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Standard "Pflege von Senioren bei Übelkeit"

Sei es als Nebenwirkung des täglichen Medikamentencocktails oder als Folge organischer Veränderungen: Fast jeder zweite Senior leidet mehr oder minder durchgängig unter Übelkeit. Bei der Frage, wie sehr dies die Lebensqualität beeinträchtigt, haben Pflegekräfte einen großen Einfluss.


Standard "Pflege von Senioren bei Übelkeit"


Definition:

  • Übelkeit (Nausea) ist ein wichtiges Begleitsymptom fast aller gastroenterologischen Erkrankungen. Dazu zählen etwa das akute Abdomen, die akute Gastritis, die Gastroenteritis sowie die Bildung von Magen- und Darmgeschwüren.
  • Auch die Therapie von Krebserkrankungen kann zu diesen Beeinträchtigungen führen, etwa bei einer Chemo- oder Strahlentherapie.
  • Darüber hinaus haben viele weitere Medikamente einen destabilisierenden Einfluss auf den Magen-Darm-Trakt.

Grundsätze:

  • Das Erbrechen ist eine große körperliche Belastung und stellt ein signifikantes Gesundheitsrisiko für alte Menschen dar. Sofern es keinen rationalen Grund für eine Magenentleerung gibt (etwa eine Vergiftung), versuchen wir daher stets, ein Erbrechen zu vermeiden.
  • Die Linderung der Übelkeit ist zunächst einmal nur die Behandlung von Krankheitssymptomen. Es ist daher stets sinnvoll, parallel auch den Auslöser der Übelkeit zu ermitteln und zu beseitigen.
  • Übelkeit ist immer auch ein psychisches Geschehen. Daher können auch solche Maßnahmen helfen, die nach medizinischen Maßstäben wirkungslos sind. Viele Bewohner haben im Laufe der Jahre derartige Strategien entwickelt, von deren Wirksamkeit sie überzeugt sind. Dieses wird von uns unterstützt.

Ziele:

  • Der Bewohner erbricht sich nicht. Er wird somit auch vor den möglichen Folgen geschützt, etwa
    • Aspiration von Erbrochenem
    • Einrisse und Blutungen der Ösophagus- und Magenschleimhaut bei massivem Erbrechen
    • Gewichtsverlust und Beeinträchtigung des Wasser- und Elektrolythaushaltes bei anhaltendem Erbrechen
  • Die Lebensqualität des Bewohners wird verbessert. Er gewinnt die Kraft, um eine ggf. vorhandene Erkrankung zu überstehen.

Vorbereitung:

  • Alle Pflegekräfte müssen sich bewusst sein, dass Bewohner durch Gerüche belästigt werden können, die die Pflegekräfte aufgrund der täglichen Überreizung selbst schon nicht mehr wahrnehmen.
  • Rauchende Pflegekräfte achten auf eine konsequente Geruchsbeseitigung.
  • Pflegekräfte achten auf eine möglichst neutrale Duftnote bei der Wahl des Parfüms bzw. des Rasierwassers.
  • Stark duftende Blumen sollten nicht in das Zimmer des Bewohners gestellt werden.
  • Das Zimmer wird regelmäßig durchgelüftet.
  • Wir achten auf eine konsequente Mundpflege des Bewohners.
  • Wir befragen den Bewohner, wie er vor dem Einzug in die Einrichtung eine anhaltende Übelkeit überwunden hat.

Durchführung:

Prüfung auf Ursachen innerhalb des Magen-Darm-Traktes

Wir prüfen, ob eine falsche Ernährung, eine Infektion im Verdauungsapparat o.Ä. als Auslöser in Betracht kommen.

  • Lebensmittelallergie
  • Genuss verdorbener Lebensmittel (etwa durch das Horten und Verstecken von Speisen bei Demenz)
  • Konsum einer übermäßigen Menge an Speisen (etwa bei fehlendem Sättigungsgefühl bei Demenz)

Prüfung auf Medikamentennebenwirkungen

Wir prüfen, ob die Übelkeit die Nebenwirkung eines Medikaments sein kann. Als Auslöser kommen in Frage:

  • Eisenpräparate
  • nichtsteroidale Entzündungshemmer
  • Glukokortikoide
  • Morphine und Opioide
  • Zytostatika
  • Antibiotika
  • Diuretika
  • L-Dopa
  • orale Antidiabetika
  • Theophyllin
  • weibliche Sexualhormone
Falls es hinreichende Anzeichen für eine Medikamentennebenwirkung gibt, suchen wir den Dialog mit dem Arzt. Wir prüfen, ob eine modifizierte Medikamentierung sinnvoll ist oder etwa die zusätzliche Verordnung eines Antiemetikums.

Prüfung auf Ursachen außerhalb des Magen-Darm-Traktes

Wir prüfen, ob die Übelkeit andere Auslöser haben kann. Etwa:

  • Infektionskrankheiten
  • Herzinsuffizienz oder Herzinfarkt
  • Stoffwechselerkrankungen oder Stoffwechselentgleisungen, etwa diabetische Ketoazidose
  • Vergiftungen als Folge etwa einer Überdosis Digitalisglykoside oder durch den Konsum von zu viel Alkohol
  • neuronale Schädigungen, etwa erhöhter Hirndruck oder Meningitis
  • psychische Reaktion auf Ekel, Schmerzen, Angst oder Stress
  • Erzwingen von mehr Aufmerksamkeit
  • falsche Lagerungsposition, insbesondere nach dem Essen

Ernährung

  • Der Bewohner wird ermuntert, nur dann zu essen, wenn er Hunger verspürt. Wir halten kleinere Zwischenmahlzeiten bereit, um den Bewohner unabhängiger von den starren Essenszeiten zu machen.
  • Wir regen den Appetit mit säuerlichen Lebensmitteln an, also etwa mit sauren Gurken, mit sauren Bonbons oder mit Zitroneneis.
  • Der Bewohner soll den Konsum von sehr süßen, fettigen oder salzigen Speisen meiden. Auch auf stark gewürzte Lebensmittel sowie auf Speisen mit einem starken Eigengeruch sollte er verzichten.
  • Der Bewohner sollte milde Speisen zu sich nehmen, die besser verträglich sind. Also etwa Toast, Apfelmus, Kartoffelbrei, Quark oder Bananen.
  • Kalte Speisen sind zumeist verträglicher als warme Speisen.
  • Wir prüfen, ob sich der Bewohner mit Musik, mit Fernsehen oder mit Beschäftigungsmaßnahmen ablenken lässt.
  • Wir bieten dem Bewohner gekühlte Getränke an, etwa Cola, Tee oder Limonade.
  • Der Bewohner sollte seine Speisen in Gesellschaft zu sich nehmen.
  • Der Bewohner soll langsam essen und seine Speisen sorgfältig kauen.
  • Teller mit Speiseresten werden nach der Mahlzeit zügig aus dem Zimmer des Bewohners entfernt.
  • Wir prüfen, ob sich das Befinden des Bewohners durch eine Aromatherapie bessert.
Hinweis: Wir prüfen, ob wir dem Bewohner seine Lieblingsspeisen anbieten. Dieses muss bei vielen Krankheitsbildern kritisch hinterfragt werden. Der Bewohner verbindet sonst zukünftig sein Lieblingsessen mit dem Zustand der Übelkeit, da es zu einer entsprechenden Konditionierung gekommen ist.

Wirkungen und Nebenwirkungen von Antiemetika

Antiemetika werden fast immer prophylaktisch eingesetzt, also nicht erst, wenn der Bewohner kurz vor dem Erbrechen steht. Viele haben teils erhebliche Nebenwirkungen.

  • Dimenhydrinat, Diphenhydramin und Scopolamin haben sedierende Effekte. Oft kommt es auch zu anticholinergen Nebenwirkungen, etwa Mundtrockenheit, Sehstörungen oder Miktionsstörungen.
  • Perphenazin wirkt ebenfalls sedierend. Zusätzlich treten vegetative Störungen sowie extrapyramidale Nebenwirkungen (Steifigkeit, Unruhe, Gangstörungen, unwillkürliche Bewegungen) auf.
  • Domperidon und Metoclopramid wirken sedierend. Zusätzlich treten Schwindel sowie extrapyramidale Nebenwirkungen auf.
  • Dolasetron, Granisetron, Ondansentron sowie Tropisetron können Kopfschmerzen, Magen-Darm-Beschwerden und Schwindel auslösen. Zusätzlich kann es zu EKG-Veränderungen sowie zu einer veränderten Herzfrequenz kommen.

Nachbereitung:

  • Alle relevanten Maßnahmen und Beobachtungen werden dokumentiert.
  • Wenn es hinreichende Anzeichen für einen veränderten Gesundheitszustand gibt, informieren wir den behandelnden Hausarzt bzw. ggf. den Notarzt.
  • Wir prüfen, welche Strategien bislang dem Bewohner effektiv Linderung verschafften. Diese werden bei der nächsten Phase erneut eingesetzt. Die Pflegeplanung wird ggf. entsprechend aktualisiert.

Dokumente:

  • Pflegedokumentation

Verantwortlichkeit / Qualifikation:

  • alle Mitarbeiter