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Tracheostoma: Wechsel der Außen- und der Innenkanüle

Die Reinigung und der Wechsel von Trachealkanülen zählen zu jenen Tätigkeiten, bei denen sich ärztliche und pflegerische Kompetenzen überschneiden - rechtliche Grauzonen inklusive. Daher ist es ratsam, rechtzeitig etwaige Fehlerquellen zu beseitigen.


Standard "Tracheostoma: Wechsel der Außen- und der Innenkanüle"


Definition:

  • Eine Tracheostomie ist eine operativ angelegte Öffnung der Luftröhre ("Luftröhrenschnitt") nach außen. Diese wird mittels einer Trachealkanüle stabilisiert, die gleichzeitig einen Zugang zu den Atemwegen im vorderen Halsbereich ermöglicht.
  • Ein Tracheostoma und die dazugehörige Trachealkanüle können nur dann korrekt arbeiten, wenn beide sorgfältig gepflegt werden.
  • Zumeist werden betroffene Patienten noch in der Klinik zur eigenständigen Pflege des Stomas und der Kanüle angeleitet. Da jedoch viele unserer Bewohner körperlich geschwächt oder demenziell erkrankt sind, ist es erforderlich, dass diese Tätigkeit von uns überwacht bzw. ganz oder teilweise durchgeführt wird.
  • Der Wechsel der Trachealkanüle ist eigentlich Aufgabe des Arztes. Diese Tätigkeit kann aber an die Pflegekräfte delegiert werden, wenn keine Komplikationen zu erwarten sind.
Hinweise:
  • Dieser Standard bezieht sich ausschließlich auf Bewohner, die mit Kanülen ohne Blockung versorgt sind.
  • In einzelnen Fachbüchern wird der Wechsel der Außen- und der Innenkanüle im Detail abweichend beschrieben. Wir haben diesen Standard an die Mehrheitsmeinung der verfügbaren Pflegeliteratur angepasst.

Grundsätze:

  • Wir arbeiten eng mit dem behandelnden Arzt zusammen. Alle Maßnahmen werden sorgfältig mit dem Arzt besprochen.
  • Alle Anweisungen des Arztes werden genau dokumentiert. Wir drängen stets auf schriftliche Instruktionen. Mündliche Anweisungen sollten immer unter Zeugen erfolgen.
  • Der Bewohner sollte die Pflege seines Tracheostomas wenn möglich selbst erledigen, ggf. mit Unterstützung einer Pflegekraft. Nur wenn der Bewohner dazu nicht in der Lage ist, wird diese Aufgabe von uns übernommen.
  • Die Pflege des Stomas und den Kanülenwechsel übernehmen wir nur dann, wenn dieses unproblematisch und risikoarm ist.

Ziele:

  • Der Bewohner ist in der Lage, ruhig und entspannt zu atmen.
  • Die Luftröhre wird vor Austrocknung und vor Verschmutzung geschützt.
  • Infektionen und Verletzungen der Trachea werden verhindert.
  • Die Haut in unmittelbarer Umgebung des Tracheostomas wird geschützt. Wir verhindern insbesondere mechanische Reizungen durch die Kanüle und durch das Halteband. Auch ein Auf- bzw. Erweichen der Haut (Mazeration) durch Sekrete wird vermieden.
  • Die Kanüle wird sicher am dafür vorgesehenen Ort fixiert.
  • Infektionen der Atmungsorgane werden verhindert.
  • Es erfolgt keine Keimverschleppung auf Pflegekräfte oder auf andere Bewohner.

Vorbereitung:

Indikation

  • Bei reizlosem Stoma und bei einer normalen Sekretmenge wird die Außenkanüle einmal bis zweimal pro Woche gewechselt.
  • Bei einer Silberkanüle kann ggf. ein regelmäßiger Wechsel der Außenkanüle entfallen. Sie wird nur bei Bedarf getauscht.
  • Die Innenkanüle wird mindestens einmal pro Tag gewechselt und gesäubert.
  • Ist die Sekretmenge ungewöhnlich hoch, erfolgen die o. g. Maßnahmen ggf. mehrmals täglich. Die Durchgängigkeit der Kanüle und somit die Atmung des Bewohners müssen sichergestellt sein.
  • Der Wechsel sollte nicht direkt nach der Nahrungsaufnahme durchgeführt werden. Das Risiko von Übelkeit, Erbrechen und somit einer Aspiration sind dann erhöht.
  • Das notwendige Maß an Keimfreiheit ist abhängig von der Beschaffenheit der Wunde. Es gilt: Je frischer die Tracheostomawunde ist, umso aseptischer muss beim Kanülenwechsel gearbeitet werden.

personelle Organisation

  • Die Stomareinigung und der Kanülenwechsel werden stets von einer Pflegefachkraft durchgeführt. Unverzichtbar sind immer auch eine genaue Einweisung und eine Delegation der Aufgabe durch den Hausarzt.
  • Nach Möglichkeit sollte eine weitere Pflegehilfskraft als Assistenz eingesetzt werden.
  • Diese Maßnahme wird regelmäßig per Pflegevisite kontrolliert.

aktivierende Pflege

Wir prüfen stets vorab, in welchem Maß der Bewohner unterstützt werden soll. Sofern weder eine demenzielle Erkrankung noch feinmotorische Störungen vorliegen, wird das Maß an Unterstützung fortschreitend reduziert.

  • Zu Beginn wird die Maßnahme komplett von uns durchgeführt. Der Bewohner kann die Handlungsabfolge mit einem kleinen Handspiegel verfolgen.
  • Nach einigen Tagen sollte der Bewohner zumindest einige Handgriffe durchführen, also etwa die Reinigung der Stomaumgebung oder das Anbringen des Haltebändchens.
  • Letztlich soll der Bewohner den Kanülenwechsel eigenständig durchführen. Dabei wird er zunächst noch von der Pflegekraft angeleitet und beobachtet.

Material für den Kanülenwechsel

  • desinfizierte Trachealkanüle
  • Kanülenhalteband
  • ggf. Killian-Spekulum (sog. "Tracheostoma-Spreizer")
  • Tracheostomatuch (Abdecktuch)
  • Händedesinfektionsmittel
  • 2 Paar Einmalhandschuhe, 4 Paar bei einer assistierenden Pflegehilfskraft
  • saugfähige Schlitzkompressen bzw. Kompressen mit aufgedampfter antibakterieller Beschichtung
  • sterile Kompressen oder Tupfer
  • 0,9%iges NaCl oder Aqua dest.
  • Stomaöl (erhöht die Gleitfähigkeit der Kanüle), alternativ Silikonspray
  • Kanülenreinigungsbehälter, Kanülenreinigungspulver / Kanülenreinigungslösung
  • weiche Spezialbürste für die Reinigung (sog. "Flaschenputzer")
  • Zellstoff
  • Abwurfbehälter
  • ggf. Absauggerät, dazu passende Katheter, sterile Handschuhe (siehe Standard "Absaugen")
  • ggf. Salbe zur Versorgung entzündeter Haut
  • Pinzette
  • Nierenschale
  • ggf. Mundschutz
  • ggf. Taschenlampe
  • ggf. Waschschüssel mit Waschlappen und Handtuch
  • Lagerungsbox für die gesäuberte Kanüle
  • Wenn noch die Gefahr eines Kollabierens oder Schrumpfens des Tracheostomas besteht, beispielsweise wenn die OP noch nicht längere Zeit zurückliegt, sollte immer eine Kanüle, die eine Nummer kleiner ist, bereitliegen. Im Notfall ist diese leichter und mit geringerer Verletzungsgefahr einzuführen.

Organisation

  • Das Absauggerät wird auf Funktionsfähigkeit geprüft und bereitgestellt.
  • Das Zimmer wird ggf. gelüftet und danach auf eine angenehme Raumtemperatur beheizt.
  • Ein von beiden Seiten freier Zugang zum Bett wird ermöglicht.
  • Es werden Maßnahmen zur Wahrung der Intimsphäre getroffen.
  • Der Bewohner wird über die anstehende Maßnahme informiert und um Zustimmung gebeten. Etwaige Fragen werden beantwortet.
  • Die Vitalwerte werden ermittelt.
  • Der Bewohner wird in eine bequeme sitzende Position gebracht. Der Kopf sollte leicht nach hinten überstreckt werden. Alternativ liegt der Bewohner flach auf dem Rücken.
  • Wenn es der Bewohner wünscht, kann er die Maßnahme mit einem kleinen Taschenspiegel verfolgen.
  • Die Pflegekraft sorgt für gute Lichtverhältnisse. Falls notwendig wird eine zusätzliche Lampe aufgestellt (idealerweise eine "Spot-Glühbirne").
  • Die Kleidung des Bewohners wird mit einem Handtuch geschützt.
  • Falls die Pflegekraft auch nur leicht erkältet ist, ist immer ein Mundschutz zu tragen.
  • Die Pflegekraft desinfiziert sich die Hände und zieht Einmalhandschuhe an.

Durchführung:

Beginn

  • Die verschmutzte Schlitzkompresse wird entfernt.
  • Die Pflegekraft entfernt größere Verschmutzungen mit einer Kompresse.
  • Falls notwendig saugt die Pflegekraft Sekret ab.
  • Die Pflegekraft löst die Befestigung. Sie umfasst die Innenkanüle am Ansatz, zieht diese heraus und legt sie in einen geeigneten Behälter.
  • Das Kanülenhalteband wird gelöst. Wir kontrollieren, ob dieses verschmutzt ist und wechseln es ggf. aus.
  • Die Außenkanüle wird herausgenommen. Diese Maßnahme kann beim Bewohner einen Hustenreiz auslösen. Die Pflegekraft rechnet also stets mit unerwarteten Bewegungen.
  • Mittels einer feuchten und lauwarmen Stomakompresse oder einem Pflegetuch säubern wir den Stomawulst und die umliegende Haut. Die Wischrichtung ist von innen nach außen.
  • Dabei verzichten wir auf den Einsatz von Seife, da diese die Haut reizt.
  • Bei größeren Verschmutzungen können die Waschschüssel und ein Waschlappen genutzt werden.
  • Der Einsatz von Watte, Watteträgern oder Flusen bildenden Tüchern ist zu unterlassen.
  • Die Pflegekraft stellt sicher, dass keine Flüssigkeit in das Stoma gelangt. Ggf. wird das Stoma daher mit einer Kompresse abgedeckt. Wenn Öl, Salben oder andere Fremdstoffe in das Stoma geraten, kann es zu einer Pneumonie kommen.
  • Borken, die sich am Innenrand des Stomawulstes festgesetzt haben, entfernen wir mittels einer geeigneten Pinzette.
  • Wir kontrollieren die Wundränder. Bei verstärkter Borkenbildung, Entzündungen oder gar Blutungen wird der Hausarzt informiert. (Hinweis: Bei einer selbstständigen Durchführung durch den Bewohner ist es wichtig, dass dieser für die Hautinspektion einen Spiegel nutzt.)
  • Falls notwendig (und so ärztlich verschrieben) tragen wir eine Salbe zur Wundheilung auf.
  • Die Pflegekraft legt die Schlitzkompresse an die Außenkanüle an. Sie wird so positioniert, dass diese beim Einführen der Außenkanüle zwischen der Haut und der Kanüle aufliegt. Bei silberhaltigen Kompressen muss die metallene Schicht auf der Haut aufliegen. Das Silber wirkt antibakteriell und reduziert das Risiko einer Infektion.

  • Wenn die Wundränder gereizt sind, kann die Pflegekraft einen Hydrokolloidverband auflegen. Dieser muss zuvor passend zur Öffnung des Tracheostomas zugeschnitten werden.
  • Eine gereinigte Außenkanüle wird mit leichten Drehbewegungen eingeführt. Das Stoma wird mit zwei Fingern der anderen Hand zudem etwas gespannt. Auch dieses kann beim Bewohner einen Hustenreiz auslösen.
  • Das Kanülenband wird fixiert. Bei einem nicht elastischen Band sollte darauf geachtet werden, dass dieses nicht zu fest angespannt wird. Zwei Finger sollten immer noch eingeschoben werden können.
  • Wir legen die frische Kanüle bereit.
    • Diese sollte keine Desinfektionsmittelrückstände aufweisen und trocken sein.
    • Sie sollte körperwarm sein. (Dieses ist wichtig, wenn die Kanüle zuvor abgekocht wurde.)
    • Die Pflegekraft prüft die Kanüle auf sichtbare Schäden.
    • Bei Kunststoffkanülen ist es überdies sinnvoll, die Innenkanüle mit Stomaöl einzureiben oder mit Silikonspray zu behandeln. Durch die glatte Oberfläche reduziert sich die Anhaftung von Borken und von Sekret.
    • Das Halteband wird an einer Seite befestigt.
  • Die Pflegekraft führt die Innenkanüle ein.
  • Ggf. kann es jetzt notwendig sein, den Bewohner erneut abzusaugen.
  • Die Pflegekraft bringt das Abdecktuch an. Es verhindert das Eindringen von Staub, Schmutz und anderen Fremdkörpern in das Stoma. Zudem nimmt es austretendes Sekret auf. Vielen Betroffenen ist zudem der optische Eindruck wichtig. Sie wünschen, dass das Stoma unter dem Tuch unsichtbar bleibt.

Reinigung der Kanüle

  • Mit einer sterilen Kompresse wird die Innenkanüle grob gesäubert, unter fließendem Wasser kurz gespült. Die Kanülenreinigungsbürste kann die Oberfläche zerkratzen. Sie wird daher nur dann genutzt, wenn sich die Sekretablagerungen nicht von allein lösen. Sie wird zuvor in die richtige Form gebogen, um über die Kanülenspitze in die Kanüle eingeführt zu werden.
  • Die Kanüle wird mit der vom Hersteller empfohlenen Methode keimfrei gemacht.
  • Die Pflegekraft wechselt die Einmalhandschuhe.
  • Wenn ein Desinfektionsmittel genutzt wurde, ist es wichtig, dass die Rückstände unter klarem Wasser abgespült werden. Ansonsten könnten die Reste des Mittels die Schleimhäute reizen.
  • Die gereinigte Trachealkanüle wird unter hygienischen Bedingungen auf Materialveränderungen und Schäden kontrolliert und zurück in die Lagerungsbox gelegt.

Nachbereitung:

  • Die Pflegekraft desinfiziert ihre Hände.
  • Der Bewohner wird bequem gelagert.
  • Die Pflegekraft kontrolliert die Atmung. Diese sollte gleichmäßig und ohne Nebengeräusche sein.
  • Falls notwendig und verordnet kann ein Vernebler eingeschaltet werden.
  • Die Pflegekraft kontrolliert das Befinden des Bewohners.
  • Die Klingel wird in Reichweite des Bewohners abgelegt.
  • Bei möglicherweise bedrohlichen Zustandsveränderungen wird umgehend ein Arzt gerufen.
  • Das verwendete Material wird entsorgt.
  • Die Bürste wird einmal pro Woche getauscht.
  • Beide Kanülen werden getrocknet und danach in die Aufbewahrungsbox gelegt.
  • Silberkanülen werden zweimal im Jahr von einer Fachwerkstatt kontrolliert und ggf. aufgearbeitet.
  • Alle Maßnahmen werden sorgfältig dokumentiert.

Dokumente:

  • Leistungsnachweise "medizinische Pflege"
  • Pflegebericht
  • Wunddokumentation
  • Pflegeplanung

Verantwortlichkeit / Qualifikation:

  • Pflegefachkraft
  • ggf. Pflegehilfskraft als Assistenz