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Standard "Sekretlösung
durch mechanische Vibration"
Mit der Vibrationsbehandlung lässt sich
quälendes Sekret selbst dann lösen, wenn Inhalationen und
Drainagelagerungen zuvor erfolglos blieben. Wichtig ist neben
einer fundierten Einweisung auch ein entsprechender
Pflegestandard. Denn allzu schnell verkehrt sich der Effekt ins
Gegenteil und bringt den betroffenen Senioren in ernste
Gefahren.
Standard "Sekretlösung durch
mechanische Vibration"
Definition:
Wir nutzen
Vibrationsbehandlungen, um festsitzenden Schleim zu lösen, den der
Bewohner nicht oder nur mit großer Anstrengung abhusten kann.
Die
Vibrationen werden im Gerät erzeugt und über eine Stahlplatte auf
die Haut übertragen. Die Schwingungen machen Bronchialschleim
elastischer und reduzieren dessen Viskosität. Das Sekret gelangt
dann leichter in die größeren Bronchialabschnitte, wo es abgehustet
oder abgesaugt werden kann.
Die meisten
Geräte verfügen über zwei Geschwindigkeitsstufen. Die langsamere
Stufe kann i.d.R. aufgrund der größeren Amplitude auch tiefere
Lungenabschnitte erreichen.
Grundsätze:
Die
Vibrationsmassage ist eine hochwirksame Maßnahme, die bei korrekter
Nutzung dem Betroffenen die Atmung deutlich erleichtert.
Gleichzeitig jedoch kann eine fehlerhafte Anwendung mehr Schaden als
Nutzen verursachen.
Wir arbeiten
eng mit dem behandelnden Hausarzt zusammen. Wir stimmen uns
hinsichtlich der Intensität und Häufigkeit der Maßnahme mit ihm ab.
Wir definieren auch, welche Lungenbereiche primär von
Sekretablagerungen befreit werden sollen.
Die Maßnahme
ist nur dann erfolgreich, wenn der Schleim gelockert wurde und
danach abgehustet oder abgesaugt wurde.
Ziele:
Das Sekret
wird möglichst umfassend aus der Lunge entfernt.
Die Atmung des
Bewohners wird unterstützt und das Abhusten erleichtert.
Die
Schmerzbelastung wird minimiert.
Die Anwendung
ist so angenehm wie möglich.
Die Atmung
wird dem Bewohner bewusster gemacht.
Vorbereitung:
Qualifikation
Vibrationsgeräte unterliegen dem Medizinproduktegesetz. Daher dürfen
sie nur von Pflegekräften genutzt werden, die zuvor von einer
geeigneten Person in die Handhabung eingewiesen wurden. Dieses ist
z.B. der behandelnde Physiotherapeut.
Es ist
sinnvoll, die Anwendung an einem Kollegen zu üben. Darüber hinaus
sollten Pflegekräfte sich einmal selbst behandeln lassen, um die
Empfindungen zu erleben und abschätzen zu können, wo die Anwendung
angenehm und wo sie unangenehm ist.
Indikation / Kontraindikation
Bei folgenden
Krankheitsbildern ist die Anwendung von Vibrationsgeräten i.d.R.
sinnvoll:
Asthma
Pneumonie
akute und
chronische Bronchitis / COPD
Wir nutzen keine
Vibrationen bei Bewohnern, bei denen folgende Krankheitsbilder vorliegen
oder vorliegen könnten:
Schädel-Hirn-Trauma (Risiko einer Hirnblutung als Folge von
Drucksteigerungen im Gehirn)
Herzinfarkt,
Lungenembolie oder Phlebothrombose (Risiko der Ablösung eines
Blutgerinnsels)
Tumore oder
Metastasen im Kopf und Thoraxbereich (Risiko von Spontanfrakturen)
Frakturen der
Rippen, Thoraxdrainagen
gesteigerte
Blutungsneigung
fortgeschrittene Osteoporose (Risiko von Gewebeverletzungen sowie
Spontanfrakturen)
Periduralkatheter
unterstützende Maßnahmen
Die für die
jeweiligen Krankheitsbilder geltenden Standards werden sorgfältig
umgesetzt, etwa:
Standard
"Pflege von Senioren mit einer akuten Bronchitis"
Standard
"Pflege von Senioren mit einer chronischen Bronchitis"
Standard
"Pflege von Senioren mit Pneumonie"
Organisation
Bei vielen
Bewohnern ist die Anwendung trotz Schmerzen notwendig und sinnvoll.
Der Bewohner sollte dann mit zeitlichem Vorlauf ein wirksames
Analgetikum erhalten, das ihm vom behandelnden Arzt als
Bedarfsmedikation verschrieben wurde.
Die Maßnahme
sollte nicht direkt nach einer Mahlzeit durchgeführt werden.
Eine
Behandlung sollte mindestens fünf Minuten dauern und kann mehrmals
täglich durchgeführt werden.
Die Fenster
werden geschlossen und die Raumluft ggf. auf eine angenehme
Temperatur geheizt.
Das Bett wird
in eine angenehme Arbeitshöhe gebracht.
In einem
Doppelzimmer wird entweder ein Sichtschutz aufgebaut oder der
Mitbewohner für die Zeit nach draußen gebeten.
Wir legen
Zellstoff oder eine Nierenschale bereit, damit der Bewohner das
gelöste Sekret abhusten kann.
Die
Pflegekraft überzeugt sich davon, dass das Gerät keinen Defekt
aufweist.
Das
Vibrationsgerät wird mit einem dünnen Tuch o.Ä. überzogen, um
Keimübertragungen zu vermeiden.
Bei dünnen
oder sogar kachektischen Senioren kann die Vibrationsscheibe
zusätzlich mit Watte gepolstert werden.
Die
Pflegekraft behandelt die Haut des Bewohners mit einem Massageöl
oder mit einer W/O-Lotion. Das Präparat wird von oben nach unten
aufgetragen. (Hinweis: Zuvor muss geprüft werden, ob der Bewohner
allergisch auf das Öl reagiert.)
Mobilisierung
Die Form der
Mobilisierung ist abhängig vom Gesundheitszustand des Bewohners.
Der Bewohner
soll sich so hinlegen, dass die zu behandelnde Körperseite oben
liegt. Der gelöste Schleim kann dann durch die Schwerkraft abfließen
und leichter abgehustet werden. Der Bewohner wird in Richtung
Bettkante mobilisiert, damit die Pflegekraft den Rücken leichter
erreichen kann.
Wenn der
Bewohner in eine Sitzposition an der Bettkante mobilisiert wird,
kann er die Arme auf einem großen Kissen ablegen.
Alternativ
wird der Bewohner umgekehrt auf einen Stuhl mobilisiert mit den
Armen auf der Lehne.
Durchführung:
Das Gerät wird
auf eine Stärke eingestellt, die der Bewohner bei den letzten
Behandlungen als angenehm empfunden hat. Die Pflegekraft stellt die
Intensität zu Beginn der Behandlung tendenziell etwas schwächer ein.
In den folgenden Minuten kann ggf. die Stärke der Schwingungen
schrittweise gesteigert werden.
-
Die
Vibrationen werden gesteuert auf der Haut ausgeführt. Dabei werden
vor allem zwei Maßgaben beachtet:
Es wird
immer von peripher nach zentral vibriert, also von den
Körperflanken in Richtung Lungenhilus (sog. "Lungenwurzel").
Es wird
immer von unten nach oben vibriert, also von den steißwärts
gelegenen Lungenabschnitten in Richtung Kopf.
Ein
weiterer Faktor ist die Lage des zu entfernenden Sekrets. Zwei
Beispiele:
Wenn das
Sekret aus den Lungenspitzen entfernt werden soll, ist eine
Oberkörperhochlagerung sinnvoll. Die Anwendung erfolgt dann
ausgehend von den Schultern in Richtung Lungenhilus.
Sekret in
den seitlichen basalen Lungenabschnitten kann am besten gelöst
werden, wenn sich der Bewohner in einer Seitenlage mit tiefer
gelagertem Oberkörper befindet.
Die
Pflegekraft achtet auf die Atmung des Bewohners. Sie sollte während
der Ausatmungsphase mit erhöhtem Druck vibrieren. Beim Einatmen
sollte der Auflagedruck deutlich gesenkt werden. Ansonsten kann es
dazu kommen, dass der Schleim mit der eingeatmeten Luft in die
tieferen Lungenbereiche gezogen wird.
Beim Vibrieren
werden die Nierengegend und der Bereich über der Wirbelsäule
ausgelassen, da die Behandlung hier zu erheblichen Schmerzen führen
kann.
Wenn der
Bewohner während der Anwendung über Beschwerden, Schmerzen, Übelkeit
oder Angst klagt, wird die Maßnahme abgebrochen und ggf. der
behandelnde Arzt informiert.
Ggf. werden
die Vitalwerte des Bewohners während der Maßnahme erfasst,
insbesondere Pulsfrequenz und Blutdruck.
Während der
Maßnahme soll der Bewohner ruhig und tief atmen.
Auf jeder
Thoraxseite wird die Anwendung fünf- bis sechsmal wiederholt.
Der Bewohner
wird nun aufgefordert, kontrolliert abzuhusten. Wenn er dieses nicht
kann, prüfen wir, ob das Sekret abgesaugt werden sollte.
Nachbereitung:
Der Bewohner
wird bequem gelagert und nach dem Befinden befragt. Er wird
aufgefordert, die Pflegekraft zu informieren, wenn er Beschwerden
hat.
Das Bett wird
in die Ausgangsposition gebracht.
Die Klingel
wird in Reichweite des Bewohners abgelegt.
Die
Pflegekraft führt eine hygienische Händedesinfektion durch.
Nach einigen
Stunden prüfen wir, ob die Atmung durch die Maßnahme tatsächlich
erleichtert wurde. Wichtig ist insbesondere festzustellen, ob und
wie sich die Kombinationen von Vibrationsbehandlungen mit anderen
Maßnahmen zur Atemerleichterung auswirkt; also etwa Inhalationen.
Die Ergebnisse werden dokumentiert und insbesondere auch in der
Pflegeplanung festgehalten.
Dokumente:
Leistungsnachweis
Berichtsblatt
Dokumentenblatt "Meldungen an den Arzt"
Verantwortlichkeit /
Qualifikation:
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