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Standard "Sinnesstimulierungs- und Entspannungstherapie"

Das Snoezelen-Prinzip ist - von der Cherry-Tomate mal abgesehen - der wohl wichtigste Beitrag der Niederlande zur heutigen Altenpflege. Wir zeigen Ihnen, wie Sie diese Technik als "Sinnesstimulierungs- und Entspannungstherapie" in der täglichen Arbeit mit dementiell erkrankten Senioren planen und durchführen können. In dieser Textvorlage haben wir uns dazu entschlossen, den Begriff "Snoezelen" nicht zu nutzen, da dieser markenrechtlich geschützt ist. Wir verwenden stattdessen die Bezeichnung "Sinnesstimulierungs- und Entspannungstherapie" kurz "SET".


Standard "Sinnesstimulierungs- und Entspannungstherapie"


Definition:

Die Sinnesstimulierungs- und Entspannungstherapie (kurz "SET") beschreibt ein Konzept, dass auf dem Anbieten von verschiedenen Reizen basiert. Dazu zählen Licht, Musik und Geräusche, Gerüche und geschmackliche Anregungen. Damit sich der Bewohner auf diese sensorischen Eindrücke konzentrieren kann, wird er für die Dauer der Therapie von äußeren Reizen weitgehend abgeschottet. Für die SET stellen wir einen eigenen Raum bereit, der den Erfordernissen entsprechend ausgestattet ist.


Grundsätze:

  • Der Bewohner soll - soweit er dieses kann - selbst entscheiden, welche Elemente der SET er nutzen möchte. Dieses umfasst die Form, Intensität, Reihenfolge und Dauer der Reize.
  • Beim fremdbestimmten SET, etwa für Bewohner mit fortgeschrittener Demenz, ist eine besonders genaue Beobachtung erforderlich, um Zustimmung oder Ablehnung eines Reizes zu bemerken.
  • SET kann sowohl geplant als auch spontan genutzt werden. Etwa, wenn ein Bewohner im Umgang mit Mitbewohnern aggressives Verhalten zeigt.
  • SET ist eine Ergänzung zu anderen Therapien für dementiell erkrankte Bewohner und kein Ersatz.
  • Es ist uns bewusst, dass die Wirkungsweise von SET zwar in der Praxis sichtbar ist, es allerdings nur wenig wissenschaftlich-statistische Forschung zu diesem Thema gibt.
  • Wir setzen SET auch als Teil der Sterbebegleitung ein.
  • Grenzen und Gefahren der SET:
    • Häufig vergeht viel Zeit bis SET bei dementiell erkrankten Bewohnern Erfolge zeigt. Wir setzen daher weder Bewohner unter "Leistungsdruck", noch sind wir enttäuscht, wenn Resultate ausbleiben.
    • SET sollte tendenziell eher sparsam eingesetzt werden. Insbesondere Demenz-Patienten können von der Situation schnell überfordert sein.
    • Es ist uns bewusst, dass SET den Bewohner einer künstlichen Situation aussetzt, die sich von der Realität deutlich unterscheidet. SET kann sich daher ggf. auch negativ auf die Orientierungssituation des Bewohners auswirken.
    • Da SET den Menschen emotional anspricht, können auch negative Gefühle wieder an die Oberfläche kommen.

Ziele:

  • Der Bewohner soll sich entspannen.
  • Die Lebensqualität und das Wohlbefinden sollen gesteigert werden.
  • Neue Sinneseindrücke sollen vermittelt werden.
  • Bewohner sollen in der Lage sein, Reize besser zu verarbeiten.
  • Wir wollen die Neugier wecken und Staunen ermöglichen.
  • Bewohner sollen in der Lage sein, ihre Aufmerksamkeit auf einen bestimmten Reiz zu richten. Die Konzentrationsfähigkeit soll gesteigert werden.
  • Der Bewohner soll Krisen besser verarbeiten.
  • Zuwendung, Sicherheit und Geborgenheit sollen spürbar werden.
  • Bewohner sollen in die Lage versetzt werden, ihren eigenen Körper bewusster zu erleben.
  • Pflegekräfte sollen Bewohner nicht ausschließlich als "Pflegefälle" erleben, sondern als Menschen, die Spaß am Leben haben können.

Vorbereitung:

Organisation:

  • Alle Pflegekräfte, die SET durchführen, nehmen an einer entsprechenden Fortbildung teil. Diese Seminare umfassen auch praktische Einweisungen.
  • Für die SET wird ein entsprechender Raum zur Verfügung gestellt. Dieser sollte für alle Wohnbereiche einfach zu erreichen sein und in einem ruhigen Abschnitt des Gebäudes liegen. Wichtig ist auch eine gute Belüftung.
  • Wir benennen einen Verantwortlichen für den SET-Raum. Dieser sorgt für Ordnung, dekoriert um und sichert durch eine Terminverwaltung, dass der Raum gerecht von allen Wohngruppen und Bewohnern genutzt werden kann.

Einrichtung und Ausstattung des SET-Raumes:

  • Bei der Ausstattung der Räume werden die Bewohner beteiligt. Ggf. kann die Bastelgruppe einzelne Elemente beisteuern.
  • Der SET-Raum wird zunächst mit wenigen Geräten ausgestattet und später sukzessive erweitert. Eine Überfrachtung mit zu vielen Elementen soll vermieden werden.
  • Bei Demenzkranken sollte auf schnell wechselnde Lichteffekte, wie z.B. Lichtprojektionen oder eine Spiegelkugel verzichtet werden, da das schnell zu einer Überforderung führen kann.
  • Wir lassen uns alle technischen Elemente vor dem Kauf und der Integration in den SET-Raum in Funktion vorführen.
sitzen und liegen:
  • bequeme Sessel, ggf. Sitzsäcke oder Hängestühle
  • Liegen, ggf. Vibrationswasserbetten
  • Hängematten
  • Kugelbad
  • bunte und weiche Kissen
Dekoration:
  • bunte Wandteppiche
  • weicher Teppichboden
  • Netz von kleinen Glühbirnen, die einen Sternenhimmel bilden
  • Leuchtkugeln
  • jahreszeitliche Dekoration (Blätter, Früchte, Hölzer, Blumen usw.)
  • dunkle Ecken werden ausgeleuchtet, da dementiell erkrankte Bewohner Angst bekommen könnten.
Ausstattung
  • Ventilator
  • gläserne Blasensäulen
  • Musikanlage und CDs mit Entspannungsmusik, Vogelstimmen oder Meeresrauschen
  • Lampe mit Faseroptiksträngen und Lichtschnüre (keine Kerzen: Brandgefahr!)
  • Aromastoffverdampfer oder Aromasteine
  • Windspiele aus Metall, Holz oder Glas
  • Tastwände mit verschiedenen Materialien
  • Musikinstrumente
essen und trinken
  • Obst und Gemüse passend zur Jahreszeit, zerkleinert und appetitlich angerichtet.
  • Getränke, insbesondere jahreszeitlich passende Tees und Obstsäfte
  • geringe Mengen Süßwaren, z.B. Lebkuchen zu Weihnachten
  • Die hygienischen Standards im Umgang mit Lebensmitteln müssen beachtet werden.

Durchführung:

  • Der Transfer des Bewohners zum SET-Raum kann mit individuellen Ritualen begleitet werden, etwa einem bestimmten Lied.
  • Der Bewohner wird befragt, welche Technik der SET er sich wünscht. Falls der Bewohner nicht mehr in der Lage ist, eigene Wünsche zu äußern, trifft die Bezugspflegekraft die Entscheidung unter Berücksichtigung der biographischen Daten.
  • Die ersten SET-Sitzungen finden stets einzeln unter ständiger Anwesendheit der Pflegekraft statt. Wenn der Bewohner positiv reagiert, sind später auch Gruppen-Sitzungen möglich.
  • Der Beginn der SET wird sanft gestaltet. Möglich wären leise Musik und gedämpftes Licht.
  • Der Bewohner wird den verschiedenen Reizen ausgesetzt. Der weitere Verlauf der Sitzung unterliegt keiner Planung. Es ist erlaubt was gefällt.
  • Die Pflegekraft beobachtet die Reaktionen des Bewohners auf einzelne Maßnahmen.
  • Es sollten niemals mehr als zwei Maßnahmen gleichzeitig verwendet werden, also etwa die Blasensäule und Musik.
  • Wenn ein Bewohner den Raum verlassen möchte, müde, unruhig oder desinteressiert wirkt, wird die SET beendet.

Nachbereitung:

  • Alle Maßnahmen werden dokumentiert. Reize, auf die der Bewohner negativ reagiert, werden in den nächsten Sitzungen nicht mehr genutzt.
  • Wenn dementiell erkrankte Bewohner während einer SET-Sitzung sehr positiv auf bestimmte Gegenstände oder Eindrücke reagieren, kann geprüft werden, ob ähnliche Gegenstände im Zimmer des Bewohners aufgestellt werden können; etwa eine Lampe mit Fiberglassträngen.
  • Die Sicherheit aller elektrischen Geräte wird regelmäßig von einem fachkundigen Mitarbeiter überprüft.

Dokumente:

  • Pflegeplanung
  • Berichtsblatt
  • Leistungsnachweise

Verantwortlichkeit / Qualifikation:

  • Bezugspflegekraft
  • weitere Pflegekräfte