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Standard
"subkutane Injektion"
Wie lassen sich Stichverletzungen
vermeiden? Wie und wohin injizieren bei kachektischen Senioren?
Welche Hygienemaßnahmen sind erforderlich? Diese und viele
weitere - teilweise haftungsrechtlich relevante - Punkte sollten
in einem Standard verbindlich geregelt werden.
Standard
"subkutane Injektion mit / ohne Aspiration"
Definition
-
Fast der gesamte Fettanteil
der Haut ist in der Subkutis (Unterhaut)
konzentriert. Eine Injektion von Medikamenten in
diese Hautschicht (sog. „s.c.-Injektion“) führt
dazu, dass das Heilmittel erst zeitverzögert im
gesamten Körper wirksam wird.
-
Diese Injektionsform wird
insbesondere bei Insulin- und Heparinapplikationen
genutzt. Auch Schmerzmittel werden häufig per
s.c.-Injektion verabreicht.
-
Subkutane Injektionen werden
nicht durchgeführt, wenn der Bewohner unter Schock
steht oder die Einstichstelle ödematös oder
entzündet ist. Kontraindiziert sind subkutane
Injektionen auch bei Störungen der Hautdurchblutung,
Blutungsneigung und Antikoagulanzientherapie (nur
bei ärztlicher Anordnung).
-
Alle Körperbereiche, die über
eine ausgeprägte Unterhaut verfügen, sind für
subkutane Injektionen geeignet, insbesondere:
-
Vorder- und Außenseite
des Oberschenkels. Der Bereich endet eine
Handbreit über dem Knie.
-
Unterhalb des Bauchnabels
bis zum Spina ilica anterior (vorderer
Darmbeinstachel, ein gut spürbarer
Knochenvorsprung des Darmbeines). Rund um den
Bauchnabel sollte ein zwei Zentimeter breiter
Bereich nicht für Injektionen genutzt werden.
-
Außenseite der Oberarme.
Es ist allerdings zu beachten, dass die
Unterhaut hier relativ dünn ist. Ein zu tiefer
Einstich würde daher leicht die Muskulatur
treffen. Kachektische Bewohner erhalten keine
Injektionen in den Oberarm, da eine
Fehlinjektion in den Deltamuskel droht.
-
ein Bereich direkt ober-
und unterhalb des Schulterblattes. Diese Region
ist allerdings nicht für Selbstinjektionen durch
den Bewohner geeignet.
(Hinweis: Der Unterbauch sollte
als Injektionsort möglichst gemieden werden, da hier das
Risiko großflächiger Hämatome besteht; dieses
insbesondere bei wiederholter Heparingabe. Bei adipösen
Bewohnern ist die Resorption am Unterbauch reduziert.
-
Injektionen werden nur
durchgeführt,
-
wenn der Bewohner dieser
Maßnahme zugestimmt hat
-
die Pflegefachkraft für
die Injektion qualifiziert und autorisiert ist
(Spritzenschein)
-
eine schriftliche
Anordnung des Arztes vorliegt
-
die Pflegefachkraft der
Ansicht ist, dass das Material einwandfrei ist.
-
Hinweis: Auf eine Aspiration
können wir zumeist verzichten, da in der Subcutis
nur wenige Gefäße verlaufen. Zudem besteht das
Risiko einer Gewebeverletzung.
Grundsätze
-
Wir arbeiten eng mit dem
behandelnden Arzt zusammen. Alle Maßnahmen werden
sorgfältig mit dem Arzt besprochen.
-
Die ausführende
Pflegefachkraft hat die Durchführungsverantwortung
und kann bei Fehlern haftbar gemacht werden.
-
Wir beachten das Prinzip der
aktivierenden Pflege. Wir übernehmen die Injektion
nur, wenn der Bewohner die Applikation nicht
eigenständig durchführen kann.
Ziele
-
Das Medikament wird in das
subkutane Fettgewebe verabreicht.
-
Die Schmerzbelastung wird
minimiert.
-
Infektionen werden vermieden.
-
Gewebeschäden werden
minimiert.
Vorbereitung
Wir stellen das notwendige Material
zusammen. Die Pflegekraft richtet die Gegenstände und
überprüft diese auf Vollständigkeit.
-
Spritzentablett
-
verordnete Injektionslösung;
ggf. Ampullensäge
-
Zellstofftupfer mit
Desinfektionsmittel
-
Aufziehkanüle
-
sterile Injektionskanüle
-
Schutzhandschuhe
-
stichsicherer Abwurfbehälter
-
Händedesinfektionsmittel
Weiteres:
-
Wir nutzen folgende Kanülen
für eine s.c.-Injektion
Kanüle
normalgewichtige Senioren
adipöse
Senioren
Einstichwinkel
45°
90°
45°
90°
Gauge (Größe)
26
27
27
26
Farbkodierung gem. ISO
6009
braun
grau
grau
braun
Außendurchmesser
0,45 mm
0,4 mm
0,4 mm
0,45 mm
Länge
12 mm
12 mm
25 mm
12 mm
-
Wir verwenden bei jeder
Injektion Schutzsysteme zur Verhinderung von
Stichverletzungen (Sicherheitszylinder, Kanülen mit
Sicherheits-Clip usw.) Kanülen dürfen nicht nach der
Benutzung in die Schutzkappen zurückgesteckt werden
("recapping").
Organisation:
-
Die korrekte Durchführung von
subkutanen Injektionen wird regelmäßig per
Pflegevisite kontrolliert.
-
Unsere Mitarbeiter werden
regelmäßig zum Thema Arbeits- und Infektionsschutz
fortgebildet. Insbesondere wird das richtige
Injizieren regelmäßig geübt.
-
Wir lassen für unsere
Pflegekräfte von den Ärzten ggf. Spritzenscheine
ausstellen.
-
Bei allen Injektionen wird
die "6-R-Regel" angewendet (Verhinderung von
Fehlmedikamentierungen)
-
Wir injizieren Medikamente
stets unmittelbar nach dem Aufziehen.
weitere Maßnahmen
-
Die Pflegekraft sorgt für
gute Lichtverhältnisse während der Injektion.
-
Es werden Maßnahmen zur
Wahrung der Intimsphäre getroffen (die Zimmertür
wird geschlossen, etwaige Mitbewohner werden kurz
vor die Tür gebeten usw.)
-
Die Pflegekraft führt eine
hygienische Händedesinfektion durch und zieht die
Schutzhandschuhe an.
-
Der Bewohner wird über den
Zweck der Injektion aufgeklärt und um Zustimmung
gebeten.
-
Der Bewohner wird ggf.
umgelagert, damit die Einstichstelle sicher erreicht
werden kann. Das benötigte Material wird auf dem
Beistelltisch/Nachttisch abgelegt und nicht auf dem
Bett des Bewohners.
-
Störende Kleidung wird
entfernt.
Durchführung
Injektion
-
Der Hautbereich wird
desinfiziert. Die Einwirkzeit wird abgewartet.
(Hinweis: Die Notwendigkeit einer Desinfektion ist
umstritten. Zumindest in einer häuslichen Umgebung
kann darauf zumeist verzichtet werden. )
-
Die Pflegekraft formt mit dem
Daumen und dem Zeigefinger eine zwei bis drei
Zentimeter dicke Hautfalte und hebt diese ab, ohne
die Einstichstelle zu berühren. (Der Begriff des
"Abhebens" ist in der Fachliteratur üblich, aber
eigentlich nicht ganz korrekt. Tatsächlich ist es
mehr ein "Zusammenschieben" der Haut, da nur das
Unterhautfettgewebe, nicht aber die darunter
liegende Muskelschicht zu einer Falte geformt werden
sollen.)
-
Um das Schmerzempfinden zu
reduzieren, drückt die Pflegekraft die Hautfalte
kurz vor der Injektion zusammen. (Achtung: Dieses
ist nicht bei allen Medikamenten möglich, wie etwa
bei Heparin.)
-
Je nach Dicke der Subkutis
wird senkrecht im 90°-Winkel zur Hautoberfläche
eingestochen.
-
Alternativ wird in einem
45°-Winkel zur Hautoberfläche eingestochen.
-
Bei kachektischen Bewohnern
lässt sich häufig keine ausreichend große Hautfalte
bilden. Hier sollte die Pflegekraft die Haut
lediglich spannen und dann im 45°-Winkel wenige
Millimeter tief einzustechen.
-
Das Medikament wird langsam
injiziert. (max.: 2ml/Min.). Es ist darauf zu
achten, dass die Kanüle nicht verschoben wird.
(Hinweis: Bei Fertigspritzen ist
häufig eine Luftblase in das Medikament eingearbeitet.
Diese stellt sicher, dass der Wirkstoff bei der
Injektion vollständig appliziert wird.)
-
Nach der Injektion verbleibt
die Kanüle 10 Sekunden in der Unterhaut, um einen
Medikamentenrückfluss zu vermeiden. (Dieses Vorgehen
ist in der Fachliteratur umstritten. Oft wird
empfohlen, die Kanüle zügig zu entfernen).
-
Die Kanüle wird herausgezogen
und erst danach die Hautfalte losgelassen. Die Kanüle
wird umgehend entsorgt. In keinem Fall wird die
Kanüle wieder in die Schutzhülle gesteckt, da eine
Nadelstichverletzung droht.
-
Die Pflegekraft drückt mit
einem Tupfer leicht auf die Einstichstelle.
-
Mit leichtem Druck und
Kreisbewegungen wird das Medikament in der Haut
verteilt. (Dieser Punkt wird in der Fachliteratur
kontrovers diskutiert, da die Kreisbewegungen
Hämatome verursachen können.)
-
Falls notwendig wird die
Einstichstelle mit einem Pflaster versorgt.
-
Bei Bewohnern, die regelmäßig
über einen längeren Zeitraum Injektionen benötigen,
wird ein Injektionsschema erstellt. Damit wird
sichergestellt, dass die Einstichstellen regelmäßig
gewechselt werden und sich die Haut regenerieren
kann.
Nachbereitung
-
Die Pflegekraft befragt den
Bewohner nach seinem Befinden.
-
Der Bewohner wird darauf
hingewiesen, dass er sich an der Einstichstelle
nicht kratzen sollte.
-
Die Reaktionen des Bewohners
auf das Medikament und die Einstichstelle werden
beobachtet.
-
Bei allergischen oder
sonstigen potentiell gefährlichen Reaktionen wird
umgehend ein Arzt benachrichtigt.
-
Die Materialien werden
weggeräumt und ggf. entsorgt.
-
Die Kleidung des Bewohners
wird gerichtet. Der Bewohner wird bequem gelagert.
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Die Pflegekraft führt eine
hygienische Händedesinfektion durch.
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Die Injektion wird
dokumentiert.
Qualifikation
Dokumente
-
Medikamentenblatt
-
Injektionsschema
-
Berichtsblatt
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