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Pflegestandard "Versorgung des Wundrandes und der Wundumgebung"
Bei
der Versorgung von chronischen Wunden wird die Wundumgebung häufig nur
als Nebenschauplatz betrachtet. Zu Unrecht, denn ein Hautdefekt
verheilt zumeist ausgehend vom Rand. Unser Standard zeigt, wie Sie den
Wundverschluss konsequent fördern können.
Pflegestandard "Versorgung des Wundrandes und der Wundumgebung"
Definition:
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Der Wundrand ist der unmittelbare Übergang von
der Wunde zur Umgebungshaut. Der Bereich kann sich je nach
Wundheilungsstadium unterschiedlich darstellen. Im Idealfall ist er
glatt und rosa. Er geht flach in das Granulationsgewebe über. Die
Bildung von erstem Narbengewebe ist sichtbar.
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Die Wundumgebung ist das Areal, das die Wunde
umschließt. Die Haut ist überaus anfällig, da sie in Teilen aus frisch
gebildetem Epithel- oder Narbengewebe besteht. Gleichzeitig ist die
Wundumgebung hohen Belastungen ausgesetzt. Infektiöse Vorgänge
innerhalb der Wunde stören auch die Hautflora der umliegenden
Hautbereiche. Gleichzeitig gibt es mechanische Belastungen durch die
Fixierung der Wundauflage etwa mittels Klebestreifen, die mehrmals
aufgebracht und entfernt werden.
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Aus dem Bereich der Wundumgebung können Keime
in die Wunde getragen werden, etwa wenn sich die Wunde im Bereich der
Analfalte befindet.
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Die Epithelisierung einer Wunde beginnt i.d.R.
vom Wundrand aus. Von dort wandern Zellen in den Wundgrund. Diese
Zellen teilen sich besonders schnell und bilden ein neues Epithel. Wenn
der Wundrand leblos ist, wird sich die Wunde nur mit großer Verzögerung
verschließen.
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Die Beobachtung und die Pflege dieses
Hautbereiches ist also ein unverzichtbares Element der Wundversorgung.
Wir können Rückschlüsse ziehen auf die Durchblutungssituation, auf eine
entstehende Wundinfektion oder auf die Entstehung eines bösartigen
Tumors.
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Hinderlich ist der Mangel an objektiven
Kriterien zur Beschreibung der Wundumgebung. Der Zustand der Wunde
selbst lässt sich leicht erfassen, etwa durch Messung des Wundvolumens,
der Wundfläche oder der Tiefe von Wundtaschen. Für die Hautfarbe, für
die Hautfeuchtigkeit oder für die "Glattheit" bzw. die "Zerklüftung"
der Wundränder usw. gibt es keine praktikablen Messmethoden. Hier kann
die Pflegekraft nur mit eigenen Worten den Zustand beschreiben. Sind
mehrere Pflegekräfte an der Dokumentation beteiligt, ist eine objektive
Verlaufsbeschreibung kaum möglich.
Grundsätze:
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Wir arbeiten eng mit dem behandelnden Hausarzt
zusammen. Wir verstehen uns als Partner bei der Sicherstellung einer
raschen und komplikationsarmen Heilung.
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Eine Wundinfektion ist eine ernste
Komplikation, die nicht unterschätzt werden darf. Sie kann sich in das
umgebende Gewebe ausbreiten und eine Sepsis auslösen. Wenn sich die
Wundinfektion in einem Maß verschlimmert, dass sie mit unseren
pflegerischen Mitteln nicht mehr kontrolliert werden kann, wird der
Bewohner in ein Krankenhaus überwiesen.
Ziele:
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Wundheilungsstörungen werden korrekt und zeitnah erkannt.
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Die Wundränder werden vor schädlichen
Umwelteinflüssen geschützt. Es gelingt uns, eine konstante
Epithelisierung der Wunde aufrechtzuerhalten. Es kommt letztlich zu
einem erfolgreichen Wundverschluss.
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Durch eine lückenlose Dokumentation erleichtern
wir eine präzise Einschätzung des Heilungsverlaufs und schützen uns im
Schadensfall vor ungerechtfertigten Forderungen.
Vorbereitung:
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Die Haare in der Umgebung von Wunden werden
nicht durch eine Rasur entfernt. Durch eine Rasur kann es zu
Mikroverletzungen der Haut kommen, die wiederum als Eintrittspforte für
Keime dienen können. Störende Haare sollten daher mit einer Schere
gekürzt werden.
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Der Wundrand wird durch ein geeignetes Präparat vor einer Austrocknung geschützt.
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Eine Mazeration (s.u.) kann zumeist durch den Wechsel der Wundauflage korrigiert werden.
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Ideal eignen sich Langzeit-Hautschutzcremes
(wie etwa Cavilon), um den Wundrand zu unterstützen. Da diese einen
transparenten Film bilden, ist es vergleichsweise einfach, den
geschädigten Hautbereich zu beobachten. Mit abdeckenden Pasten ist
dieses kaum möglich.
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Der Wundrand wird (ebenso wie die Wunde selbst)
vor Druck und vor Traumata geschützt. Dieses erfolgt insbesondere durch
eine angemessene Lagerung des betroffenen Körperbereiches.
Durchführung:
Untersuchung auf Schädigungen
Wir achten auf die häufigsten Schädigungen. Bei relevanten Beobachtungen wird der behandelnde Hausarzt informiert.
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Rötungen, Überwärmung, Schwellungen, Druckempfindlichkeit und Schmerzen weisen auf eine sich entwickelnde Wundinfektion hin.
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Die Pflegekraft achtet auf scharf begrenzte
Rötungen, deren Fläche der Form der aufgelegten Wundauflage ähnelt. In
diesem Fall handelt es sich zumeist um eine allergische Reaktion auf
die Wundauflage. Auch eine Mazeration kann durch Allergien ausgelöst
werden.
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Falls rote Streifen aus dem geröteten Areal in
Richtung Körpermitte führen, kann eine Lymphgefäßentzündung vorliegen.
Da dann eine Antibiotikatherapie erforderlich ist, muss der Arzt
zeitnah informiert werden.
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Wenn sich die Rötung großflächig ausbreitet,
scharf begrenzt ist und eine purpurne Färbung annimmt, kann dieses auf
eine Streptokokkeninfektion hindeuten. Betroffene leiden zumeist
parallel an hohem Fieber.
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Ist die Wundumgebung opaleszent-weiß (schillernd weiß), weich und runzelig, liegt ggf. eine Mazeration vor.
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Ist die Wundumgebung geschwollen, handelt es
sich um ein Ödem (extrazelluläre Flüssigkeitsansammlung). Diese
Veränderung lässt sich am besten erkennen, wenn beide Körperseiten
miteinander verglichen werden, also etwa ein betroffener linker Fuß mit
dem nicht betroffenen rechten Fuß.
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Wir inspizieren die Form des unmittelbaren
Wundrandes. Ist dieser schräg abgeflacht, liegt oft ein venöses
Geschwür vor. Eine scharfe Begrenzung mit "ausgestanzten" Wundrändern
hingegen spricht für ein arterielles Geschwür. Sind die Wundränder
vorgewölbt oder eingerollt, kann ein Malignom bzw. ein Spinaliom
vorliegen. Der Arzt wird darüber informiert, damit er eine Biopsie
vornehmen kann.
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Wenn sich die Wundränder ablösen, untersuchen
wir diese mit einer Messsonde auf Taschen- und Höhlenbildung.
Alternativ nutzen wir eine Knopfkanüle. Unterminierte Wundränder führen
zu einer Vergrößerung der Wundfläche. Eine unterminierte Wunde kann
auch auf Tuberkulose bzw. auf Syphilis hindeuten. (Hinweis: Beide
Krankheiten sind in Deutschland wieder auf dem Vormarsch.)
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Bei Nekrosen ist die Größe das entscheidende
Kriterium. Kleine trockene Nekrosen werden letztlich spontan abfallen,
wenn sie weiter ausgetrocknet sind. Größere Nekrosen können die
Wundheilung verzögern, da sie Wundinfektionen fördern und das
Zusammenwachsen der Wundränder verhindern. Sie müssen vom Arzt entfernt
werden.
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Es ist wichtig, die Heilungsphase der
Wundränder mit der Heilungsphase der Wunde selbst zu vergleichen. So
kann es z.B. passieren, dass sich an den Wundrändern bereits
Epithelgewebe bildet, während die Wunde selbst noch in der
Reinigungsphase verharrt. In diesem Fall wird sich die Heilung des
gesamten Hautdefekts verzögern. Überdies steigt das Risiko, dass sich
Wundhöhlen bilden.
Die Hand als Diagnosewerkzeug
Das
wichtigste Instrument zur Erkennung und zur Bewertung von
Hautveränderungen ist die Hand der Pflegekraft. Wir beachten, dass die
Hand unterschiedliche Sensibilitätsbereiche aufweist.
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Eine Überwärmung kann am leichtesten mit dem Handrücken erfasst werden.
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Die Fingerspitzen sind ideal, um die Oberflächenstruktur und die Feuchtigkeit der Haut zu erspüren.
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Großflächigere Verhärtungen oder Ödeme kann die
Pflegekraft feststellen, indem sie die Handinnenfläche auf den
verdächtigen Hautbereich legt.
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Tiefer liegende Gewebeanomalien wie etwa Knoten
lassen sich mit dem Daumen lokalisieren. Die Pflegekraft achtet darauf,
dass sie nicht zu viel Druck ausübt.
Nachbereitung:
Der Zustand der Wundränder wird erfasst und dokumentiert. Relevant sind dabei insbesondere folgende Kriterien:
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Sind die Wundränder glatt und unauffällig? Oder sind sie ungleichmäßig, fransig und zerklüftet?
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Gibt es Beobachtungen, die auf eine Infektion
schließen lassen wie etwa Rötungen, Schwellungen, Überwärmung oder
(Druck-) Schmerz?
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Sind Nekrosen im Wundbereich sichtbar?
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Ist eine Geruchsbildung bemerkbar?
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Haben sich Ödeme gebildet?
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Gibt es Ekzeme im Wundbereich? Welche flächenmäßige Ausdehnung haben sie?
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Ist die Haut mazeriert?
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Ist die Haut minderdurchblutet?
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Gibt es im Wundbereich eine Höhlen- oder eine Taschenbildung?
Das Gleiche erfolgt mit der Wundumgebung.
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Wie geschmeidig ist die Haut?
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Wie ist der Hautzustand? Ist die Haut trocken, rissig, schuppig, feucht oder verhornt?
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Sind Hautirritationen sichtbar, etwa Rötungen der Haarfollikel im Klebebereich der Wundauflagenfixierung?
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Gibt es sichtbare allergische Reaktionen, etwa auf Medikamente oder auf Verbandsstoffe?
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Gibt es sichtbare Verletzungen, etwa Einrisse?
Der behandelnde Arzt wird über alle relevanten Beobachtungen informiert.
Dokumente:
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Wunddokumentation
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ärztliches Verordnungsblatt
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Kommunikationsblatt mit dem Arzt
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Pflegeplanung
Verantwortlichkeit / Qualifikation:
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