Diese Seiten wurden für Smartphones optimiert.
Für die PC-Version
klicken Sie bitte hier.
Standard "Zweiteilige Versorgungssysteme bei Inkontinenz" (ambulante Pflege)
Die
Anbieter von zweiteiligen Versorgungssystemen versprechen viel. Die
Kombination aus Netzhose und modernen Einlagen soll Inkontinenz sicher
und diskret kompensieren. Und tatsächlich übertreibt die Werbung
diesmal nicht. Selbst in fortgeschrittenen Krankheitsstadien können
viele Betroffene auf die verhassten "Windeln" verzichten.
Standard "Zweiteilige Versorgungssysteme bei Inkontinenz" (ambulante Pflege)
Definition:
-
Wir nutzen zweiteilige Systeme (sog. "offene"
Systeme), um Harninkontinenz unserer Klienten zu kompensieren. Der
austretende Urin wird von einer Einlage oder Vorlage aufgefangen. Mit
einem eng anliegenden Schlüpfer oder einer speziellen Netzhose stellen
wir sicher, dass das aufsaugende Material im Intimbereich fixiert wird.
-
Kleinere Einlagen eignen sich vor allem zur
Versorgung von betroffenen Frauen, können aber auch von Männern genutzt
werden. Sie sind an der Außenseite mit einem längs verlaufenden
Klebestreifen versehen. Dieser fixiert die Einlage in der Unterwäsche.
-
Die gleiche Funktion erfüllen bei Männern
Penistaschen. In diese anatomisch geformten Einlagen wird der Penis
eingeführt. Kleinere Mengen Urin werden damit sicher aufgenommen.
-
Entscheidend für die Wirksamkeit ist der Sitz
der Unterwäsche. Verrutscht diese, ist die Einlage funktionslos. Daher
können statt konventioneller Slips auch Fixierhosen genutzt werden.
Diese bestehen aus Baumwolle oder auch aus hochelastischem
Kunststoffgewebe.
-
Produkte aus Baumwolle sind angenehm zu tragen
und bleiben auch nach mehrmaligem Waschen formstabil. Allerdings ist
die Anschaffung vergleichsweise kostenintensiv. Fixierhosen aus
Kunststoff sind deutlich preisgünstiger und passen sich der Körperform
besser an.
-
Bis vor wenigen Jahren war die
Aufnahmekapazität dieser Einlagen vergleichsweise gering, sodass nur
leichte Verläufe einer Inkontinenz damit kompensiert werden konnten.
Dank neuer Materialien besteht hinsichtlich der Aufnahmekapazität kein Unterschied mehr zu den einteiligen Systemen.
Grundsätze:
-
Einlagen werden nur dann genutzt, wenn es dafür eine entsprechende ärztliche Diagnose bzw. eine pflegefachliche Begründung gibt.
-
Eine optimale Versorgung ist nur möglich, wenn
das Produkt individuell auf den jeweiligen Klienten abgestimmt ist;
also insbesondere hinsichtlich der Größe, der Handhabbarkeit sowie des Tragekomforts. Fehlangepasste
Versorgungssysteme beeinträchtigen die Lebensqualität.
Ziele:
-
Der Tragekomfort ist möglichst hoch.
-
Die Diskretion bleibt gewahrt. Das Selbstwertgefühl des Klienten wird nicht unnötig beeinträchtigt.
-
Die Folgen einer Inkontinenz werden gemildert. Insbesondere kommt es zu keinen Hautschäden durch dauerhaften Kontakt mit Urin.
Vorbereitung:
Indikation
-
Zweiteilige Systeme eignen sich, wenn der Klient gleichzeitig ein Toiletten-Training durchführt. Die Handhabung
ist vergleichsweise einfach. Die meisten Klient en können sich
eigenständig die Hose aus- und wieder anziehen.
Wechselintervall
-
Die Einlage wird in einem individuellen
Intervall gewechselt. Zudem erhält der Klient eine neue Einlage, wenn
er die Pflegekräfte auf einen ungewollten Urinverlust aufmerksam macht.
weitere Maßnahmen
-
Der Klient wird über die anstehende
Maßnahme informiert (unabhängig von der Kommunikationsfähigkeit). Seine
Fragen werden umfassend beantwortet. Der Klient wird um Zustimmung
gebeten.
-
Die Fenster werden geschlossen und die Raumluft ggf. auf eine angenehme Temperatur geheizt.
-
Das Bett wird in eine angenehme Arbeitshöhe gebracht.
-
Die Pflegekraft führt eine Händedesinfektion durch und legt die unsterilen Handschuhe an.
Kosten und Beschaffung
-
Inkontinenzprodukte sind grundsätzlich erstattungsfähig.
-
Unsere Klienten müssen bei Inkontinenzprodukten, die zu
Lasten der gesetzlichen Krankenkassen verschrieben werden, bei jeder
Packung aus eigener Tasche 10 Prozent zuzahlen. Die Zuzahlungen dürfen allerdings höchstens 10
Euro pro Kalendermonat betragen.
-
Um finanzielle Härten für die Versicherten zu
vermeiden, wurde vom Gesetzgeber eine Überforderungsklausel mit einer
Belastungsobergrenze eingeführt. Die Gesamtsumme aller Zuzahlungen darf
pro Kalenderjahr zwei Prozent der Bruttoeinnahmen eines Versicherten
nicht überschreiten. Ist die Belastungsgrenze erreicht, können sich
unsere Klienten von weiteren Zuzahlungen bei ihrer gesetzlichen
Krankenkasse für das laufende Kalenderjahr befreien lassen.
-
Wählt der Klient ein Produkt, dessen Preis den
Festbetrag übersteigt, muss er die Differenzkosten zwischen dem
Festbetrag und den Kosten für das Produkt selbst tragen.
-
Unsere Klienten reichen die ärztliche
Verordnung im Original bei der Geschäftsstelle der Krankenkasse oder
direkt beim zuständigen Anbieter für Inkontinenzartikel ein.
-
Der Klient erhält dann die Lieferung per Post
oder Paketdienst innerhalb von zwei Werktagen. Falls möglich, werden
Wunschtermine berücksichtigt.
Durchführung:
-
Der Klient soll die Netzhose anziehen. Dieses erfolgt ggf. im Stehen.
-
Die
Pflegekraft umgreift mit beiden Händen die Einlage und formt ihn zu
einem Steg. Sie kann die Einlage nun leichter
zwischen den Oberschenkeln des Klienten so platzieren, dass sowohl der
vordere Intimbereich wie auch das Gesäß erreicht werden kann. Aufgrund
der Keimverschleppung wird die Einlage immer von vorne nach hinten
eingelegt.
-
Die Pflegekraft zieht die Netzhose hoch. Sie entfaltet den vorderen Teil vor dem Genital.
-
Die Pflegekraft kontrolliert noch einmal den Sitz und korrigiert ggf. abschließend die Lage der Hose und der Einlage.
Nachbereitung:
-
Das benötigte Material wird verworfen.
-
Der Klient wird bequem gelagert und nach dem Befinden befragt.
-
Das Bett wird in die Ausgangsposition gebracht.
-
Die Klingel wird in Reichweite des Klienten abgelegt.
-
Die Pflegekraft führt eine hygienische Händedesinfektion durch.
-
Der Klient wird aufgefordert, ausreichend zu trinken (Achtung: ggf. Trinkmengenbeschränkung beachten).
-
Alle Beobachtungen werden dokumentiert. Wichtige weitere Parameter sind:
-
Datum
-
Schmerzäußerungen des Klienten
-
Bei relevanten Beobachtungen wird der Hausarzt informiert.
-
Ggf. wird die Pflegeplanung des Klienten aktualisiert.
-
Die Pflegekraft stellt sicher, dass ein
ausreichend großer Vorrat an Vorlagen verfügbar ist. Der behandelnde
Arzt wird rechtzeitig um eine neue Verordnung gebeten.
Dokumente:
-
Berichtsblatt
-
Pflegeplanung
-
Fragen an den Arzt
Verantwortlichkeit / Qualifikation:
|