pqsg mobil
Start Index Impressum
Diese Seiten wurden für Smartphones optimiert. Für die PC-Version klicken Sie bitte hier.

Standard "Nutzung eines Toilettenrollstuhls" (ambulante Pflege)

Ein Toilettenrollstuhl ist praktisch und bei sachgemäßer Nutzung auch sicher in der Anwendung. Kleine Unachtsamkeiten indes können sich rächen. Immer wieder kommt es zu Stürzen. Und manch älterer Herr hat am Toilettenbecken Quetschverletzungen im Genitalbereich erlitten.


Standard "Nutzung eines Toilettenrollstuhls"


Definition:

  • Viele Klienten sind aufgrund körperlicher Einschränkungen nicht mehr in der Lage, eigenständig das WC aufzusuchen. Eine Möglichkeit der Unterstützung wäre es, dem Klienten ein Steckbecken zu reichen. Nachteilig dabei jedoch ist, dass ein Steckbecken weder die Mobilisierung fördert, noch ein Abführen in einer natürlichen Haltung gewährleistet. Zudem empfinden es viele Klienten als entwürdigend, im Bett abführen zu müssen. Aus diesem Grund ist ein Toilettenrollstuhl oftmals die bessere Option.
  • Ein Toilettenrollstuhl kann ähnlich wie eine Toilette genutzt werden. Die Ausscheidungen werden dann in einem Toiletteneimer gesammelt und später in der Toilette entsorgt.
  • Alternativ kann der Toilettenrollstuhl als Transporthilfe genutzt werden, um einen Senioren kraftsparend ins Badezimmer zu transferieren. Dort wird ihm eine nahezu normale Toilettenbenutzung ermöglicht. Der Toilettenrollstuhl wird dafür direkt über die Toilette gefahren. Die Ausscheidungen fallen direkt durch die Öffnung in die Toilette. Der Auffangbehälter muss dann nicht gereinigt werden.
  • Ein Toilettenrollstuhl kommt zum Einsatz, wenn ein Klient zwar stehen, aber keine längeren Strecken gehen kann. Zudem fällt es vielen Senioren leichter, von einem Toilettenrollstuhl aufzustehen als von einem WC.
  • Ein Toilettenrollstuhl ist ein technisches Hilfsmittel, das ggf. von der zuständigen Kranken-/Pflegekasse finanziert oder ausgeliehen wird.
Hinweis:
  • Das genaue Ausmaß der notwendigen Hilfsmaßnahmen ist abhängig von den individuellen Defiziten. Der jeweilige Ablauf bei der Nutzung eines Toilettenrollstuhls sollte daher in der Pflegeplanung definiert werden.
  • Toilettenrollstühle gibt es in zahllosen verschiedenen Modellen. Dieser Standard muss für die bei Ihnen üblichen Produkte angepasst werden.

Grundsätze:

  • Bei der Ausscheidung auf einen Toilettenrollstuhl angewiesen zu sein, ist für die meisten Menschen höchst unangenehm. Dieses Gefühl wird durch die Anwesenheit von Pflegekräften bei der Ausscheidung noch verstärkt. Wir stellen uns stets darauf ein, dass diese Emotionen sich in Ablehnung gegen die Pflegekräfte kanalisieren können.
  • Wir erwarten von unseren Pflegekräften ein einfühlsames und diskretes Verhalten.
  • Wir beachten den Wunsch des Klienten nach Unterstützung durch eine gleichgeschlechtliche Pflegekraft.

Ziele:

  • Unfälle, insbesondere Stürze, werden vermieden.
  • Die Würde des Klienten bleibt gewahrt.
  • Die Pflegekraft sorgt für eine möglichst angenehme und ungestörte Atmosphäre.
  • Der Klient kann beschwerdefrei abführen.
  • Alle hygienischen Vorgaben werden erfüllt.
  • Die Geruchsbelästigung reduziert sich auf ein Mindestmaß.

Vorbereitung:

Wahl des richtigen Toilettenrollstuhls:

Wir helfen bei der Auswahl des richtigen Toilettenrollstuhls:

  • Der Toilettenrollstuhl muss so stabil sein, dass ein Kippen ausgeschlossen ist. Der Klient muss aufstehen können, ohne einen Sturz befürchten zu müssen.
  • Der Stuhl sollte gut gepolstert sein, um einen Dekubitus als Folge des Auflagedrucks zu vermeiden.
  • Bei korpulenten Klienten sollte auch der Toilettenrollstuhl entsprechend dimensioniert sein.
  • Die Räder müssen komplett feststellbar sein. Die Bremsen dürfen auch unter Druck nicht nachgeben.
  • Der Toilettenrollstuhl sollte so hoch sein, dass er sicher über das WC gefahren werden kann. Einige Zentimeter Abstand zwischen Stuhl und Becken verringern die Gefahr, dass die Genitalien eines männlichen Klienten gequetscht werden.
  • Nach Möglichkeit sollte der Toilettenrollstuhl über ein ansprechendes Design verfügen, also von Laien nicht sofort als solcher erkannt werden.
  • Er sollte leicht zu bedienen sein.

Prüfung der Notwendigkeit:

Wir prüfen, ob die Nutzung eines Toilettenrollstuhls sinnvoll ist.

  • Toilettenrollstuhl als Hilfsmittel zum eigenständigen Abführen in der Nacht:
    • Das WC des Klienten ist sehr niedrig. Der Klient kann vom WC nicht ohne Hilfe aufstehen. Er kann jedoch vom Toilettenrollstuhl aufstehen.
    • Der Weg zur Toilette ist zu weit oder zu gefährlich, etwa weil eine Treppe überwunden werden muss.
    • Der Klient ist in der Lage, nachts das Bett allein zu verlassen und sich auf den Toilettenrollstuhl zu setzen. Er kann sich die Hände und den Intimbereich nach dem Stuhlgang ggf. selbstständig reinigen.
    • Der Klient ist in der Lage, nach der Verrichtung eigenständig wieder zu Bett zu gehen.
    • Der Klient ist bereit, die Geruchsbelästigung und andere ästhetische Beeinträchtigungen in seinem Wohnbereich hinzunehmen.
  • Toilettenrollstuhl als Hilfsmittel für den Transfer des Senioren ins Badezimmer:
    • Der Klient ist in der Lage, sich mehrere Minuten sicher in der Sitzposition zu halten.
    • Der Weg vom Schlafzimmer ins Badezimmer ist eben und auf der gleichen Etage.

Sicherheitsmaßnahmen:

  • Ein Toilettenrollstuhl darf nicht als Hilfsmittel zur autonomen Fortbewegung genutzt werden. Wenn ein Klient etwa im Toilettenrollstuhl sitzt und sich mit den Füßen abstößt, kann es leicht zu einem Sturz kommen. Vor allem Türschwellen, Teppiche oder Kabel sind gefährliche Hindernisse.
  • Ein Toilettenrollstuhl darf nicht für einen längeren Transfer genutzt werden.
  • Der Stuhl darf nur auf ebenem Grund verwendet werden. Er darf nicht in der Nähe von Treppen genutzt werden. Falls ein kleines Hindernis überwunden werden muss, so sollte dieses rückwärtsfahrend erfolgen.
  • Ein Toilettenrollstuhl darf nicht zum Duschen benutzt werden.
  • Der Stuhl darf nur im Innenbereich genutzt werden.
  • Der Stuhl darf nicht getragen werden, wenn sich ein Klient darauf befindet.
  • Die Bremsen des Toilettenrollstuhls werden stets angezogen, dieses auch bei Nichtgebrauch. Besonders wichtig: Vor jedem Transfer in und aus dem Toilettenrollstuhl werden die Bremsen festgestellt.
  • Wenn der Klient nicht in der Lage ist, den Toilettenrollstuhl eigenständig zu nutzen, sollte der Stuhl außerhalb der Sichtweite des Klienten gelagert werden. Ansonsten kann es passieren, dass der (demente) Klient versucht, den Toilettenrollstuhl ohne Hilfe durch eine Pflegekraft oder einen Angehörigen zu verwenden. Stattdessen sollte der Klient eine Rufanlage erhalten, mit deren Hilfe er seine Angehörigen über den Harn- oder Stuhldrang informieren kann. Er wird eindringlich ermahnt, auf eigenmächtige Toilettengänge zu verzichten.
  • Eine erhebliche Gefahr besteht, wenn der Abstand zwischen Toilettenrollstuhl und dem Beckenrand des WC sehr gering ist. Bei Männern können der Penis und die Hoden gequetscht werden. Aus diesem Grund sollte die Sitzfläche während der Fahrt ins WC geschlossen bleiben. Die geschlossene Sitzfläche wird erst entfernt, wenn der Stuhl über der WC-Schüssel positioniert wurde. Ein ganz ähnlicher Unfall droht, wenn das Steckbecken oder der Eimer entnommen oder eingeschoben werden und der Klient gleichzeitig auf dem Toilettenrollstuhl sitzt.
  • Vor jeder Nutzung des Toilettenrollstuhls muss eine grobe Sichtprüfung vorgenommen werden. Relevant ist neben offensichtlichen Beschädigungen auch die Abnutzung. Wir prüfen die Räder, die Armlehnen, den Rahmen, die Fußauflagen, die Fußstützenarme, die Feststellbremse sowie die Verbindungen der Schrauben. Der Toilettenrollstuhl sollte ggf. vom Fachhändler oder von einem Wartungsservice überprüft werden.
  • Die Armlehne muss vor jedem Transfer eingerastet werden.
  • Der Stuhl darf nur am Schiebegriff geschoben werden.
  • Wenn die Gefahr besteht, dass der Klient unvermittelt aufstehen möchte, sollten die Fußstützen hochgeklappt bleiben. Der Klient kann dann die Füße auf dem Boden aufstellen und bringt nicht den Toilettenrollstuhl zum Kippen.
  • Der Klient wird ermahnt, sich gerade auf dem Stuhl zu halten. Wenn er sich etwa nach vorne beugt und die Lenkrollen gleichzeitig nach innen weisen, kann es zu einem Sturz kommen.
  • Der Stuhl wird stets langsam und vorsichtig gerollt. Bei hartem Kontakt mit Türschwellen oder Möbeln kann der Toilettenrollstuhl beschädigt werden.

allgemeine Maßnahmen:

  • Der Klient wird über die anstehende Maßnahme informiert.
  • Die Fenster werden geschlossen und die Raumluft ggf. auf eine angenehme Temperatur geheizt.
  • Die Pflegekraft stellt sicher, dass der Bewohner trockenes (und ggf. feuchtes) Toilettenpapier erreichen kann.
  • Die Pflegekraft führt eine Händedesinfektion durch und zieht Einmalhandschuhe an.

Durchführung:

Benutzung des Toilettenrollstuhls:

  • Die Pflegekraft fährt den Toilettenrollstuhl seitlich an das Bett heran und stellt die Bremsen fest.
  • Wenn der Klient das Zimmer für das Abführen nicht verlassen soll, wird die Sitzplatte bereits jetzt entfernt.
  • Die dem Klienten zugewandte Armlehne wird abgesenkt (sofern das Model dieses unterstützt). Das Steckbecken oder der Toiletteneimer wird ggf. eingeschoben.
  • Der Klient wird in den Toilettenrollstuhl mobilisiert.
  • Die Pflegekraft schiebt den Klienten samt Toilettenrollstuhl in das Badezimmer.
  • Der Klient wird vor Zugluft geschützt.
  • Im Badezimmer klappt die Pflegekraft die Toilettenbrille hoch und fährt den Klienten im Stuhl über das WC.
  • Der Klient wird gebeten, sich hinzustellen. Ggf. wird er dabei unterstützt. Die Pflegekraft entfernt die Sitzplatte.
  • Ggf. assistiert die Pflegekraft dabei, den Unterkörper des Klienten zu entkleiden.
  • Falls möglich wird der Klient nun im Badezimmer zurückgelassen. Das Rufsystem (falls vorhanden) wird in der Nähe des Klienten abgelegt.
  • Nach dem Toilettengang soll sich der Klient erneut hinstellen. Der Intimbereich wird gesäubert. (Hinweis: Hierbei treten die meisten Unfälle auf, da der Klient sein Gleichgewicht verlieren kann. Es ist ggf. sinnvoll, einen Angehörigen um Hilfe zu bitten.)
  • Soweit notwendig schließt sich eine Stuhlbeobachtung an.
  • Die Pflegekraft ermöglicht es dem Klienten, sich am Waschbecken die Hände zu waschen.
  • Ggf. wird der Toiletteneimer entleert, sowie mit Wasser und mit der Toilettenbürste gesäubert. Danach wird der Toiletteneimer ggf. desinfiziert.
  • Der Klient wird zurück in sein Zimmer geschoben und ins Bett transferiert.
  • Wenn der Toilettenrollstuhl in Sichtweite des Klienten gelagert wird, sollte die Sitzplatte aufgelegt sein und den Toiletteneimer abdecken. Dem Klienten wird nicht zugemutet, den ganzen Tag (oder gar noch bei den Mahlzeiten) auf seine Toilette blicken zu müssen.

Nachbereitung:

  • Die Pflegekraft überprüft, ob der Toilettenrollstuhl verunreinigt wurde. Ggf. wird dieser gereinigt und desinfiziert. Für die Desinfektion können milde handelsübliche Reinigungs- und Desinfektionsmittel genutzt werden.
  • Ggf. wird der Klingelknopf desinfiziert.
  • Die gesamte Bekleidung des Klienten wird gerichtet. Der Klient wird bequem gelagert.
  • Die Pflegekraft fragt nach dem Befinden des Klienten.
  • Das Bettlaken wird von Falten befreit.
  • Der Klient wird befragt, ob er weitere Wünsche hat. Insbesondere wird ihm ein Getränk angeboten.
  • Das verbrauchte Material wird entsorgt.
  • Das Zimmer und das Badezimmer werden gelüftet.
  • Die Pflegekraft führt eine Händedesinfektion durch.
  • Die Lagerung wird im Lagerungs- und Mobilitätsplan verzeichnet.
  • Die Maßnahme wird im Leistungsnachweis dokumentiert.
  • Relevante Beobachtungen werden dem Hausarzt und der Pflegedienstleitung mitgeteilt.
  • Die Ergebnisse und Erfahrungen werden regelmäßig in Fallbesprechungen diskutiert.
  • Ggf. wird die Pflegeplanung aktualisiert.

Dokumente:

  • Leistungsnachweis
  • Lagerungs- und Mobilitätsplan
  • Vitaldatenblatt
  • Berichtsblatt
  • Dokumentenblatt "Meldungen an den Arzt"

Verantwortlichkeit / Qualifikation:

  • alle Pflegekräfte