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Standard "Umgang mit Sterilgut"

Wenn eine Karte aus dem Kartenhaus gezogen wird, dann wackelt die komplette Konstruktion. Ähnlich ergeht es einem Hygienekonzept. Hier sind oftmals Mitarbeiter der Schwachpunkt. Denn selbst die besten Sterilisatoren, Non-Touch-Verpackungen und Desinfektionsmittel sind machtlos, wenn das Sterilgut nach dem Öffnen angehustet wird.


Standard "Umgang mit Sterilgut"


Definition:

Die Lagerung und Handhabung von Sterilgut ist ein elementarer Bestandteil unseres Hygienekonzepts. Die Verpackung muss einerseits durchlässig für Wasserdampf und Gase sein, ohne gleichzeitig auch Bakterien und andere Keime passieren zu lassen. Das Sterilgut muss in der Verpackung sicher transportiert und gelagert werden können. Es muss Pflegekräften möglich sein, das Sterilgut einfach aus der Verpackung zu entnehmen, ohne dass dieses dabei kontaminiert wird. Wir unterscheiden Primär- und Sekundärverpackungen:

  • Die Primärverpackung stellt sicher, dass das Sterilgut nicht kontaminiert wird, solange die Verpackung intakt bleibt.
  • Die Sekundärverpackung ist eine zusätzliche Schutz- und Transportverpackung. Zumeist beinhaltet eine Sekundärverpackung eine Vielzahl von Sterilgütern. Beispiel: ein Karton mit 25 steril verpackten Einmalspritzen.

Grundsätze:

  • Sicherheit steht bei uns an erster Stelle. Wenn wir Zweifel an der Sterilität eines Produktes haben, so wird dieses nicht mehr verwendet.
  • Hygiene muss lückenlos sein. Wenn die Hygiene auch nur in einem Arbeitsschritt vernachlässigt wird, ist das gesamte Hygienekonzept in Frage gestellt.

Ziele:

  • Sterilgut wird sachgerecht gelagert.
  • Kontaminiertes Material wird korrekt erkannt und aussortiert.
  • Die Sterilität des Materials ist auch nach dem Öffnen gewährleistet.
  • Material wird nicht verschwendet.

Vorbereitung:

Organisation

  • Wir bilden unser Personal regelmäßig weiter. Wir arbeiten dabei intensiv mit den Herstellern der Produkte zusammen.
  • Die Sekundärverpackung sollte nur die Menge an Material enthalten, die binnen kurzer Zeit verbraucht werden kann. Dieses sollte bei der Bestellung berücksichtigt werden.
  • Es muss sichergestellt werden, dass steriles Material nicht mit unsterilem verwechselt werden kann.

Lagerung

  • Sterilgut sollte dunkel gelagert und insbesondere vor direkter Sonneneinstrahlung geschützt werden.
  • Der Lagerungsraum sollte sauber und staubarm sein. Die Luftfeuchtigkeit sollte einen Wert von 70 Prozent nicht übersteigen. Das Lager sollte frei von Ungeziefer und gut durchlüftet sein.
  • Wir beachten die Lagerungsvorschriften der Güter. Wenn diese "geschützt" gelagert werden sollen, bewahren wir diese in geschlossenen Schränken oder Schubladen auf. Wenn eine "ungeschützte" Aufbewahrung ausreicht, kann das Material in Regalen, auf Arbeitsflächen oder auf Materialwagen gelagert werden. Grundsätzlich aber ist eine geschützte Lagerung vorzuziehen.
  • Angaben zur Lagerungstemperatur werden strikt beachtet. Insbesondere sollten starke Temperaturschwankungen vermieden werden.
  • Beim Verbrauch von sterilem Material ist darauf zu achten, dass älteres Gut zuerst genutzt wird. Bei der Lagerung wird daher neues Material hinter (und nicht vor) das ältere Material gestellt (sog. "FIFO-Prinzip", also "first in - first out".)
  • Der Inhalt von Materialschütten (wie etwa für Kanülen oder Spritzen) wird vollständig verbraucht und erst dann wieder aufgefüllt. Die Schütte wird regelmäßig gereinigt und desinfiziert.

Durchführung:

Kontrolle der Kennzeichnung

Auf der Verpackung des Sterilgutes müssen verschiedene Informationen zu finden sein. Wenn diese nicht zu finden sind oder nicht mehr deutlich lesbar sind, wird das Sterilgut verworfen oder neu sterilisiert.

  • Produktbezeichnung, etwa: "sterile Pinzetten, einzelverpackt, 50 Stück"
  • Verfallsdatum: Das Datum gibt den Zeitraum an, innerhalb dessen die Sterilität des Materials gesichert ist.
  • ggf. Sterilisationsdatum
  • Chargennummer oder Identitätsnummer des Produkts. Diese Information ist relevant bei Einmalartikeln, die bereits steril geliefert wurden. Wenn das Produkt reklamiert wird, kann anhand dieser Nummer der Verursacher des Hygieneproblems schneller festgestellt werden.
  • Name und Unterschrift der Person, die das Gut sterilisiert hat. Diese Informationen sind relevant, wenn die Gegenstände innerhalb der Einrichtung oder von einem externen Dienstleister sterilisiert wurden.
  • Sterilitätsindikator, zumeist in Form eines Papierstreifens oder als Indikatorfeld.

Nutzung des Materials

  • Das wiederholte Durchwühlen von Sterilgut sollte verhindert werden, da ansonsten die maximale Lagerungszeit verkürzt werden muss.
  • Vor jedem Kontakt mit sterilem Material muss stets eine Händedesinfektion durchgeführt werden.
  • Die Arbeitsfläche muss ausreichend groß und keimfrei sein. Im Zweifel wird die Oberfläche vor der Nutzung desinfiziert.
  • Ggf. trägt die Pflegekraft Schutzkleidung, insbesondere Einmalhandschuhe und einen Mund-Nasen-Schutz.
  • Steriles Gut wird immer erst dann ausgepackt, wenn es unmittelbar danach benötigt wird.
  • Steriles Material muss auch während des Arbeitens strikt von unsterilen Gütern getrennt werden.
  • Wenn das Material auf der Arbeitsfläche ausgebreitet liegt, sollte die Pflegekraft so wenig wie möglich sprechen.
  • Husten und Niesen über dem Material machen dieses unsteril.
  • Generell sollte die Pflegekraft das sterile Material so weit wie möglich vom eigenen Körper ablegen, also eher ans abgewandte Ende des Tisches und nicht direkt unter dem eigenen Kinn.
  • Luftbewegungen sollten vermieden werden, da diese Staub aufwirbeln. Fenster werden geschlossen, Personen sollten im Raum nicht umher laufen.
  • Das Sterilgut wird mit Vorsicht und entsprechend den Herstellervorgaben geöffnet. Wir bevorzugen eine berührungsfreie Arbeitsweise (sog. "Non-Touch-Methoden").
  • Sterilgut sollte nicht durch eine Papierverpackung hindurchgestoßen werden, da es an den ausgefransten Kanten kontaminiert werden könnte.
  • Steriles Material darf immer nur von anderem sterilen Material berührt werden. Also etwa mit einer Pinzette oder mit angezogenen sterilen Einmalhandschuhen.
  • Bei vielen Pflegemaßnahmen ist es sinnvoll, sich das sterile Material von einer zweiten Pflegekraft anreichen zu lassen. Dieses etwa beim oralen Absaugen oder bei der Wundversorgung.

Kontrolle des Materials

  • Wenn eine Verpackung beschädigt ist, ist grundsätzlich davon auszugehen, dass der Inhalt nicht mehr steril ist. Das Gleiche gilt, wenn die Verpackung auf eine andere Weise beeinträchtigt wurde. Kriterien für eine Ausmusterung des Materials sind:
    • Risse im Verpackungsmaterial
    • gelöste Schweißnähte
    • Feuchtigkeit oder Hinweise auf einen zurückliegenden Kontakt mit Feuchtigkeit
    • Farbveränderungen
    • äußerliche Verschmutzung
  • Wir kontrollieren, ob der Farbindikator einen von der Norm abweichenden Wert anzeigt. (Ein Farbindikator "schlägt um", wenn eine Sterilisation erfolgreich durchgeführt wurde.)

Nachbereitung:

Lagerungsfristen

  • Soweit nicht anders angegeben, gehen wir von folgenden Lagerungsfristen aus:
    • Papierbeutel oder Papier / Laminat und Einfachverpackung: ungeschützt (im Regal) 24 Stunden, geschützt (im Schrank) 6 Wochen
    • Papierbeutel oder Papier / Laminat und Zweifachverpackung : ungeschützt (im Regal) 6 Wochen, geschützt (im Schrank) 6 Monate
    • Sterilgut in ungeöffneter Lagerverpackung: 3 bis 5 Jahre
Hinweis: Bei industriell hergestellten Gütern kann die maximale Lagerungsdauer bis zum letzten Tag ausgenutzt werden. Bei Sterilgütern, die im Haus oder von externen Partnern keimfrei gemacht wurden, sollte das Material nach Möglichkeit bereits einige Tage vor dem Verfallsdatum verbraucht werden. Eigentlich gelten für externe Partner wie etwa ein angeschlossenes Krankenhaus die gleichen Standards wie für die Industrie. In der Praxis jedoch ist das Niveau der Keimfreiheit mitunter spürbar schlechter.

weitere Maßnahmen

  • Aufgetretene Probleme werden im Rahmen von Qualitätszirkeln diskutiert.

Dokumente:

  • Kennzeichnung der Sterilgüter

Verantwortlichkeit / Qualifikation:

  • alle Pflegekräfte