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Standard "Anwendung von Spül-Saug-Kompressen"

Als "Waschmaschine für Wunden" werden Auflagen aus Polyacrylat-Granulat angepriesen. Und tatsächlich leisten TenderWet & Co. auch in Problemwunden ganze Arbeit. Wenn da nur nicht ein paar Schwachpunkte wären.


Standard "Anwendung von Spül-Saug-Kompressen"


Definition:

  • Spül-Saug-Kompressen bestehen aus mehreren Schichten superabsorbierendem Polyacrylat-Granulat. Die kissenförmige Außenhülle (sog. "Hüllgestrick") ist aus einem Material, das sich den Wundkonturen anpassen kann und ein Verkleben mit dem Wundgrund verhindert. Gleichzeitig kann das Exsudat ungehindert in die Wundauflage eindringen.
  • Das Polyacrylat-Granulat wird mit Ringer-Lösung aktiviert. In der Folge nimmt die Wundauflage Wundexsudat aus der Wunde auf und gibt im Gegenzug Ringerlösung ab. Zelltrümmer und ähnliche Abbauprodukte werden im Granulat gebunden. Dieser Austausch basiert darauf, dass der Supersaugstoff eine höhere Affinität für proteinhaltige als für salzhaltige Lösungen besitzt. Das Wundexsudat verdrängt somit die Ringerlösung aus dem Wundkissen.
  • Nekrosen werden aufgeweicht und abgelöst.
  • Die Ringerlösung dient dem nachwachsenden Gewebe als Nährlösung.

Grundsätze:

  • Wir arbeiten eng mit dem behandelnden Arzt zusammen.
  • Wir sind uns bewusst, dass Spül-Saug-Kompressen die Chancen auf eine Ausheilung deutlich steigern. Dennoch können diese Wundtherapeutika nur eine Komponente einer komplexen Behandlungsstrategie sein.

Ziele:

  • Stagnierende oder nur langsam verheilende Wunden werden erfolgreich therapiert.
  • Abbauprodukte, Toxine und Keime werden in der Wundauflage gebunden.
  • Durch den Spüleffekt wird die Wunde gereinigt.

Vorbereitung:

Indikationen

Wir prüfen, ob die Wunde des Bewohners mit einer Spül-Saug-Kompresse behandelt werden sollte. Dieses ist etwa der Fall bei:

  • Wunden während der Reinigungsphase und zu Beginn der Granulationsphase
  • nicht infizierte und infektionsgefährdete Wunden
  • infizierte Wunden, die gleichzeitig mit Lavasept oder Octenisept behandelt werden müssen
  • nekrotisierte und fibrinös belegte Wunden
  • Wunden mit beeinträchtigter Heilungstendenz, etwa infizierte Akutwunden, Ulcus cruris, Dekubitus oder Gangrän
  • Wundversorgung im Rahmen einer Hauttransplantation
  • trockene Wunden im Rahmen einer Rehydrierung
(Hinweis: Spül-Saug-Kompressen müssen vergleichsweise häufig gewechselt werden. Dieses stört die Wundruhe und erhöht den Arbeitsaufwand. Daher sollte diese Wundauflage nur für die initiale Wundreinigung genutzt werden. Diese Phase dauert in der Praxis zumeist zwischen zwei bis drei Wochen. Sobald sich der Wundstatus stabilisiert hat, sollten andere Produkte mit einem längeren Verbandswechselintervall zum Einsatz kommen, etwa Hydrogele, Kalziumalginate oder Schaumstoffe.

Kontraindikationen

Die Anwendung von Spül-Saug-Kompressen gilt als vergleichsweise komplikationsarm. Dennoch gibt es einige Wundtypen, die für die Nutzung nicht in Frage kommen. Etwa:

  • tiefe und zerklüftete Wunden, da es hier zu keinem Kontakt der Wundauflage mit dem Wundgrund kommt. Der Spüleffekt bleibt dann aus.
  • Wunden in einem späten Wundstadium, die eine längere Wundruhe benötigen.

Durchführung:

Allgemeines

Die Wundauflage wird mit Ringerlösung aktiviert. Die jeweilige Menge ist der Packungsbeilage zu entnehmen. (Hinweis: Manche Hersteller liefern eigene Aktivierungsflüssigkeiten mit. Andere Präparate sind bereits "ab Werk" aktiviert.)

  • Die Wundauflage sollte zwei bis drei Minuten quellen.
  • Die Spül-Saug-Kompresse wird in die Wunde eingebracht.
  • In Wundhöhlen und Wundtaschen kann die Wundauflage vorsichtig eintamponiert werden. (Hinweis: Für solche Problemwunden gibt es je nach Hersteller auch spezielle Produkte, die keine feuchtigkeitsabweisende Schicht besitzen und daher rundum den Flüssigkeitsaustausch möglich machen.)
  • Bei großflächigen Wunden sollten sich die einzelnen Wundkissen leicht überlappen.
  • Die Kompresse darf nicht zerschnitten werden.
  • Als Deckverband können Mull- oder Vlieskompressen genutzt werden.
(Hinweis: Die Fixierung der Wundauflage gestaltet sich in der Praxis oftmals als schwierig. Die Wundauflage neigt dazu, sich auf der Wunde zu verschieben.)

Vermeidung einer Mazeration

Da die Wundauflage kontinuierlich Flüssigkeit an die Wunde abgibt, kann es an den Wundrändern zu einer Mazeration kommen. Es ist wichtig, die Haut vor dieser Durchfeuchtung zu schützen.

  • Wir nutzen Cavilon als Spray, Lolly oder Creme.
  • Alternativ kann ggf. Chiron-Schutzcreme genutzt werden (ein fettfreies Mittel, dass im Rahmen der Stomatherapie Verwendung findet).

Nachbereitung:

  • Je nach Wundtyp erfolgt nach 12 bis 24 Stunden ein Verbandswechsel. Ggf. wird der Verband vor dem Ablösen noch einmal mit Ringerlösung getränkt.
(Hinweise: Trotz Anfeuchtung mit Ringerlösung berichten Pflegekräfte von einer Schmerzbelastung beim Bewohner. Die vom Hersteller vorgegebene Liegedauer von 12 bzw. 24 Stunden wird nicht immer erreicht, da die Wundauflage nicht lange genug feucht bleibt.)

Dokumente:

  • Wunddokumentation
  • ärztliches Verordnungsblatt
  • Kommunikationsblatt mit dem Arzt
  • Pflegeplanung

Verantwortlichkeit / Qualifikation:

  • Pflegefachkräfte