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Standard "Aufziehen aus einer Stechampulle"

Im Vergleich zum Aufziehen aus einer Glasampulle sind die hygienischen Anforderungen bei Stechampullen noch einmal deutlich schärfer. Insbesondere, wenn der Behälter über mehrere Tage genutzt wird, haben Keime ausreichend Zeit zur Ausbreitung.


Standard "Standard "Aufziehen aus einer Stechampulle"


Definition:

  • Stechampullen haben eine flaschenähnliche Form und bestehen zumeist aus Glas. Sie werden auch als Vial, Mehrwegampulle, Mehrdosenbehälter oder Durchstichflaschen bezeichnet. Ein Gummistopfen mit Durchstichgummi ("Septum") schützt den Inhalt vor Kontamination. Das Durchstichgummi wiederum wird von einer äußeren Krampe umschlossen, die aus Kunststoff oder aus einem Aluminiumblech besteht.
  • Je nach Größe beinhalten die Flaschen ein Flüssigkeitsvolumen zwischen 1 bis 200 ml.
  • Die häufigsten Anwendungsgebiete sind etwa isotonische Kochsalzlösungen, Insulin oder Heparin.
  • Die größten Vorteile von Stechampulle ist die Möglichkeit zur Mehrfachentnahme. Nach Anbruch und der ersten Nutzung kann das verbliebene Medikament einige Stunden in der Ampulle verbleiben und später appliziert werden. Zudem ist das Verletzungsrisiko beim Aufziehen geringer als bei der Glasampulle.
  • Nachteilig ist das höhere Kontaminationsrisiko, dass sich aber durch hohe Hygienestandards auf ein akzeptables Niveau senken lässt. Zudem ist die Lagerung etwas anspruchsvoller. Die Glasbehälter sind vergleichsweise schwer und sperrig.
  • Sofern kein Konservierungsmittel zugesetzt wurde, sind auch Mehrdosis- Durchstichampullen lediglich für den einmaligen Gebrauch vorgesehen. Wiederholte Entnahmen sind zumeist auf einen Zeitraum von drei Stunden beschränkt und an die Bedingung geknüpft, dass dabei hygienisch fehlerfrei gearbeitet wird. Eine Ampulle wird am Ende der Schicht entsorgt und nicht schichtübergreifend genutzt.
  • Mit einem Konservierungsmittel erhöht sich die Haltbarkeit auf etwa drei Tage, sofern der Hersteller keinen anderen Wert angegeben hat. Insuline können zumeist über einen Zeitraum von zwei bis zu sechs Wochen verwendet werden.

Grundsätze:

  • Von Stechampullen geht bei unsachgemäßer Handhabung ein enormes Risiko für den Bewohner aus. Daher nutzen wir bevorzugt Einzeldosisampullen.
  • Eine Spritze, deren Inhalt nicht mehr zweifelsfrei identifiziert werden kann, muss verworfen werden.
  • Die Vorbereitung der Spritze erfolgt stets möglichst zeitnah zur Injektion.
  • Die ausführende Pflegekraft hat die Durchführungsverantwortung und kann bei Fehlern haftbar gemacht werden.

Ziele:

  • Die gesamte Durchführung erfolgt aseptisch.
  • Die 5-R-Regel wird sorgfältig umgesetzt.
  • Pflegekräfte sind geschützt vor Stichverletzungen.

Vorbereitung:

Qualifikation

  • Das Aufziehen von Spritzen ist Aufgabe von Pflegefachkräften.
  • Die korrekte Durchführung des Aufziehens wird regelmäßig per Pflegevisite kontrolliert.
  • Unsere Mitarbeiter werden regelmäßig zum Thema Arbeits- und Infektionsschutz fortgebildet.
  • Alle Pflegekräfte müssen genauestens über die Verfallszeiten, etwa bei Insulinen, informiert sein.

notwendiges Material

  • Medikamententablett
  • ggf. Ampullensäge
  • alkoholisches Desinfektionsmittel
  • Injektionskanüle
  • Aufziehkanüle
  • ggf. Belüftungskanüle
  • Spritze
  • Ampulle mit dem vom Arzt verordneten Medikamenten
  • Einmalhandschuhe
  • stichsicherer Abwurfbehälter

weitere Maßnahmen

  • Die Pflegekraft studiert sorgfältig die Pflegedokumentation, insbesondere die ärztlichen Verschreibungen.
  • Die Pflegekraft macht sich zudem mit den Verwendungszeiten und den Lagerungsbedingungen des Medikamentes vertraut.
  • Die Pflegekraft sorgt für gute Lichtverhältnisse.
  • Die Arbeitsfläche wird desinfiziert.
  • Die Pflegekraft führt eine hygienische Händedesinfektion durch und zieht die Einmalhandschuhe über.
  • Die Pflegekraft stellt sicher, dass die "5-R-Regel" bei der Medikamentenapplikation angewandt wird. Also:
    • richtiger Bewohner
    • richtige Zeit
    • richtiger Wirkstoff
    • richtige Dosis
    • richtige Applikationsform
  • Die Pflegekraft stellt sicher, dass das Haltbarkeitsdatum des Medikaments nicht erreicht ist und dass die Verpackung intakt ist. Wichtig sind zudem Trübungen, Ausfällungen oder Verfärbungen.

Durchführung:

  • Die Pflegekraft setzt die Aufziehkanüle auf die Spritze.
  • Noch vor der ersten Entnahme vermerkt die Pflegekraft das aktuelle Datum plus Uhrzeit auf der Ampulle. (Dieses ist nur bei Mehrfachentnahmen notwendig.)
  • Der Metall- oder Plastikdeckel wird entfernt. Dafür kann ggf. eine Ampullensäge verwendet werden. Die übrige Metallkappe verbleibt auf der Ampulle.

  • Mit einem geeigneten alkoholischen Desinfektionsmittel und einem Tupfer wird der Gummistopfen des Mehrfachdosisbehälters desinfiziert. Die vorgeschriebene Einwirkzeit wird beachtet. Wir nutzen 70-prozentigen Alkohol. (Hinweis: In der Fachliteratur wird oft ein Abstand von mindestens 30 cm zwischen Sprühkopf und Stopfen empfohlen.)
  • In der Zwischenzeit wird die Spritze mit einer Aufziehkanüle zusammengesetzt. Für jede Entnahme wird jeweils eine neue sterile Kanüle und Spritze verwendet.
  • Wenn lediglich eine Teilmenge aus der Ampulle entnommen werden soll, muss eine Belüftungskanüle genutzt werden.
    • Die Pflegekraft entfernt die Kappe der Belüftungskanüle.
    • Mit einer Hand hält die Pflegekraft die Stechampulle fest. Das Septum zeigt nach oben.
    • Mit der anderen Hand sticht die Pflegekraft die sterile Belüftungskanüle mittig in die Ampulle ein.
    • Ggf. wird der zusätzliche Belüftungskanal geöffnet.
    • Die Pflegekraft hält die Stechampulle nun nach oben. Das Septum zeigt nach unten.
    • Die Pflegekraft entnimmt mit der Spritze die benötigte Menge des Wirkstoffes.
    • Das im Folgenden beschriebene Injizieren von Luft entfällt.
  • Alternatives vorgehen ohne Belüftungskanüle.:
    • Die Ampulle sollte dabei fest auf der Arbeitsfläche stehen. Die Pflegekraft fixiert die Ampulle mit der Hand, die nicht zum Aufziehen genutzt wird. Damit wird ein Umfallen der Ampulle verhindert. Pflegekraft sticht in die Ampulle ein.

    • Die Ampulle wird mit der einen Hand auf den Kopf gestellt.
    • Mit der anderen Hand zieht die Pflegekraft den Spritzenkolben zurück. Das Medikament wird in die Spitze gesaugt. Verschiedene Ampullen sind mit einer Aussparung im Gummi ausgestattet. Dadurch wird es einfacher, das Medikament restlos zu übernehmen.

    • Wenn eine größere Menge ohne Belüftungskanüle entnommen werden soll, kann die Pflegekraft zuvor die entsprechende Menge Luft injizieren. Der in der Ampulle entstehende Überdruck erleichtert dann die Entnahme des Wirkstoffes. Häufig ist es nicht möglich, das gewünschte Volumen in einem Durchgang zu entnehmen, da der Überdruck in der Ampulle zu stark werden würde. Dann erfolgt die Entnahme nur schrittweise. Ein Teil der aufgezogenen Luft wird in die Ampulle gegeben. Daraufhin kann ein Teil der Medikaments entnommen werden. Nun wird die restliche Luft injiziert, um danach das restliche Flüssigkeitsvolumen ansaugen zu können. Dieses gelingt oft am einfachsten, wenn die Ampulle schräg nach unten gehalten wird.
    • Hinweis: Diese Technik darf i.d.R. nur genutzt werden, wenn die komplette Flüssigkeit sofort verbraucht wird.
  • Die Spritze wird entlüftet und die zu viel aufgezogene Medikamentenmenge wird vorsichtig herausgespritzt.
  • Die Aufziehkanüle wird gegen die Injektionskanüle ausgetauscht. Die Plastikkappe verbleibt auf der Injektionskanüle.
  • Die Aufziehkanüle wird in einem stichsicheren Abwurfbehälter entsorgt. Sie wird keinesfalls wieder mit der Plastikkappe versehen.
  • Alternativ dazu könnten Mehrfachentnahmekanülen genutzt werden. Diese bestehen aus einem Luftfilter, Kontaminationsschutzhülle und einer Verschlusskappe.
  • Die aufgezogene Spritze wird mit einem Etikett (Medikament und Dosis) versehen. Die Stechampulle wird direkt neben der aufgezogenen Spritze abgelegt (insbesondere bei Einmalentnahmen).
  • Auf keinen Fall wird eine Kanüle zurück in die Plastikkappe gesteckt. Auch das Steckenlassen von Kanülen im Stopfen hat zu unterbleiben.

chbereitung:

  • Der Arbeitsplatz wird aufgeräumt.
  • Sofern vom Hersteller vorgegeben wird die Ampulle kühl gelagert; i.d.R. also bei +4°C bis +7°C. Einige Medikamente dürfen nicht im Kühlschrank aufbewahrt werden, da es zu einer Kristallbildung kommen kann.
  • Das verwendete Material wird ggf. sicher entsorgt.
  • Die Maßnahme wird sorgfältig dokumentiert.
  • Die Injektion erfolgt gemäß dem jeweiligen Standard.

Dokumente:

  • Medikamentenblatt
  • Durchführungsnachweis

Verantwortlichkeit / Qualifikation:

  • Pflegefachkräfte