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Standardpflegeplan "Unruhe / Weglauftendenz"

Wegläufer ist nicht gleich Wegläufer. Bei einem Senioren, der regelmäßig - aber ohne Abmeldung - im benachbarten Kiosk einen Sechserpack "Kurze" kauft, sind keine Vorsichtsmaßnahmen erforderlich. Komplizierter wird die Pflegeplanung aber, wenn aufgrund von körperlichen oder psychischen Erkrankungen eine Eigen- oder Fremdgefährdung anzunehmen ist.


Standardpflegeplan "Unruhe / Weglauftendenz"


  • Als Begleiterscheinung einer demenziellen Erkrankung können Unruhe- und Agitiertheitszustände auftreten. Bei vielen Betroffenen kommt es neben der emotionalen Erregung auch zu einem nicht kontrollierbaren Bewegungsdrang. In der Folge läuft der Bewohner ohne Pause und oft bis zur Erschöpfung durch die Einrichtung. Ein Entweichen aus dem Pflegeheim geschieht dabei eher zufällig und kann mit einem vergleichsweise geringen Aufwand vermieden werden.
  • Eine größere Gefahr besteht für Bewohner, die unsere Einrichtung gezielt ohne Rücksprache verlassen und dann hilflos in der Umgebung umherirren. Dieses "Weglaufen" ist die Folge einer zeitlichen und räumlichen Desorientierung. Der Bewohner versteht nicht, dass er nun in einem Pflegeheim lebt. Viele demenzkranke Frauen und Männer glauben, noch immer berufstätig zu sein oder Kinder versorgen zu müssen. Sie verlassen die Einrichtung, weil sie "nach Hause" oder "zur Arbeit" gelangen wollen. Die unkontrollierten Aktivitäten sind nicht zuletzt für den Senioren selbst riskant. Vor allem Dehydratation, Unterzuckerung oder die Folgen einer unterbliebenen Medikamenteneinnahme bedeuten eine Gefährdung für die Gesundheit oder sogar für das Leben des Bewohners. Im Winter besteht schon nach kurzer Zeit das Risiko des Erfrierens.
  • Studien zufolge ist jeder fünfte Bewohner einer stationären Einrichtung von einer Weglauftendenz betroffen.
Anmerkung:
  • Standardpflegepläne geben für spezielle Pflegeprobleme die typischen pflegerischen Maßnahmen vor, so etwa wie in diesem Beispiel für Unruhe und Weglauftendenz. Standardpflegepläne umfassen generelle und potenzielle Pflegeprobleme, Pflegemaßnahmen und Pflegeziele.
  • Aus diesem Grund erleichtert ein Standardpflegeplan zwar die Pflegedokumentation, aber er ersetzt auf keinen Fall eine individuelle auf den Bewohner / Patienten bezogene Pflegeplanung.
  • Jede Pflegefachkraft ist gehalten, diese generellen Pflegeprobleme, Pflegemaßnahmen und Pflegeziele auf Relevanz zu überprüfen und auf die individuellen Einschränkungen und Ressourcen des jeweiligen Bewohners / Patienten anzupassen. Wichtig ist auch beim Einsatz von Standardpflegeplänen, diese in regelmäßigen Abständen zu überprüfen und ggf. zu überarbeiten, da sie immer auf dem aktuellen Stand sein sollten.

Pflegeproblem

Pflegemaßnahmen

Pflegeziel


Sich bewegen


  • Der Bewohner läuft scheinbar ziellos im Wohnbereich umher und verlässt häufig die Einrichtung.

  • Wir achten auf das Verhalten des Bewohners, um ein Weglaufen möglichst frühzeitig zu erkennen. Dieses kann sich entweder durch typisches Verhalten andeuten oder durch sprachliche Hinweise, etwa wenn der Bewohner äußert, dass er gleich zur Schule gehen müsse.
  • Wir sammeln alle Informationen, die für die Bestimmung der Ursache und der Motivation des Bewohners relevant sein könnten. Etwa:
    • Wohin geht der Bewohner?
    • Wie weit entfernt er sich von der Einrichtung?
    • Wie oft verlässt er die Einrichtung?
    • Wie ist der Zustand des Bewohners, wenn der Laufzwang einsetzt? Ist er erregt oder müde? Friert er oder hat er Harndrang? Hat er Hunger oder Durst? Hat er Angst und fühlt sich verfolgt?
  • Wenn der Bewohner nach einem Ausflug in die Einrichtung zurückkehrt, dürfen ihm keine Vorhaltungen gemacht werden. Er wird stets freundlich empfangen und erhält insbesondere ein Getränk. Zudem werden die Vitaldaten ermittelt.

  • Ein sich andeutendes Weglaufverhalten wird rechtzeitig erkannt.
  • Wir verfügen über alle Informationen, die wir benötigen, um den Bewohner schnell ausfindig zu machen.

Vitale Funktionen des Lebens aufrechterhalten


  • Der Bewohner nimmt Medikamente, deren Nebenwirkungen mitursächlich für die Unruhe sein könnten.

  • Wir prüfen, ob die Einnahme von Beruhigungsmitteln mitursächlich für die Unruhe ist. Eine zu geringe Dosis kann beim Bewohner einen Zustand zwischen Schlaf und Wachsein auslösen.
  • Vor allem Neuroleptika, Nootropika und aktivierende Antidepressiva können Unruhe steigern.

  • Der Einfluss von Beruhigungsmitteln wird geklärt. Ggf. wird die Medikamentierung angepasst.

  • Der Bewohner leidet unter Krankheiten, die mitursächlich für die Unruhe sein könnten.

  • Wir prüfen, welchen Einfluss diverse Krankheiten auf das Verhalten des Bewohners haben. Diese sollten umgehend behandelt werden. Etwa:
    • Urämie (Harnvergiftung) bei einer Insuffizienz der Nieren
    • Enzephalopathie, also eine nichtentzündliche diffuse Erkrankung oder Schädigung des Gehirns
    • Mangeldurchblutung des Gehirns als Folge einer Insuffizienz des Herzens
    • Arteriosklerose von Hirngefäßen
    • Diabetes mellitus mit Stoffwechselentgleisungen
    • drastische Elektrolytverluste
    • starke Schmerzen
    • Vergiftungen
    • Fieber

  • Die Auswirkungen der Erkrankungen auf die Weglauftendenz werden korrekt eingeschätzt.

  • Der Bewohner leidet unter Krankheiten, die mitursächlich für die Unruhe sein könnten.
  • Der Bewohner ist demenziell verändert. Er hat Orientierungsstörungen und Gedächtnisstörungen. Er ist nicht in der Lage, sein Handeln im "Hier und Jetzt" zu steuern.

  • Wir setzen die Maßnahmen um, die im Standard "Pflege von demenziell veränderten Bewohnern" beschrieben sind.

  • Die Auswirkungen der Demenz auf das Weglaufverhalten werden so weit es uns möglich ist reduziert.

  • Der Bewohner leidet unter einer Abhängigkeitserkrankung. Er versucht, Suchtmittel zu erlangen.

  • Sofern wir mit unseren begrenzten Ressourcen dazu in der Lage sind, helfen wir dem Bewohner bei der Überwindung der Abhängigkeit.
  • Die dazu notwendigen Schritte sind in den entsprechenden Standards beschrieben, etwa im Standard "Pflege von alkoholabhängigen Senioren" oder im Standard "Pflege und Betreuung medikamentenabhängiger Senioren".

  • Die Sucht als Auslöser der Unruhe wird überwunden.

Essen und trinken


  • Aufgrund des erhöhten Bewegungsdranges ist der Kalorienbedarf erhöht. Der Bewohner nimmt nicht ausreichend Nahrung zu sich, um einen Gewichtsverlust zu vermeiden.
  • Der Bewohner schwitzt während des Laufens sehr stark und nimmt zu wenig Getränke zu sich. Der Flüssigkeitsverlust steigert die Desorientierung. Es besteht das Risiko der Dehydratation.

  • Wenn es keinen Grund gibt, um den Bewohner in der Einrichtung festzuhalten, sorgen wir dafür, dass er bei seinen Spaziergängen ein Getränk und ggf. auch einen Snack bei sich hat. Es ist wichtig, dass der Bewohner den Getränkebehälter öffnen kann. Das Einstechen eines Strohhalmes in einen Tetrapack stellt hohe Ansprüche an die Feinmotorik.
  • Der BMI des Bewohners wird regelmäßig ermittelt. Bei Bedarf wird die Ernährung des Bewohners entsprechend angepasst.

  • Der erhöhte Energie- und Flüssigkeitsbedarf wird kompensiert.
  • Ein zu großer Gewichtsverlust wird vermieden.

Sich kleiden


  • Der Bewohner verlässt häufig unbemerkt die Einrichtung und irrt dann durch die Umgebung.

  • Wir stellen sicher, dass der Bewohner helle Kleidung trägt. Jacken werden nach Möglichkeit mit Reflektoren ausgestattet.
  • In der Kleidung und in der Handtasche werden der Name und die Adresse der Einrichtung vermerkt.
  • Die Kleidung des Bewohners wird mit kleinen Sendern ausgestattet, die in Kombination mit einem Sensorensystem an den Eingängen ein Entweichen rechtzeitig melden.
  • Wir achten darauf, dass der Bewohner auch innerhalb der Einrichtung stabiles Schuhwerk trägt. Dieses sollte so gewählt werden, dass sich der Bewohner nach einem Entweichen aus der Einrichtung auch im Freien sicher fortbewegen kann.

  • Der Bewohner kann anhand seiner Kleidung identifiziert werden.
  • Wenn der Bewohner aus der Einrichtung entweicht, ist er zumindest angemessen bekleidet.

Ruhen und schlafen


  • Der Demenzkranke kann nachts einen Traum nicht von der Realität unterscheiden. Er ist desorientiert und unruhig, verlässt sein Bett und wandert umher.

  • Durch geeignete Maßnahmen verhindern wir, dass der Bewohner stürzt. Stolperfallen werden entfernt und ein Nachtlicht eingeschaltet.
  • Wir prüfen, ob die Nebenwirkungen von Medikamenten mitverantwortlich für das Verhalten sind. Ggf. werden der Wirkstoff oder der Applikationszeitpunkt geändert.
  • Wir prüfen, ob in der Nacht als letzte Option ein Bauchgurt und ein hochgestelltes Bettgitter erforderlich sind. In diesem Fall muss der Bewohner von den Mitarbeitern der Nachtschicht engmaschig überwacht werden.

  • Der Bewohner hat eine erholsame Nachtruhe.

  • Der Bewohner ist nachts unruhig, verlässt sein Zimmer und läuft durch den Wohnbereich.

  • Wir versuchen zu klären, welche Ursache es für die Unruhe gibt. Mögliche Auslöser sind:
    • zu viel Licht im Bewohnerzimmer, etwa durch die Straßenbeleuchtung
    • Verwechselung im Tag-Nacht-Rhythmus
    • Schmerzen
    • nächtliche Ruhestörung, etwa durch das Schnarchen eines Zimmergenossen.
    • Wenn der Tag-Nacht-Rhythmus gestört ist, versuchen wir die Orientierung wieder herzustellen.
    • Das Zimmer wird durch Jalousien oder dichte Vorgänge vor Lichteinfall geschützt.
    • Die am Tag getragenen Kleidungsstücke werden in den Schrank geräumt.
  • Je nach persönlichem Geschmack erhält der Bewohner einen Schlummertrunk. Ideal ist Milch. In geringen Mengen kann ggf. auch ein alkoholisches Getränk gereicht werden. Ungeeignet sind i.d.R. heiße Schokolade, Kaffee oder Tee.

  • Die Auslöser der Schlafstörung sind bekannt und können beseitigt werden.

Sich beschäftigen


  • Dem Bewohner ist häufig langweilig. Er schläft deshalb viel am Tag. In der Nacht ist er dann nicht mehr müde.

  • Der Bewohner wird am Tag aktiv gehalten. Wir ermuntern ihn, an unserem Beschäftigungsprogramm teilzunehmen oder eigenen Hobbys nachzugehen.
  • Er sollte keinen Mittagsschlaf halten.

  • Der Bewohner erhält die Möglichkeit, seinen Bewegungsdrang tagsüber auszuleben und seine Energien zu verbrauchen.

  • Der Bewohner ist desorientiert und will das Gebäude verlassen.

  • Wir versuchen, den Bewohner durch Ablenkung von seinem Plan abzubringen. Wir schlagen ihm insbesondere alternative Beschäftigungsmöglichkeiten innerhalb des Hauses vor.
  • Wir prüfen, ob es möglich ist, dass der Bewohner von einem Praktikanten, einem ehrenamtlichen Mitarbeiter oder von einer Betreuungskraft begleitet wird. (Ideal sind auch Spaziergänge auf "Endloswegen" mit eingestreuten Sitzgelegenheiten, wie sie inzwischen in sog. "Demenzgärten" zu finden sind.)
  • Wir versuchen, Konfrontationen oder körperlichen Zwang zu vermeiden.

  • Der Bewohner bleibt im Gebäude bzw. im umzäunten Gelände, ohne dass dafür Zwang ausgeübt werden musste.

  • Bei Freizeitaktivitäten versucht der Bewohner, den Raum zu verlassen. Er muss dann vom Mitarbeiter zurück zu seinem Platz gebracht werden. Das Verhalten stört die anderen Teilnehmer.

  • Wir prüfen, ob das Verhalten abhängig von der Tageszeit ist und passen die Planung der Beschäftigungsangebote entsprechend an. (Hinweis: Bei vielen Seniorinnen tritt die Unruhe z. B. um die Mittagszeit auf, wenn die Kinder von der Schule kamen und versorgt wurden.)
  • Die Mitarbeiter nutzen die Prinzipien der validierenden Kommunikation. Wir prüfen, ob wir einen biografischen Bezug zum Beschäftigungsangebot herstellen können. (Hinweis: Im obigen Beispiel könnte die Bewohnerin an der Kochgruppe teilnehmen. Damit wäre dann der biografische Anknüpfungspunkt zur Tätigkeit als Hausfrau und Mutter gefunden.

  • Der Bewohner nimmt konzentriert an dem Beschäftigungsangebot teil. Durch den zwischenmenschlichen Dialog wird der Impuls zum Weglaufen reduziert.

  • Der Bewohner nimmt an den Freizeitaktivitäten zwar teil, will danach aber nicht auf den Wohnbereich zurückkehren. Er möchte stattdessen die Einrichtung verlassen und "nach Hause" gehen.

  • Wir stellen sicher, dass der Bewohner von einer Pflegekraft am Betreuungsraum abgeholt wird. Der Therapeut wird gebeten, den Bewohner noch so lange zu beschäftigen, bis er an die Pflegekraft übergeben wurde, die ihn dann zurück auf den Wohnbereich begleitet.

  • Der Bewohner kehrt nach dem Beschäftigungsangebot sicher auf den Wohnbereich zurück.

Für eine sichere Umgebung sorgen


  • Der Bewohner ist nachts unruhig, verlässt sein Zimmer und geht durch den Wohnbereich.

  • Räume, in denen sich gefährliche Gegenstände befinden, werden in der Nacht konsequent abgeschlossen.
  • Treppen werden mit Gittern versehen, um ein Herunterstürzen eines Bewohners zu verhindern.
  • Alle Türen, die nach außen führen, sind nachts verschlossen oder werden vom Personal überwacht.
  • Im Badezimmer und in allen Räumen, die zwischen dem Bewohnerzimmer und dem WC liegen, brennt auch in der Nacht in schwaches Licht.

  • Die Gesundheit des Bewohners wird durch das Umherwandern nicht gefährdet.

  • Der Bewohner bewegt sich außerhalb der Einrichtung im Straßenverkehr. Aufgrund der altersbedingten Einschränkungen ist er dort einem erhöhten Unfallrisiko ausgesetzt.

  • Wir stellen sicher, dass der Bewohner über eine Brille mit aktuellen Glasstärken verfügt. Er sollte diese Brille konsequent tragen.
  • Bei Hörschäden sollte der Bewohner über zwei funktionsfähige Hörgeräte mit geladenen Akkus verfügen. Wir ermuntern ihn, diese Systeme auch zu nutzen.
  • Bei begleiteten Spaziergängen erläutern wir dem Bewohner das richtige Verhalten im Straßenverkehr; insbesondere etwa die Nutzung des Ampel-Leitsystems für Blinde (mit dem "Summer").
  • Wenn der Bewohner ein Geschäft aufsuchen will, organisieren wir ggf. eine Gruppe von Mitbewohnern, die dann gemeinsam einkaufen gehen.
  • Das Verhalten des Bewohners im Straßenverkehr wird von uns stichprobenartig überwacht. Das Risiko für den Bewohner und für andere Verkehrsteilnehmer wird regelmäßig neu bewertet. 

  • Die Unfallgefahr wird auf ein Minimum reduziert.

  • Der Bewohner weist eine erhöhte Sturzgefährdung auf. Als Folge der Unruhezustände ist er bereits mehrfach bei Ausflügen gestürzt.

  • Die Vorgaben unseres Standards "Sturzprophylaxe" werden umgesetzt; etwa hinsichtlich der Verwendung von Hüftprotektoren.
  • Wir legen dem Bewohner die Nutzung eines Rollators nahe. Wir helfen bei der Beschaffung und bei der Einweisung.

  • Der Bewohner stürzt nicht.
  • Die gesundheitlichen Folgen eines Sturzes werden minimiert.

  • Der Bewohner verlässt die Einrichtung und findet nicht mehr zurück.

  • Der Bewohner erhält ein Armband mit der eingravierten Adresse und der Telefonnummer der Einrichtung; alternativ einen SOS-Anhänger.
  • Der Bewohner erhält einen Brustbeutel. In diesem finden sich schriftliche Anweisungen für den Fall, dass sich der Bewohner verläuft.
  • Wir trainieren mit dem Bewohner das richtige Verhalten, wenn er sich verlaufen hat. Also: Nutzung der Notruffunktion öffentlicher Telefone, Herbeirufen von Hilfe usw.
  • Wir bitten die Angehörigen, ein kleines Smartphone zu beschaffen. Dieses wird eingeschaltet und mit aktivierter GPS-Ortung in einer der Taschen abgelegt. Die Zustimmung des Bewohners bzw. ein richterlicher Beschluss liegen vor.
  • Auf der Basis des Standards "Pflege von Bewohnern mit Weglauf- und Hinlauftendenz" bereiten wir uns frühzeitig auf ein solches Ereignis vor. Insbesondere halten wir stets ein aktuelles Foto des Bewohners für die Polizei bereit.

  • Wir sind optimal auf ein Weglaufen des Bewohners vorbereitet.

  • Der Bewohner verlässt häufig unbemerkt die Einrichtung. Auch nach Ausschöpfung aller Möglichkeiten zur Reduzierung der Gesundheitsrisiken ist die Gefahr inakzeptabel hoch.

  • Bei vielen Senioren ist das Verlassen der Wohnung und später des Pflegeheims ritualisiert. (So wie viele Pflegekräfte niemals ohne ihr Smartphone vor die Tür gehen würden.) Wenn ein "Baustein" des Rituals fehlt, kann der Impuls unterbrochen werden.
  • Wir erfassen sorgfältig, welche Kleidung und Gegenstände der Bewohner gewöhnlich bei seinen Wanderungen mitnimmt. Etwa: Hut, Regenschirm, Wanderstock oder Handtasche. Diese werden ggf. versteckt. (Hinweis: Dies ist bereits eine freiheitsentziehende Maßnahme, und muss gerichtlich genehmigt werden.)

  • Der Bewohner verlässt die Einrichtung nicht.

  • Das Verhalten des Bewohners bleibt trotz unserer Bemühungen unverändert. Er stellt zudem eine Gefahr für sich und/oder für andere Menschen dar.
  • Aufgrund des Verhaltens und entsprechender Äußerungen ist von suizidalen Absichten auszugehen.

  • Wir prüfen, ob der Bewohner in einem beschützten Wohnbereich versorgt werden sollte.
  • Gemeinsam mit dem behandelnden Arzt prüfen wir, ob der Einsatz von Sedativa angemessen ist.
  • Wir prüfen, ob der Bewohner als letztes Mittel fixiert werden muss. Die Vorgaben im entsprechenden Standard werden sorgfältig umgesetzt.

  • Eine Selbst- oder Fremdgefährdung wird reduziert.

Soziale Bereiche des Lebens sichern


  • Der Bewohner vermisst einen für ihn wichtigen Gegenstand, den er folglich suchen will. Diese Suche steigert sich zu Unruhezuständen und zum Umherwandern.

  • Wir prüfen, welche häufig verlegten Gegenstände für den Bewohner von solch zentraler Bedeutung sind. Wir bitten die Angehörigen, ein Duplikat dieses Gegenstandes zu beschaffen. Der Bewohner erhält diesen Ersatz, bis das Original wieder auftaucht.

  • Der Bewohner beruhigt sich wieder. Das Verhalten normalisiert sich.

Mit existentiellen Erfahrungen des Lebens umgehen


  • Der Bewohner ist unruhig, verlässt sein Zimmer und läuft durch den Wohnbereich.

  • Wir prüfen, ob der Bewohner depressiv ist. Falls es relevante Hinweise auf eine Erkrankung gibt, regen wir eine fachärztliche Untersuchung an.
  • Wir prüfen, ob das Verhalten die Folge von Trauer oder des erst kürzlich erfolgten Heimeinzuges ist.

  • Eine mögliche Depression wird rechtzeitig erkannt und angemessen behandelt.

  • Dem Bewohner ist nicht bewusst, dass er jetzt in einem Pflegeheim lebt. Er will nach Hause / zur Schule / zur Arbeit gehen und verlässt das Gebäude.

  • Wir nutzen die Validation.
    • Wir befragen ihn nach seinem Zuhause und nach den Erinnerungen, die er damit verbindet.
    • Wir erklären dem Bewohner, dass dieses nun sein Zuhause ist. Er soll sich keine Sorgen machen.
  • Wir bieten dem Bewohner an, einen begleiteten Spaziergang zu machen und hoffen, dass er darüber seine ursprüngliche Absicht vergisst.
  • Korrekturen des Bewohnerverhaltens mit Realitäts-Orientierungs-Training (ROT) sind zumeist kontraproduktiv.

  • Der Bewohner nimmt die Einrichtung als sein neues Zuhause und seinen Lebensmittelpunkt an.

  • Der Bewohner fühlt sich in der Einrichtung offenbar nicht zuhause. Dieses Gefühl fördert den Laufzwang.

  •   Wir sorgen für eine familiäre Atmosphäre in der Einrichtung:
  • Wir nutzen Körperkontakt, um Vertrautheit zu fördern.
  • Wir nutzen konsequent das System der Bezugspflege.
  • Wir nutzen einen Hundebesuchsdienst.
  • Wir integrieren die bisherigen Lebensgewohnheiten in den Tagesablauf des Bewohners in der Einrichtung.
  • Wir stärken das Selbstwertgefühl des Bewohners, indem wir ihn kleine Aufgaben ausführen lassen, etwa das Decken des Tisches oder Blumengießen.
  • Wir statten das Zimmer des Bewohners mit vertrauten Gegenständen, Fotos usw. aus.
  • Wir wecken Erinnerungen an die Kindheit, etwa durch Kleider, Gedichte oder Fotos.
  • Wir animieren den Bewohner, soziale Kontakte innerhalb der Einrichtung zu knüpfen.
  • Wir stehen dem Bewohner jederzeit für ein Gespräch zur Verfügung.
  • Wir planen Tages- und Wochen strukturierende Maßnahmen.
  • Stressfaktoren werden auf ein Minimum reduziert. Dazu zählt insbesondere Streit mit Mitbewohnern.
  • Wir vermeiden eine Reizüberflutung des Bewohners. Dazu gehört auch, unbeachtet laufende Radios und Fernsehgeräte abzuschalten.
  • Wir prüfen, ob der Bewohner möglicherweise aus der Einrichtung entweichen möchte, um Suchtmittel zu beschaffen (Alkohol, Medikamente, Drogen usw.)

  • Der Bewohner nimmt die Einrichtung als sein neues Zuhause und seinen Lebensmittelpunkt an.