders diese Wundheilungsstörung.
Standard "Vermeidung, Erkennung und
Pflege von septischen Wunden"
Definition:
-
Chronische Wunden sind
fast durchweg mit Keimen besiedelt, was allerdings in den meisten Fällen
zu keiner Entzündung führt. Wenn jedoch die Wunde schlecht durchblutet
ist oder sich Taschen ausbilden, können sich die Keime ungehindert
vermehren.
-
Die Infektion einer Wunde führt
zunächst zu Schwellungen, Rötungen, lokaler Wärmeentwicklung und
Schmerzen. Wenn eine Therapie unterbleibt, treten im späteren
Infektionsverlauf Allgemein-Symptome auf wie etwa Fieber. Letztlich kann
die Infektion auch zu einer Sepsis führen, also einer Allgemeininfektion
des Körpers.
Grundsätze:
-
Jede Entzündung einer Wunde erfordert eine
ärztliche Untersuchung.
-
Keine Wunde ist sicher vor einer Infektion.
Selbst zunächst aseptische Wunden können sich entzünden.
-
Wir legen großen Wert auf eine kollegiale
Zusammenarbeit mit den Hausärzten.
-
Pflegekräfte dürfen Maßnahmen zur
Wundreinigung nur dann durchführen, wenn sie entsprechend
qualifiziert sind und eine Einweisung durch den Hausarzt
durchgeführt wurde.
-
Fragen zur Delegation ärztlicher Maßnahmen
(etwa bei der Wundreinigung) werden mit dem Hausarzt diskutiert. Wir
bestehen darauf, dass unsere Pflegekräfte rechtlich abgesichert
sind. Wenn nicht klar ist, ob eine durchzuführende Maßnahme
delegierbar ist, verweigern wir die Durchführung und lassen die
Maßnahme vom Arzt durchführen.
-
Wenn sich die Wunde in einem Maß
verschlimmert, dass sie mit unseren pflegerischen Mitteln nicht mehr
kontrolliert werden kann, wird der Bewohner in ein Krankenhaus
überwiesen.
Ziele:
-
Eine Wundinfektion soll vermieden werden.
-
Eine beginnende Wundinfektion soll frühzeitig
erkannt und medizinisch behandelt werden.
-
Eine vorhandene Wundinfektion soll
schnellstmöglich ausheilen.
-
Der Bewohner soll keine Schmerzen haben.
-
Die Durchblutung der Wunde muss wieder
hergestellt werden.
-
Nekrotisches Gewebe muss entfernt werden.
-
Die Wunde muss kontinuierlich sauber gehalten
werden.
-
Die Immunabwehr muss gestärkt werden.
-
Eine Verschleppung des Keimes muss verhindert
werden.
Vorbereitung:
Organisation
-
Wir bilden unsere Fachkräfte regelmäßig zum
Thema Wundversorgung fort und halten aktuelle Fachliteratur bereit.
-
Wir benennen einen Wundbeauftragten, der eine
entsprechende Weiterbildung erhält.
-
Wir bitten den Hausarzt um eine
Bedarfsmedikation zur Schmerzbehandlung.
Beachtung von Risikofaktoren
Wir kontrollieren stets, ob
eventuell vorhandene Risikofaktoren eine Wundinfektion begünstigen.
Diese sind:
-
schlechte Durchblutung
-
Nekrosen und Wundbeläge
-
großflächige Gewebeschäden
-
Taschenbildung und tiefe Wundhöhlen
-
Fremdkörper in der Wundhöhle
-
Mangelernährung, Exsikkose
-
Lage der Wunde in der Nähe von
Ausscheidungsorganen
-
hohes Lebensalter
-
bösartige Tumore
-
bekannte Stoffwechselerkrankungen
-
schlechter Allgemeinzustand
-
Immunschwäche
Einteilung der Wunde in
Kontaminationsgrade
Wir unterscheiden drei
Kontaminationsgrade:
-
Aseptische Wunden sind frei von
Keimbesiedelung. Von einer Asepsis kann ausgegangen werden, wenn die
Wunde etwa nach einer Operation unter sterilen Arbeitsbedingungen
per Naht verschlossen wurde. Solche Wunden verfügen zumeist über
glatte Wundränder und heilen zumeist schnell und komplikationsfrei
ab.
-
Bei möglicherweise kontaminierten Wunden
fehlt der Nachweis einer Infektion noch, allerdings kann diese
Entzündung jederzeit eintreten. Riskant sind vor allem
Verbrennungswunden, suprapubische Blasenfisteln oder Tracheostoma.
Solche Wunden werden daher mit der gleichen Sorgfalt versorgt, wie
es bei definitiv entzündeten Wunden notwendig wäre.
-
Septische Wunden sind nachweislich mit Keimen
besiedelt. Dieses kann aus der Wundentstehung folgen, etwa bei
Bisswunden oder Schnittwunden durch verschmutzte Gegenstände. Häufig
jedoch entwickelt sich die Wundinfektion im Rahmen einer
Wundheilungsstörung. Eine zunächst noch aseptische Wunde wird also
durch Keimbesiedlung zur septischen Wunde.
Beobachtung der Wunde
Wir beobachten jede Wunde und
kontrollieren, ob sich diese entzündet hat. Anzeichen dafür sind:
-
unangenehmer Geruch des Wundsekrets (jauchig
und faulend)
-
dickflüssiges Wundsekret
-
Farbe des Wundsekrets wechselt zu bräunlich,
grünlich oder gelblich.
-
Bei potentiell kritischen Wunden bitten wir
den Hausarzt um eine wöchentliche Wundvisite.
-
Um Veränderungen objektiv auswerten zu
können, legen wir eine Fotodokumentation an.
Durchführung:
Versorgung einer septischen Wunde
-
Wir befolgen die Vorgaben der jeweiligen
Standards wie etwa "allgemeine Wundreinigung", "Wundbehandlung Ulcus
cruris venosum" oder "Standard Wundbehandlung Dekubitus".
-
Folgende Besonderheiten sind zu beachten:
-
Damit keine Keime von der infizierten
Wunde auf die gesunde Haut übertragen werden, wird das
betreffende Areal kreisförmig von außen nach innen desinfiziert
(und nicht wie sonst kreisförmig von innen nach außen).
-
Wir prüfen die frühzeitige Versorgung der
Wunde mit Silber-Aktivkohle oder Alginaten.
-
Eine Verabreichung von Schmerzmitteln vor
jedem Verbandswechsel ist fast immer notwendig.
-
Medikamentengaben und Spülungen erfolgen
strikt nach den Vorgaben des Arztes.
-
Wenn die Infektion nach operativen
Eingriffen erfolgt, kann es notwendig werden, vor einer
Reinigung der Wunde Fäden oder Klammern zu entfernen. Dieses ist
aber immer Aufgabe des Arztes. Pflegekräfte haben jede derartige
Manipulation zu unterlassen.
-
Wir regen an, einen Abstrich zur
mikrobiologischen Untersuchung vorzunehmen.
-
Wir sprechen den Arzt an, ob die
Notwendigkeit des Einsatzes von Antibiotika besteht.
Dokumentation der Wundinfektion
Wir dokumentieren alle relevanten
Informationen. Etwa:
-
Vitaldaten wie Körpertemperatur, Puls,
Blutdruck
-
Schmerzäußerungen
-
Entzündungszeichen wie Funktionsstörungen,
Überwärmung, Schwellungen usw.
-
Zustand der Wundränder, also Spannung,
Nekrosenbildung usw.
-
Lokalisation der Wunde
-
Größe und Tiefe der Wunde
-
Sekretion
-
ggf. vorliegende Informationen zum Keim,
insbesondere bekannte Resistenzen
-
Impfzustand des Bewohners, insbesondere
Tetanusschutz
-
Zeitpunkt, wann die Infektion der Wunde
bemerkt wurde.
-
Art der bislang durchgeführten Therapie
-
Bereitschaft des Bewohners, sich an der
Behandlung zu beteiligen
Nachbereitung:
-
Alle Maßnahmen werden sorgfältig
dokumentiert.
-
ggf. wird die Pflegeplanung angepasst.
Dokumente:
-
Wunddokumentation
-
ärztliches Verordnungsblatt
-
Kommunikationsblatt mit dem Arzt
-
Pflegeplanung
Verantwortlichkeit /
Qualifikation:
|