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Standard "Nutzung von Einlagen, Vorlagen und
Herrenvorlagen" (stationäre Pflege)
Bei der Versorgung
einer leichten oder mittleren Inkontinenz sind Einlagen das
Mittel der Wahl. Wir zeigen Ihnen, wie Sie die Nutzung dieser
Hilfsmittel in das Gesamtkonzept zur Inkontinenzversorgung
einbinden. Denn sowohl der MDK als auch die Autoren des
Expertenstandards wollen dabei ein entscheidendes Wort mitreden.
Standard "Nutzung von Einlagen, Vorlagen und Herrenvorlagen" (stationäre Pflege)
Definition:
Wir nutzen
Vorlagen, um leichte bis mittlere Formen von Inkontinenz zu
versorgen. Die Vorlagen werden mit Hilfe einer Fixierhose dicht vor
dem Harnröhrenausgang platziert.
Bei einer
milden Symptomatik können auch Einlagen genutzt werden. Diese sind
anatomisch geformt und werden durch einen eng anliegenden normalen
Slip fixiert. Ein an der Außenseite angebrachter Klebestreifen
verhindert, dass die Einlage verrutscht.
Für Männer,
die Urin nur tropfenweise verlieren, gibt es spezielle
Herrenvorlagen, auch "Penistaschen" oder "Penisfutterale" genannt.
Sie werden über den Penis und ggf. auch über den Hoden gezogen. Die
Haut wird durch eine Vliesschicht geschützt. Eine flüssigkeitsdichte
Folie verhindert das Durchnässen. Zur Fixierung einer Herrenvorlage
können entweder eine Netz- oder Fixierhose oder eine eng anliegende
Unterhose genutzt werden.
Im Vergleich
zu Fixierhosen haben Einlagen verschiedene Vorteile. Sie engen den
Bewegungsspielraum weniger ein, zeichnen sich unter der Kleidung
kaum ab und sind leichter zu wechseln. Zudem werden sie von dementen
Frauen als vertrauter Teil der Monatshygiene besser akzeptiert.
Alle oben
genannten Systeme werden als "zweiteilig" definiert, im Gegensatz zu
den "einteiligen" Inkontinenzhosen oder -slips.
Die
Fixierhosen sind in ihrem Design von normaler Unterwäsche kaum zu
unterscheiden. Sie werden als Mehrfach- und als Einmalartikel
verkauft. Viele Einmalprodukte sind jedoch von so guter Qualität,
dass sie einige Waschdurchgänge bei 60° C überstehen.
Die
Fixierhosen sind in fünf verschiedenen Größen S, M, L, XL und XXL
verfügbar und für Frauen und Männer geeignet.
(Hinweis: Noch vor
wenigen Jahren war das Fassungsvermögen von Einlagen und ähnlichen
Hilfsmitteln sehr gering. Mittlerweile können auch größere
Flüssigkeitsvolumina aufgenommen werden, was zu einem größeren
Anwendungsspektrum geführt hat. So gibt es inzwischen auch Produkte zur
Versorgung von schwerer bis schwerster Inkontinenz. Durch die
Materialdicke reduzieren sich dann jedoch die Vorteile gegenüber einer
Inkontinenzhose.)
Grundsätze:
-
Bei der Versorgung einer Inkontinenz sind Einlagen und Vorlagen
das erste Mittel. Wann immer möglich geben wir diesen Hilfsmitteln
den Vorzug vor Inkontinenzhosen.
-
Viele Bewohner sind in der Lage, die Einlage eigenständig zu
wechseln und ihre Selbständigkeit zu erhalten. Wir leisten also nur
dann Hilfe, wenn dieses auch tatsächlich erforderlich ist.
Ziele:
-
Die Würde des Bewohners bleibt gewahrt.
-
Die Folgen einer Inkontinenz werden gemildert. Insbesondere
kommt es zu keinen Hautschäden durch dauerhaften Kontakt mit Urin.
-
Das Selbstwertgefühl des Bewohners wird nicht unnötig
beeinträchtigt.
Vorbereitung:
Indikationen / Kontraindikationen
-
Wir
nutzen Vorlagen bei leichter bis mittlerer Inkontinenz, insbesondere bei
Stressinkontinenz.
-
Wir prüfen regelmäßig, ob die Slips eine
hinreichende Versorgungssicherheit bieten. Wenn die Vorlagen innerhalb
eines Tages öfter als sechs Mal gewechselt werden müssen, ist eine
andere Versorgungsform zu wählen.
-
Bevor wir die Umstellung auf Inkontinenzhosen vornehmen, prüfen wir
vorher ein Mischsystem. So kann der Bewohner am Tag Vorlagen nutzen und
in der Nacht eine Inkontinenzhose tragen.
Auswahl des richtigen Produktes
Bei
der Auswahl des individuell optimalen Produktes achten wir auf
verschiedene Kriterien. Wir lassen uns insbesondere von Apotheken und
Sanitätshäusern Proben schicken. Wir befragen den Bewohner zum
Tragekomfort. Er sollte im Intimbereich nicht schwitzen und kein Jucken
spüren.
Fixierhosen:
-
Wir nutzen Produkte ohne
Seitennähte. Dadurch wird die Gefahr von Druckstellen und Rötungen auf
der Haut vermindert. Zudem ist die Hose angenehmer zu tragen.
-
Wir prüfen, ob Fixierhosen aus Baumwolle oder aus
hochelastischem Kunststoff besser geeignet sind. Kunststoffhosen passen
sich den Körperformen besser an und zeichnen sich dadurch unter der
Kleidung kaum ab. Die Elastizität erschwert jedoch vielen Senioren die
Handhabung, insbesondere wenn die Fingerfertigkeit eingeschränkt ist.
Fixierhosen aus Baumwolle sind zwar teurer, bieten aber zumeist einen
höheren Tragekomfort.
-
Die Fixierhosen müssen Trockner geeignet
sein.
-
Bei erhöhter Sturzgefahr muss das Produkt auch Seitentaschen für
Hüftprotektoren beinhalten.
Einlagen:
-
Die Einlagen
und Vorlagen werden entsprechend der anatomischen Gegebenheiten
beschafft. Sie variieren in Breite, Länge und Dicke.
-
Einige
Produkte enthalten eine spezielle Saugschicht, etwa Superabsorber.
Dadurch wird Urin in einem Gel gebunden und von der Haut ferngehalten.
-
Ggf. sind auch Geruchsbinder enthalten, die den bakteriellen
Zersetzungsprozess verzögern und eine Geruchsbildung minimieren.
Wechselintervall
-
Die Einlage wird in einem individuellen Intervall gewechselt.
Zudem erhält der Bewohner eine neue Einlage, wenn er die Pflegekräfte
auf einen ungewollten Urinverlusst aufmerksam macht. Auch
Inkontinenzeinlagen mit hoher Saugkraft werden immer mehrfach täglich
gewechselt.
weitere Maßnahmen
-
Bei mehrfach verwendeten Fixierhosen werden diese am Hüftbund
mit dem Namen des Bewohners beschriftet. Wir nutzen dafür einen
wasserfesten Wäsche-Stift.
-
Der Heimbewohner wird über die
anstehende Maßnahme informiert (unabhängig von der
Kommunikationsfähigkeit). Seine Fragen werden umfassend beantwortet.
-
Der
Bewohner wird um Zustimmung gebeten und in das Badezimmer begleitet.
-
Die
Pflegekraft führt eine Händedesinfektion durch und legt die unsterilen
Handschuhe an.
Durchführung:
Wechsel der Einlage
-
Die Fixierhose und die alte Vorlage werden entfernt und im
Abwurfbehälter bzw. im Altwäschesammler entsorgt. In keinem Fall
werden die verbrauchten Materialien auf dem Fußboden
zwischengelagert.
-
Der Intimbereich wird gereinigt. Ggf. bieten wir dem Bewohner
einen Toilettengang an.
-
Ggf. erfolgt nun eine Hautschutzpflege mit geeigneten
Pflegeprodukten.
(Hinweis: Die genaue Durchführung kann je nach Hersteller und Produkt
abweichen.)
-
Die Pflegekraft hilft dem Bewohner beim Anziehen der Fixierhose.
-
Der Bewohner soll sich hinstellen. Die Fixierhose wird bis zu
den Oberschenkeln hochgezogen. Der Intimbereich bleibt zunächst
unbedeckt.
-
Die Vorlage wird in Längsrichtung gefaltet und zwischen den
Oberschenkeln platziert. Die breitere Seite zeigt zum Gesäß.
-
Die Pflegekraft zieht nun die Fixierhose hoch und entfaltet die
Vorlage. Zuerst wird der vordere und dann der hintere Bereich
entfaltet. Der Genitalbereich und das Gesäß sind nun abgedeckt.
-
Die Fixierhose wird so weit wie möglich nach oben gezogen. Der
Sitz der Vorlage insbesondere im Schrittbereich wird kontrolliert
und ggf. korrigiert.
-
Ein korrekter Sitz ist aus zwei Gründen sehr wichtig:
-
Wenn der Bewohner körperlich aktiv ist, kann es dazu kommen,
dass die Einlage verrutscht und Falten bildet. Diese können
Schädigungen der Haut verursachen.
-
Zudem können diese Hilfsmittel die austretende Feuchtigkeit
nur dann aufnehmen, wenn sie eng am Intimbereich fixiert sind.
Wir kontrollieren daher den Sitz der Vorlage sorgfältig.
-
Diese Maßnahme sollte mit einer Hautinspektion kombiniert
werden. Die Pflegekraft achtet auf Reizungen als Folge des Kontakts
mit Urin oder auf Druckstellen durch die Fixierhose.
Allgemeines
-
Insbesondere demente Senioren nutzen ggf. ihre Inkontinenz, um
Aufmerksamkeit der Pflegekräfte zu erzwingen. Wenn also der Bewohner
häufiger Urin verliert, als dieses aufgrund seines Krankheitsbildes zu
vermuten wäre, prüfen wir alternative Vorgehensweisen wie etwa die
verstärkte Nutzung von Validation oder angemessene
Beschäftigungsmaßnahmen.
Nachbereitung:
-
Die Pflegekraft stellt sicher, dass ein ausreichend großer
Vorrat an Einlagen verfügbar ist. Der behandelnde Arzt wird rechtzeitig
um eine neue Verordnung gebeten.
-
Das benötigte Material wird
verworfen.
-
Die Pflegekraft führt eine hygienische
Händedesinfektion durch.
-
Der Bewohner wird aufgefordert,
ausreichend zu trinken (Achtung: ggf. Trinkmengenbeschränkung beachten).
-
Alle Beobachtungen werden dokumentiert. Wichtige weitere
Parameter sind:
-
Datum
-
Schmerzäußerungen des Bewohners
-
Bei
relevanten Beobachtungen wird der Hausarzt informiert.
-
Ggf. wird
die Pflegeplanung des Bewohners aktualisiert.
-
Wir stellen sicher, dass
wir stets über einen ausreichenden Vorrat an Einlagen, Vorlagen und
Fixierungshosen verfügen.
Dokumente:
-
Berichtsblatt
-
Pflegeplanung
-
Fragen an den Arzt
Verantwortlichkeit /
Qualifikation:
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