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Pflegestandard "Verbandswechsel bei Venenverweilkanülen"

Wie jeder künstliche Zugang reagiert auch eine Venenverweilkanüle selbst auf scheinbar unbedeutende Hygienemängel höchst "allergisch". Daher ist es sinnvoll, vor allem den Verbandswechsel innerhalb des Pflegeteams zu vereinheitlichen.


Verbandswechsel bei Venenverweilkanülen


Definition:

  • Eine Venenverweilkanüle ermöglicht es uns, Infusionslösungen oder Medikamente kontinuierlich in den Blutstrom abzugeben.
  • Die Punktion der Vene wird mit einer Stahlkanüle durchgeführt, deren Spitze scharf geschliffen wurde. Die Stahlkanüle wird ummantelt von einer Kunststoffkanüle. Diese bleibt zurück, sobald die Stahlkanüle nach erfolgreicher Punktion zurückgezogen wurde. Die Kunststoffkanüle ist mit Teflon beschichtet, um die Bildung von Thromben zu vermeiden.
  • Mittels eines Luer-Lock-Anschlusses kann die Kunststoffkanüle an das Infusionssystem angeschlossen werden, um damit die Medikamente zu verabreichen. Die Kanüle wird von zwei kleinen Platten gehalten, die per Heftstreifen auf der Haut fixiert werden.
  • Venenverweilkanülen gibt es in verschiedenen Längen und Lumen, deren farbliche Kodierung einem ISO-Standard folgt.
  • Venenverweilkanülen können auch prophylaktisch gesetzt werden. Etwa wenn der Bewohner an einem Krankheitsbild leidet, das eine schnelle medikamentöse Reaktion erfordert, z.B. Schock, Rhythmusstörungen, akute Dyspnoe oder Krampfanfälle.
  • Schon kleine Bewegungen können dazu führen, dass die Stahlkanüle das umgebende Gewebe schädigt. Sobald diese entfernt ist, sinkt das Verletzungsrisiko. Die verbleibende Kunststoffkanüle wird das Blutgefäß zumeist nicht perforieren.
  • Wir nutzen bevorzugt transparentes Verbandsmaterial, etwa 3M Tegaderm HP Transparentverband. Solche Produkte ermöglichen es uns, den Wundzustand zu erfassen, ohne den Verband eigens dafür wechseln zu müssen. Dieses ist insbesondere bei dementiell veränderten Bewohnern eine große Erleichterung.

Grundsätze:

  • Beim Verbandswechsel hat Asepsis höchste Priorität. Vor jeder Manipulation an einer Verweilkanüle oder an den Verbindungsstellen werden die Hände desinfiziert. Ggf. trägt die Pflegekraft zusätzlich sterile Einmalhandschuhe.
  • Die ausführende Pflegefachkraft hat die Durchführungsverantwortung und kann bei Fehlern haftbar gemacht werden.

Ziele:

  • Das Wundgebiet wird durch einen hygienischen Verband vor schädlichen Umwelteinflüssen geschützt.
  • Krankhafte Veränderungen im Wundbereich werden korrekt und zeitnah bemerkt.
  • Die Schmerzbelastung des Bewohners wird minimiert.
  • Verschmutzungen werden entfernt.
  • Es werden keine Keime in die Wunde getragen.
  • Der Zugang ist jederzeit nutzbar.

Vorbereitung:

Indikation

  • Die Frequenz für den Verbandswechsel wird vom Arzt festgelegt. Sie liegt üblicherweise zwischen einem und drei Tagen.
  • Der Verband wird auch gewechselt, wenn dieser durchblutet, durchfeuchtet oder verschmutzt ist.
  • Wenn der Bewohner über Schmerzen klagt, wird der Verband gewechselt, um den Wundzustand genauer kontrollieren zu können.
  • Sinnvoll ist eine Inspektion auch, wenn ein Bewohner Fieber hat, der Grund dafür aber unklar bleibt.

Material

Wir stellen das notwendige Material zusammen:

  • unsterile Einmalhandschuhe
  • sterile Einmalhandschuhe
  • Desinfektionsmittel
  • sterile Kompressen
  • steriles Pflaster
  • Fixierungsmaterial
  • Mullbinde
  • sterile Watteträger
  • Abwurfbehälter

Organisation

  • Der Verbandswechsel bei Venenverweilkanülen ist Teil der Einarbeitung neuer Mitarbeiter.
  • Der Verbandswechsel wird regelmäßig im Rahmen der Pflegevisite kontrolliert.

allgemeine Maßnahmen

  • Der Bewohner wird über die anstehende Maßnahme informiert. Dieses auch bei bewusstseinsgestörten Senioren.
  • In einem Doppelzimmer wird entweder ein Sichtschutz aufgebaut oder der Mitbewohner für die Zeit nach draußen gebeten.
  • Die Ablageflächen des Beistelltisches/Nachttisches werden desinfiziert.
  • Die Pflegekraft sorgt für gute Lichtverhältnisse.
  • Die Pflegekraft führt eine sorgfältige Händedesinfektion durch und zieht unsterile Einmalhandschuhe an.
  • Wenn die Pflegekraft erkältet ist, muss sie einen Mund-Nasen-Schutz tragen, um die Einstichstelle vor einer Kontamination zu schützen.
  • Der Bewohner wird ggf. umgelagert, damit die Einstichstelle sicher erreicht werden kann. Das benötigte Material wird auf dem Beistelltisch/Nachttisch abgelegt und nicht auf dem Bett des Bewohners.
  • Das Bett wird mit einer Unterlage geschützt. Der Arm des Bewohners wird auf dieser Unterlage abgelegt.

Durchführung:

  • Die Pflegekraft stellt sicher, dass der Schlauch mit einem zusätzlichen Pflasterzügel gesichert ist. Es handelt sich dabei um eine weitere Fixierung des Schlauches am Oberarm rund 10 Zentimeter entfernt von der Einstichstelle.
  • Der alte Verband wird vorsichtig entfernt. Die Pflegekraft umfasst mit einer Hand den Katheter, um jede Lageveränderung zu vermeiden.
  • Der alte Verband wird gemeinsam mit dem Handschuh entsorgt. Die Pflegekraft trennt frisches Material räumlich von verbrauchtem Material (Prinzip der "reinen" und "unreinen" Seite).
  • Die Pflegekraft zieht sterile Handschuhe an.
  • Die Pflegekraft inspiziert die Wunde und informiert den Arzt. Relevant sind insbesondere:
    • Entzündungszeichen, also Rötungen, Schwellungen, Überwärmungen oder Nässen
    • Fieber
    • Hautmazeration als Folge des ständigen Kontakts der Haut mit auslaufender Infusionslösung
    • allergische Reaktionen auf das Heftpflaster oder den Folienverband
  • Der Hautbereich wird mit einem Reinigungstuch entfettet.
  • Die Pflegekraft desinfiziert die Einstichstelle. Die Wischbewegungen erfolgen stets von innen nach außen, um keine Keime in die Einstichstelle einzubringen. Bestehende Verkrustungen werden mit einem sterilen Watteträger entfernt.
  • Wenn Haare im Wundbereich nachgewachsen sind, sollten diese mit einem Rasierer entfernt werden. Ansonsten könnten diese mit den Haftflächen des neuen Verbandes verkleben.
  • Die Fixationsplatten werden zunächst mit zwei Pflasterstreifen gesichert.
  • Die Pflegekraft entnimmt den Folienverband aus der Verpackung und zieht das Papier von der Klebefolie ab.
  • Nun legt sie den Verband so auf, dass die Öffnung des Schlitzes genau an der Zuspritzpforte der Kanüle liegt.
  • Die Pflegekraft drückt den Folienverband vorsichtig an.
  • Die Pflegekraft bringt die sterile Wundauflage auf der Einstichstelle auf.
  • Die Pflegekraft legt eine sterile Kompresse unter den Steg der Kanüle oder den Dreiwegehahn. Damit wird die Haut vor übermäßiger Druckeinwirkung und der Ausbildung eines Dekubitus geschützt.
  • Die Pflegekraft legt den Pflasterverband an. Sie achtet darauf, dass sie die Verbindungsstelle und den angeschlossenen Dreiwegehahn nicht überklebt. Es muss jederzeit möglich sein, ein Infusionssystem an- und wieder abzukoppeln.
  • Um ein versehentliches Ziehen am Katheter zu vermeiden, kann der Schlauch zu einer Schlaufe gelegt werden, die mit einem Heftpflaster am Arm fixiert wird. Ein Verband per Mullbinde dient als zusätzlicher Schutz gegen ein unbeabsichtigtes Verrutschen.

Nachbereitung:

  • Die Pflegekraft führt eine weitere Händedesinfektion durch.
  • Die Pflegekraft befragt den Bewohner nach seinem Befinden.
  • Der Bewohner wird darauf hingewiesen, dass er an der Venenverweilkanüle nicht manipulieren sollte.
  • Bei allergischen oder sonstigen potentiell gefährlichen Reaktionen wird umgehend ein Arzt benachrichtigt.
  • Die Materialien werden weggeräumt und ggf. entsorgt.
  • Die Kleidung des Bewohners wird gerichtet. Der Bewohner wird bequem gelagert.
  • Die Maßnahme wird dokumentiert.

Dokumente:

  • ärztliches Verordnungsblatt
  • Durchführungsnachweis
  • Berichtsblatt

Verantwortlichkeit / Qualifikation:

  • Pflegefachkräfte