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Standard "Pflege
von Senioren mit vaskulärer Demenz"
Demenz ist unheilbar – oder doch
nicht? Während Pflegekräfte und Ärzte bei Morbus Alzheimer dem
Verfall nur hilflos zusehen können, stehen die Chancen bei
vaskulärer Demenz schon deutlich besser. Hier lässt sich der
mentale Verfall durch neue Medikamente und clevere
Pflegestrategien inzwischen stoppen oder deutlich verlangsamen.
Standard "Pflege von Senioren mit
vaskulärer Demenz"
Definition:
-
20 Prozent aller Demenzerkrankungen sind
vaskuläre Demenzen. Nach Morbus Alzheimer ist die vaskuläre Demenz
also die zweithäufigste Demenzform. Bei weiteren 20 Prozent aller
Demenzpatienten liegt eine Mischform aus vaskulärer Demenz und
Morbus Alzheimer vor.
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Es werden drei Gruppen der vaskulären Demenz
unterschieden:
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subkortikal vaskuläre Enzephalopathien,
z.B. Morbus Binswanger
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Multiinfarktdemenz (MID)
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Einzelinfarkte
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Wichtigster Faktor bei der
Entstehung einer vaskulären Demenz ist die Arteriosklerose der
Hirnarterien. Seltener sind kleine Gefäßverschlüsse durch
Blutgerinnsel der Auslöser. In beiden Fällen werden kleine bis
mittelgroße Hirnareale nicht mehr ausreichend versorgt und
sterben ab. Das nekrotisierte Gewebe wird daraufhin abgebaut und
nicht mehr ersetzt.
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Viele Betroffene litten zuvor
jahrzehntelang unter Bluthochdruck oder anderen
Gefäßerkrankungen; etwa unter der koronaren Herzkrankheit.
Oftmals finden sich in der Vorgeschichte auch transitorische
ischämische Attacken (TIA) sowie Schlaganfälle. Viele Betroffene
sind starke Raucher und übergewichtig.
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Die Krankheit
tritt zumeist zwischen dem 40. und dem 60. Lebensjahr erstmalig
auf. Männer sind häufiger betroffen als Frauen.
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Die
Diagnose erfolgt im Krankenhaus mittels CCT (Gehirn-CT), MRT
sowie Doppel-Sonographie.
Grundsätze:
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Ohne eine wirksame internistische
Basistherapie der arteriosklerotischen Begleiterkrankungen wird sich
die Symptomatik nicht bessern. Daher drängen wir beim Bewohner
beständig auf eine Anpassung der Lebensgewohnheiten.
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Auch eine nur verlangsamte Krankheitsentwicklung ist ein Erfolg.
Ziele:
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Durch eine intensive Beobachtung wird eine
sich entwickelnde vaskuläre Demenz frühzeitig bemerkt und korrekt
diagnostiziert.
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Faktoren, die das Fortschreiten der Erkrankung fördern, werden
erkannt und soweit möglich ausgeschaltet. Der Bewohner wird dazu
motiviert, auch liebgewonnene Lebensgewohnheiten aufzugeben;
etwa das Rauchen oder den übermäßigen Kalorienkonsum.
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Der mentale Verfall wird deutlich verlangsamt und (falls
möglich) sogar gestoppt.
Vorbereitung:
Symptome
Wir achten auf Symptome, die
für eine sich entwickelnde vaskuläre Demenz sprechen. Die
individuellen Einschränkungen können deutlich variieren, da die
Ausfälle vom jeweiligen Schädigungsort im Gehirn abhängig sind.
Das Fortschreiten ist nicht gleichmäßig wie bei der
Alzheimer-Demenz. Die Symptomatik nimmt mal zu und klingt dann
wieder teilweise ab. Die Verschlechterung fällt nur bei
langfristiger Betrachtung auf. Wenn es hinreichende Anzeichen
für eine Erkrankung gibt, wird der Bewohner einem Arzt
vorgestellt.
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D
er Bewohner zeigt
Verhaltensauffälligkeiten wie etwa Antriebsstörungen,
Interessenlosigkeit, Apathie, sozialer Rückzug, generelle
Verlangsamung oder Konzentrationsstörung.
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Persönlichkeitszüge werden zugespitzt. Beispiele: Aggressive
Menschen werden gewalttätig, melancholische Menschen werden
depressiv, sparsame Menschen werden geizig usw.
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Der
Bewohner leidet unter Aphasie (Sprachverlust), Apraxie (Störung
der Ausführung willkürlicher, zielgerichteter und geordneter
Bewegungen bei intakter motorischer Funktion) oder Agnosie
(Störung des Erkennens).
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Der Bewohner leidet unter
Gangstörungen, Sensibilitätsstörungen oder Lähmungen.
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Das Kurzzeitgedächtnis, die Orientierungsfähigkeit sowie die
Denkfähigkeit sind mehr und mehr eingeschränkt. Der Bewohner
verliert an Urteilsvermögen. Er ist immer weniger in der Lage,
Handlungen zu planen und sinnvoll durchzuführen. Der Bewohner
leidet ggf. auch unter Verwirrtheitszuständen und
Halluzinationen.
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Zahlreiche betroffene Senioren leiden
unter Lähmungen und Inkontinenz.
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Bei jedem sechsten
Betroffenen kommt es zu epileptischen Anfällen.
Durchführung:
Pflegemaßnahmen und
Beratung
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Ggf. vorhandenes Übergewicht wird durch eine
angepasste Ernährung abgebaut (siehe Standard "Pflege von adipösen
Senioren").
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Wir fordern den Bewohner auf,
das Rauchen möglichst umfassend einzustellen.
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Die
Harninkontinenz wird durch entsprechende Maßnahmen gelindert
bzw. kompensiert.
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Der Bewohner soll sich im Rahmen
seiner Fähigkeiten körperlich bewegen.
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Wir führen mit
dem Bewohner Gedächtnistraining durch (siehe Standard
"Gedächtnistraining").
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Wir animieren den Bewohner,
soziale Kontakte weiterhin zu pflegen.
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Wir prüfen, ob
der Bewohner unter Krankheiten leidet, die ein ähnliches
Symptombild auslösen könnten, etwa Funktionsstörungen der
Schilddrüse oder psychiatrische Erkrankungen (insbesondere
Depressionen).
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Wir führen mit dem Bewohner den
Mini-Mental-Status-Test sowie den „Uhrzeit-Zeichnen-Test“ durch.
medikamentöse Therapie
Die vom Arzt verschriebenen Medikamente werden
gemäß den Vorgaben verabreicht:
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Azetylsalizylsäure verbessert die
Fließeigenschaften des Blutes. Insbesondere wird eine
Thrombenbildung in den hirnversorgenden Gefäßen vermieden.
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Cumarine sollten nur bei einer sehr hohen
Emboliegefährdung verabreicht werden. Es ist wichtig, dass die
präzise Einnahme sichergestellt wird. Zudem muss die Gerinnung
regelmäßig überprüft werden. Ansonsten ist der Bewohner schon
bei kleineren Verletzungen massiv gefährdet.
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Eine ggf.
vorhandene Hypertonie wird durch eine geeignete ärztliche und
pflegerische Behandlung gelindert (siehe Standard "Pflege von
Senioren mit Hypertonie"). Wir achten jedoch darauf, dass die
Absenkung langsam und kontrolliert erfolgt. Sinkt der Blutdruck
zu schnell, kann sich die Durchblutung des Gehirns zusätzlich
verschlechtern. Dieser Effekt tritt dann vor allem nachts auf.
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Gemeinsam mit dem behandelnden Arzt prüfen wir, ob der
Bewohner Medikamente einnimmt, deren Nebenwirkungen die
Symptomatik verstärkt. Ggf. suchen wir nach alternativen
Wirkstoffen.
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Bei epileptischen Anfällen erhält der
Bewohner ggf. Antiepileptika.
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Oftmals lässt sich die
Hirnleistung durch entsprechende Medikamente steigern. Etwa:
Cholinesterasehemmer oder Memantine. Im Frühstadium können
Ginko-Präparate die Symptomatik verbessern.
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Wenn der
Bewohner Unruhezustände oder Aggressivität zeigt, erhält er ggf.
(atypische) Neuroleptika oder (antriebsmindernde)
Antidepressiva. Nächtliches Umherwandern als Folge des Verlustes
des Tag-Nacht-Rhythmus kann durch Antipsychotika (Pipamperon)
oder Sedativa (Clomethiazol) gemildert werden.
Nachbereitung:
Prognose
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Bereits vorhandene Schädigungen im Hirn
werden sich nicht wieder zurückbilden. Gleichwohl kann sich das
Gehirn anpassen und durch Umorganisation vorhandene Einbußen in
Teilen kompensieren.
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Bei einer optimalen Versorgung kann das Fortschreiten der
Demenz deutlich verlangsamt oder gestoppt werden. In vielen
Fällen kann sich das Krankheitsgeschehen auch verlagern; der
Bewohner gewinnt also verlorene Fähigkeiten zurück, erleidet
dafür aber in anderen Bereichen Einbußen. Dieses ist mit der
wechselnden Durchblutungssituation im Hirn zu erklären.
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Gelingt die Therapie nicht, schreitet der mentale Abbau
schrittweise voran (und nicht schleichend wie bei Morbus
Alzheimer).
Dokumente:
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